Suchen Sie sich Ihre Themen eigentlich danach aus, ob sie sich für Vorträge eignen?
Nein. Ich bin ein Geschichtenerzähler. Und in Vorträgen funktionieren Geschichten nun mal am besten. Ich fühle mich angezogen von interessanten Geschichten. Sie sind ein Vehikel, um komplexe Ideen zu erklären. Das ist also eher ein glücklicher Zufall. Außerdem glaube ich: Wer gut schreiben will, muss Vorträge halten.
Wieso?
Man lernt, Geschichten zu erzählen. Wenn jemand ein Buch kauft, macht er das freiwillig. Bei einer Konferenz sind die Zuhörer vielleicht zufällig da oder komplett desinteressiert. Man muss also hart arbeiten, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen – und das mitunter eine ganze Stunde lang. Dabei lernt man, eine Geschichte zu erzählen.
Und wie macht man das?
Man achtet auf die Charaktere. Mein Buch „David und Goliath“ ist interessant, weil die Charaktere sehr verschieden und reizvoll sind. Ich achte sehr genau darauf, welche Protagonisten ich auswähle. Sie müssen interessant sein, unwiderstehlich, müssen lebendig werden. Dafür gibt es keine Formel, sondern das ist Übungssache.
Vor einigen Monaten haben Sie sich erstmals bei Twitter angemeldet. Üben Sie dort auch?
Ja, immerhin 53 Tweets habe ich schon. Aber ich muss zugeben, dass ich den Dienst sehr sporadisch nutze.
Auch sonst verzichten Sie auf Social-Media-Aktivitäten. Weil Sie es nicht mehr nötig haben?
Ich hatte Glück. Wer sich vor dem digitalen Zeitalter einen Namen machen wollte, musste bei einer renommierten Institution sein. Ich durfte bei großen Medien wie der „Washington Post“ oder dem „New Yorker“ arbeiten. Das System war darauf zugeschnitten, um als Journalist bekannt zu werden. Das hat sich geändert.
Würden Sie also aktiver bloggen und twittern, wenn Sie heute am Anfang Ihrer Karriere stünden?
Definitiv! Dann hätte ich keine andere Wahl.
Finanziell haben Sie es heute ohnehin nicht mehr nötig.
Das war aber auch nie meine Motivation.
Das sagt doch jeder Erfolgreiche.
Nun ja, manche meinen es ehrlicher als andere. Deshalb mein Rat: Wer als Schriftsteller finanziell erfolgreich sein will, darf niemals versuchen, finanziell erfolgreich zu sein.