Daniela Weber-Rey kann sich vermutlich recht gut vorstellen, was Marissa Mayer, der frisch gekürten und schwangeren Yahoo-Chefin bevorsteht. Als sie vor etwa 24 Jahren ihren zweiten Sohn Vincent zur Welt gebracht hatte, telefonierte die damals 30-Jährige schon wenige Stunden später wieder mit Geschäftspartnern und Mandanten in New York.
Weber-Rey hat gezeigt, dass Frauen durchaus Mutterschaft und Top-Karriere miteinander vereinbaren können. "Geburten haben mich zum Glück nie belastet", sagt die heute 53-jährige Top-Juristin und dreifache Mutter. Sie ist nicht nur Partnerin in der Kanzlei Clifford Chance, sondern sitzt seit einigen Jahren auch im Verwaltungsrat der französischen Großbank BNP Paribas, berät die EU-Kommission in Sachen Unternehmensführung und ist seit 2008 als einzige Frau Mitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex.
Schwangere Topmanagerinnen oder Vorstandsvorsitzende sind ebenso selten wie schwangere Ministerinnen. Das liegt sicher nicht in erster Linie an Diskriminierung, sondern wohl vor allem daran, dass Frauen selten noch im gebärfähigen Alter sind, wenn sie die höchsten Positionen erreichen. Viel häufiger und weniger aufsehenerregend sind naturgemäß Frauen, die gerade die ersten Stufen auf der Karriereleiter erklimmen – und dafür auf Kinder nicht verzichten wollen. Und gerade in Deutschland scheinen die Hürden für karrierewillige Mütter besonders hoch zu liegen.
Evelyne Freitag, 45, ist als Mitglied der Geschäftsführung bei Goodyear Dunlop, verantwortlich für die Bereiche Finanzen, Einkauf, IT und Prozessmanagement in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Freitag ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. „Als ich vor neun Jahren mit meinem zweiten Kind schwanger war, war ich bei einem US-Konzern als Vice President für Finanzen zuständig. Ich habe meinem amerikanischen Vorgesetzten gesagt, dass ich nach der Geburt acht Wochen von zu Hause arbeite. Er war nicht überrascht und sagte: Okay, bis bald." In Deutschland dagegen habe man ihr zu verstehen gegeben, dass eine Führungsposition mit Kind nicht gehe. Davon ließ sie sich aber nicht beeindrucken.
"Unternehmen, die Frau im Topmanagement sehen wollen, müssen auch ein entspanntes Verhältnis zu Schwangerschaften und Kindern haben", sagt Christine Stimpel, Geschäftsführerin der Personalberatung Heidrick&Struggles in Deutschland. Sie habe bisher auch stets die Erfahrung gemacht, dass Frauen, die für solche Positionen in Frage kommen, ihre Familien ebenso gut managen wie alles andere in ihrem Leben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie das nötige Geld hätten, ihre Kinder betreuen zu lassen.