Manager unter Druck Teamleiter - kein Job für schwache Gemüter

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Das Klischee des nutzlosen Mittelmanagers

Nun könnte man einwenden, der einfache Angestellte habe noch weniger Einfluss auf seine Arbeit. Prins vermutet aber, dass es auf der untersten Hierarchieebene zumindest stärkere Solidarität und soziale Unterstützung gibt. In der Führungsetage jedoch fehle dieser schützende Mechanismus oft: Man arbeitet dort nicht unter Gleichgesinnten mit parallelen Interessen. Sondern in einem Kreis von Ich-geleiteten Konkurrenten, in einer Zone der Nichtsolidarität.

Von oben gibt es Vorgaben, von unten null Verständnis – und von den Kollegen aus dem mittleren Management keine Unterstützung: So entsteht Stress.

Heiko Poggensee kennt die Probleme und beschäftigt sich mit deren Lösung: „Im mittleren Management muss man ein guter Übersetzer sein.“ Poggensee ist Global Category Leader Leased Cars beim Leuchtmittelkonzern Philips Lighting. Er arbeitet daran, die Firmenwagenstrategie des Unternehmens weltweit zu vereinheitlichen.

Bereits in seinem früheren Job bei einem deutschen Mittelständler half ihm vor allem seine Kommunikationsstärke, sein Talent, elegant zwischen Chef und Angestellten zu vermitteln. Heute ist das für ihn erst recht nützlich. Denn Poggensee ist mittlerweile Mittelmanager ohne direkte Untergebene: Er muss die Firmenwagenstrategie gemeinsam mit Verantwortlichen in 42 Ländern umsetzen, ohne Weisungsbefugnis. Er ist daher darauf angewiesen, die Kollegen von seinen Ideen zu überzeugen. Bisweilen geht das nur über Kompromisse.

Mittelmanager: Die Lehmschicht, die abzutragen sei

Dieses Dilemma kennen alle Mittelmanager. Und das nicht nur, weil sie in der konfliktreichen Sandwich-Position sitzen – sie erfahren auch wenig Wertschätzung. Der US-Cartoonist Scott Adams persiflierte das Klischee des nutzlosen Mittelmanagers in seinen Dilbert-Comics. Deren Arbeit, schrieb Adams kürzlich, sei so einfach, dass sie bald von Robotern ersetzt würde.

Tatsächlich nahmen Unternehmen die Probleme der Menschen in der mittleren Führungsebene lange Zeit nicht ernst. Stattdessen herrschte die Ansicht vor, sie seien das eigentliche Problem. Als der ehemalige Siemens-Chef Peter Löscher vor einigen Jahren ankündigte, Tausende Stellen zu streichen, bezeichnete er das mittlere Management als „Lehmschicht“, die es abzutragen gelte.

Der Chef kann nicht alles sein

Diese Abschätzigkeit ist für Rüdiger Winkler das falsche Signal. „Von Vertretern des Lean Management wurde immer behauptet, das mittlere Management sei nichts wert“, sagt der Geschäftsführer der Jürgen Meyer Stiftung, die sich mit den Problem- und Gemütslagen der Mittelmanager beschäftigt. Doch mittlerweile gebe es ein Umdenken. Unternehmen merkten, dass die mittleren Manager unverzichtbar sind. „Selbst in kleinen Betrieben mit 30 Mitarbeitern kann der Chef nicht alles alleine regeln“, sagt Winkler.

Die Position des mittleren Managers abzuschaffen kann sogar wirtschaftlich schädlich sein. Das zeigt eine Studie von Ethan Mollick aus dem Jahr 2012. Der Managementforscher der Wharton School der Universität von Pennsylvania untersuchte die Computerspiele-Industrie. Sie eignet sich besonders gut dazu, den Beitrag einzelner Mitarbeiter am Erfolg eines Projekts zu messen – denn bei jedem neuen Spiel ist klar, wer als Entwickler und wer als Manager tätig war. Mollick analysierte knapp 900 Spiele, die über einen Zeitraum von zwölf Jahren entstanden waren. Wie hatte sich der wirtschaftliche Erfolg verändert, wenn unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Positionen daran beteiligt waren?

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