Management Der geteilte Chefposten

Seite 4/6

"Nichts für Narzissten"

Auch Ford-Teilzeit-Personalchef Hudec weiß, dass die anspruchsvolle Rotation nicht mit jedem klappt. "Montags und dienstags darf hier keine andere Personalpolitik gelten, als donnerstags und freitags", sagt Hudec, "Andrea und ich ticken ähnlich." Wenn das Team Hudec-Puschmann zusammen auftritt, fallen oft Sätze wie "Korrigiere mich, wenn du das anders siehst" oder "Willst du oder soll ich?". Schnell wird klar: Hier sind zwei, die im gegenseitigen Einverständnis und auf Augenhöhe kooperieren. Mal führt der eine, mal folgt er dem anderen, der gemeinsame Sieg ist das Ziel. "Keiner von uns will Karriere auf dem Rücken des anderen machen", beteuert Andrea Puschmann.

Erfolge teilen und aushalten, dass nicht immer alles zuerst über den eigenen Schreibtisch läuft – "das ist nichts für Narzissten", sagt Astrid Schreyögg, die über die Jahre viel Erfahrung im Coaching von Doppelspitzen gesammelt hat. Und: "Die Funktionen müssen klar zugeteilt werden, sonst kommt es dauerhaft zu Kränkungen."

Bei den Henkel-Managerinnen Lianne Boeljon und Claudia Kühne bräuchte man zumindest sehr viel Fantasie, um sich solche Zwistigkeiten vorzustellen. Die Niederländerin Boeljon kümmert sich bei dem Dax-Konzern aus Düsseldorf hauptsächlich um den niederländischen Markt, die Deutsche Kühne um den belgischen – beide unter der offiziellen Jobbezeichnung "Manager Marketing Leading Premium". Unter Kollegen aber heißen die beiden 33-Jährigen nur "Job Twins", denn seit mehr als einem Jahr arbeiten sie im grenzüberschreitenden Tandem.

Eins plus eins macht drei

Boeljon ist Hauptansprechpartnerin für zwei Mitarbeiter im niederländischen Nieuwegein, Kühne für einen Mitarbeiter in Brüssel. Für Boeljon eine optimale Möglichkeit, um nach der Geburt ihrer Tochter in Teilzeit weiter als Marketingmanagerin zu arbeiten, für Kühne ein Karrieresprung. Boeljon war gerade befördert worden, als sie ihr Kind erwartete. Ihr Teilzeitwunsch trieb ihrem Vorgesetzten "erst mal die Schweißperlen auf die Stirn", sagt Boeljon. Dennoch hatte er, gemeinsam mit der Personalabteilung die Idee, die Funktion auf zwei Frauen aufzuteilen. Unter der Überschrift "1+1=3" wurde die Konstellation jüngst in der Henkel-Mitarbeiterzeitschrift vorgestellt. "Claudia und ich ergänzen uns", sagt Boeljon. „Mit ihr zusammen zu arbeiten macht einfach Spaß.“

Gute Beziehung, komplementäre Aufgaben, gemeinsame Strategie – diese Punkte sind für Coach Schreyögg „unabdingbare Voraussetzungen“ für funktionierende Doppelspitzen. Nach außen müssen beide Führungskräfte wie eine Person auftreten. Denn sonst laufen sie Gefahr, von Mitarbeitern, Kunden oder Vorgesetzten gegeneinander ausgespielt zu werden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%