Manager in München Wo Münchens Bosse heimlich tagen

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Osteria Italiana

Osteria Italiana Quelle: Stephan Rumpf/ SZ Photo

Nein, wenn er keine Box bekommt, dann käme er gar nicht, zitiert Wirt Prisco de Stefano gegenüber Gästen den Regisseur Hans W. Geißendörfer. Die Boxen, das sind einige schlecht einsehbare Sitzreihen mit hohen Trennwänden, ein Markenzeichen des Eckitalieners in München-Schwabing. Wer hier sitzen darf, der ist was. Oder ist es zumindest in den Augen von Egidio Sommavilla, Herr über die Tischordnung und Zeremonienmeister einer gesellschaftlichen Operette, in der die Fagottini und Ravioli die Begleitmusik und die seit 1890 gepflegte Behaglichkeit des italienischen Zimmers die Kulisse des ewig gleichen Stücks bilden: ein italienischer Abend unter Freunden.

Ausgelassene Stimmung unter Bekannten

Die Boxen-Sitzer, das können Mitglieder der Bussi-Bussi-Fraktion sein, die gern lautstark den Eindruck erweckt, die noch besseren Bekannten des Wirts zu sein, oder der alternde Produzent, der Schauspielerinnen ausführt. Dicke Freunde des Hauses bekommen die Box mit Platz für sechs auch mal zum Rendezvous. Boxen-Bekommer sind aber ebenso die Größen der Wirtschaft. Die Mitglieder des Aufsichtsrats der österreichischen Zumtobel AG lassen sich hier gern bewirten. Und Wolfgang Reitzles Rotwein Loto (Einzelhandelspreis 24,90 Euro für den 2009er) aus Lucca in der Toskana steht im Weinregal. Teure Rote gehen am Abend in hoher Frequenz über den Tresen. Die Menge Trüffel über den Butterspaghetti wird mit der Briefwaage gewogen, das Gramm kostet 7,50 Euro. Lumpig sein, das passt hier nicht her, aber genau, bitte schön!, darf es schon sein. Wer Geburtstag hat, bekommt ein Ständchen im Quintett, zur Weihnachtszeit trägt Pricso dazu eine Weihnachtsmann-Mütze. Je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung. Man ist schließlich unter Freunden.

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