Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger „Wir waren in 500 Jahren niemals pleite“

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Womit verdienen die Fugger 2016 ihr Geld?

Wie viele Fugger gibt es heute noch?
Es existieren weiterhin drei gräfliche Linien: Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, wo ich herkomme, sowie die Linien Fugger-Glött und Fugger-Babenhausen. Der engere Kreis besteht aus rund 40 Personen, aber insgesamt ist die Familie so weit verzweigt, dass es unmöglich ist, eine genaue Zahl zu nennen.

Und womit verdienen die Fugger im Jahr 2016 ihr Geld?
Immer noch vor allem mit der Forstwirtschaft. Bei den Fugger-Stiftungen etwa ist sie mit einem Anteil von 75 Prozent die wichtigste Einnahmequelle – die aktuelle Niedrigzinsphase bringt uns daher im Gegensatz zu vielen anderen Kapitalstiftungen nicht in Bedrängnis. Wir besitzen drei Forstreviere rund um Augsburg, mit insgesamt 3200 Hektar Fläche. Im Kern sind das immer noch genau die Reviere, die unsere Vorfahren erworben haben. Wir haben zudem Immobilienvermögen, zum Beispiel ein Geschäftshaus in Wolfsburg. Und was wir deutlich ausbauen wollen, sind die Einnahmen aus dem Tourismus.

Was schwebt Ihnen da vor?
Wir brauchten ein weiteres Standbein, weil die Einnahmen aus der Forstwirtschaft stark schwanken. Die Fuggerei zum Beispiel, gegründet 1521 und damit die älteste noch existierende Sozialsiedlung der Welt, ist ein städtebauliches und kulturelles Kleinod. Wir haben hier touristische Infrastruktur und drei Museen aufgebaut und bereits 150.000 zahlende Besucher pro Jahr, Tendenz steigend.

Im Bankgeschäft sind die Fugger nicht mehr aktiv?
Nein, außer bei der Fürst Fugger Privatbank. Da hat ein Zweig der Familie noch eine Minderheitsbeteiligung.

Sie sind die erste Frau an der Spitze des sogenannten Familienseniorats, dem Aufsichtsrat der Fugger-Stiftungen. Wie haben Sie sich dort durchgesetzt?
Durch Beharrlichkeit. Mein Vater starb, als ich 20 war, ich musste mein Jurastudium in München abbrechen und den Betrieb übernehmen. Ich habe mein ganzes Leben in Männerdomänen verbracht. Das gilt nicht nur für das Seniorat. Auch die Forstwirtschaft ist ja kein Sektor, der Frauen anzieht. Das war gerade am Anfang eine bittere Zeit. Heute kann ich sagen: Ich fühle mich als Familienunternehmerin.

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