Malcolm Gladwell Wenn die Schwachen die Starken besiegen

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Geschichtenerzählen ist Übungssache

Sind Sie auch rhetorisch der Chef?
Mitarbeiter machen nicht, was sie sollenWenn Mitarbeiter nicht wissen, was es ihnen persönlich einbringt, dann machen sie in den seltensten Fällen, was ihnen gesagt wird. Deshalb sollten die Manager persönliche Anreize setzen und erklären, was der Vorteil für den individuellen Mitarbeiter ist: Ob er Fußballkarten, einen Bonus oder eben Karten für die Oper möchte, Sie sollten ihm den Wunsch erfüllen. Quelle: dpa/dpaweb
4. Effektiv kommunizierenIst erstmal ein Aktionsplan erstellt, sollten ihn auch alle Mitarbeiter verstehen. Konkret bedeutet das, dass Sie Ihre Pläne mit allen Kollegen teilen und diese um Ihre Meinung bitten sollten. Dank Chester Barnards Klassiker "The functions of the executive" ist bekannt, dass Organisationen in Wahrheit durch Informationen zusammengehalten werden, nicht durch gutes Management oder Besitzverhältnisse.Druckers Tipp: Sparen Sie nicht an Informationen, sondern kommunizieren Sie Ihre Pläne. Dabei sollten Sie auch untergebene Mitarbeiter nicht ausschließen. Quelle: dpa
Mit den Enttäuschten reden! Bei Umstrukturierungen wird immer jemand der Leidtragende sein: Damit der Enttäuschte nicht auf Rache sinnt, sollte mit ihm geredet werden. Persönliche Anerkennung in wenigen Sätzen kann manchmal dafür sorgen, dass er die Kröte besser schluckt. Und Sie und die Firma in Ruhe lässt. Quelle: REUTERS
5. Chancenorientiert denkenEs klingt wie eine Floskel, ist aber ein effektives Element guten Managements. Erfolgreiche Führungskräfte konzentrieren sich auf Chancen, nicht auf Probleme. Japan geht dabei als gutes Beispiel voran: Dort wird sichergestellt, dass vorhandene Chancen nicht von Problemen erdrückt werden. Dabei spielt auch die Stellenbesetzung eine wichtige Rolle. Japanische Führungskräfte lassen ihre besten Mitarbeiter an Chancen arbeiten, nicht an Problemen.Druckers Tipp: Probleme und Risiken gibt es überall – aber auch Chancen. Stellen Sie diese in Ihrem Unternehmen in den Mittelpunkt. Auch Probleme lassen sich in Chancen umwandeln, indem Sie sich fragen: Wie können wir diese Veränderung oder jenes Problem als Chance für unser Unternehmen nutzen? Quelle: dpa
Das Kündigungsgespräch: kurz und schmerzlosMachen Sie es sich und ihrem bald Ex-Mitarbeiter nicht schwerer als es ist: Zwei, drei Sätze reichen, um keine der beiden Seiten unnötig zu belasten. Und helfen Sie Ihrem ehemaligen Mitarbeiter dann noch, indem Sie ihm schnell und unbürokratisch seine Papiere geben und ihm ein Arbeitszeugnis schreiben. Quelle: dpa-tmn
Konsequenzen dramatisieren!Sie müssen unpopuläre Maßnahmen wie Kostensenkungen und Budgetkürzungen kommunizieren? Kein Problem, wenn Sie nur dramatisch und konsequent sind. Denn nur dann können die Mitarbeiter Ihre Maßnahmen nachvollziehen. Die meisten Manager schreiben Mails, weil sie die nicht beantworten müssen. Ein Gespräch mit dem Mitarbeiter könnte hingegen zu unbequemen Nachfragen führen. Quelle: dpa
Loben Sie die Mitarbeiter namentlich!Seien Sie kein eitler Hahn, sondern geben Sie etwas vom Erfolg auch an Ihre Mitarbeiter zurück. Ein rhetorisch guter Manager lobt sein Team namentlich - das führt auch bei gelobten Mitarbeiter zu einem kleinen Motivationsschub. Quelle: dpa

Suchen Sie sich Ihre Themen eigentlich danach aus, ob sie sich für Vorträge eignen?

Nein. Ich bin ein Geschichtenerzähler. Und in Vorträgen funktionieren Geschichten nun mal am besten. Ich fühle mich angezogen von interessanten Geschichten. Sie sind ein Vehikel, um komplexe Ideen zu erklären. Das ist also eher ein glücklicher Zufall. Außerdem glaube ich: Wer gut schreiben will, muss Vorträge halten.

Wieso?

Man lernt, Geschichten zu erzählen. Wenn jemand ein Buch kauft, macht er das freiwillig. Bei einer Konferenz sind die Zuhörer vielleicht zufällig da oder komplett desinteressiert. Man muss also hart arbeiten, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen – und das mitunter eine ganze Stunde lang. Dabei lernt man, eine Geschichte zu erzählen.

Und wie macht man das?

Man achtet auf die Charaktere. Mein Buch „David und Goliath“ ist interessant, weil die Charaktere sehr verschieden und reizvoll sind. Ich achte sehr genau darauf, welche Protagonisten ich auswähle. Sie müssen interessant sein, unwiderstehlich, müssen lebendig werden. Dafür gibt es keine Formel, sondern das ist Übungssache.

Vor einigen Monaten haben Sie sich erstmals bei Twitter angemeldet. Üben Sie dort auch?

Ja, immerhin 53 Tweets habe ich schon. Aber ich muss zugeben, dass ich den Dienst sehr sporadisch nutze.

Auch sonst verzichten Sie auf Social-Media-Aktivitäten. Weil Sie es nicht mehr nötig haben?

Ich hatte Glück. Wer sich vor dem digitalen Zeitalter einen Namen machen wollte, musste bei einer renommierten Institution sein. Ich durfte bei großen Medien wie der „Washington Post“ oder dem „New Yorker“ arbeiten. Das System war darauf zugeschnitten, um als Journalist bekannt zu werden. Das hat sich geändert.

Würden Sie also aktiver bloggen und twittern, wenn Sie heute am Anfang Ihrer Karriere stünden?

Definitiv! Dann hätte ich keine andere Wahl.

Finanziell haben Sie es heute ohnehin nicht mehr nötig.

Das war aber auch nie meine Motivation.

Das sagt doch jeder Erfolgreiche.

Nun ja, manche meinen es ehrlicher als andere. Deshalb mein Rat: Wer als Schriftsteller finanziell erfolgreich sein will, darf niemals versuchen, finanziell erfolgreich zu sein.

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