Managertypen So werden Psychopathen im Chefsessel nicht zum Risiko

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Manager sind keine Psychopathen

Obwohl solche Ferndiagnosen im Zusammenhang mit dem Geisteszustand des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump jüngst immer wieder kritisiert wurden, verteidigt Stahl seine Herangehensweise. „Gerade Psychopathen sind geschickte Manipulatoren“, sagt der Managementprofessor, „deshalb empfehlen Psychologen häufig sogar eine solche Ferndiagnose.“ Voraussetzung sei natürlich, ausreichend Daten über das Leben der Betroffenen zu haben.

Nach der Auswertung der Daten kam Stahl zu einem eindeutigen Ergebnis: Kein einziger der untersuchten Managim klinischen Sinn ein Psychopath.

„Die Theorie vom Psychopathen in der Vorstandsetage, der sein Unternehmen in den Ruin treibt, ist damit widerlegt.“ Allenfalls dem Ex-Chef von Lehman Brothers könnten „milde Züge der Psychopathie“ bescheinigt werden. Alle anderen seien zwar hochgradig narzisstisch, aber keinesfalls Psychopathen.

Sind Narzissten im Chefsessel also prinzipiell eine Gefahr für Unternehmen? Soweit würde Professor Stahl nicht gehen. Denn sie haben auch eine Reihe nützlicher Eigenschaften, wie das Beispiel des Apple-Gründers Steve Jobs zeigt.

So gehen Sie mit einem narzisstischen Chef am besten um

„Sein Selbstbewusstsein hat ihm geholfen, Mitarbeiter und Kunden in seinen Bann zu ziehen“, sagt Stahl. „Er war ein Charismatiker und Apples Erfolg stark mit ihm verknüpft.“ Allerdings sei dies eher die Ausnahme. „Normalerweise geht es mit einem Narzissten an der Spitze nicht auf Dauer gut. Ihnen geht es irgendwann mehr um das eigene Ego als um den Erfolg des Unternehmens. Das führt zu zunehmendem Realitätsverlust und Fehlentscheidungen.“ Kommt dann noch die falsche Unternehmenskultur hinzu, führt dies schnell zu Korruption, Skandalen und Pleiten – wie die von Professor Stahl untersuchten Fälle zeigen.

„In allen Beispielen kamen zu einem narzisstischen Chef noch bedenkliche kulturelle Faktoren hinzu“, sagt Stahl. Etwa ein schwacher Aufsichtsrat oder Bonussysteme, die überwiegend an kurzfristigen Zielen ausgerichtet waren und so extrem riskante Entscheidungen belohnten.

Diese toxische Mischung gilt es zu verhindern. Unternehmen, die Narzissten ins Top-Management befördern, müssen sich dessen bewusst sein und Gegengewichte bilden. Bei Apple sei das gelungen, weil Jobs mit seinem Nachfolger Tim Cook schon zu Lebzeiten einen starken Counterpart hatte, der viele der operativen Entscheidungen traf.

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