Michael Hoffmann-Becking Der einflussreichste Berater Deutschlands

Der Düsseldorfer Anwalt Michael Hoffmann-Becking ist der große Ratgeber der deutschen Wirtschaft. Auf ihn hören die Clans der Quandts und der Boehringers sowie Siemens und die Deutsche Bank. Vereinnahmen lässt sich der Profi-Intimus aber von keinem der Mächtigen.

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Michael Hoffmann-Becking Quelle: Frank Reinhold für WirtschaftsWoche

Das Telefon stammt vermutlich noch aus den Achtzigerjahren – ein schwarzer Kasten mit ausladendem Display. Das Gerät steht hinter dem Schreibtisch von Michael Hoffmann- Becking, Partner der Kanzlei Hengeler Mueller. Wenn der Apparat klingelt, sind fast immer Hochvermögende und Mächtige an der Leitung: Chefs von Konzernen, Vorsitzende von Aufsichtsräten, führende Köpfe deutscher Industriedynastien.

Keiner arbeitet für so viele Top-Shots der deutschen Wirtschaft wie der 69-jährige Düsseldorfer Staranwalt. Längst berät er nicht mehr nur in juristischen Angelegenheiten, sondern auch wenn es um die Unternehmensstrategie oder Vorstandsposten geht. Die BMW-Erben Quandt, der Pharmaclan Boehringer oder die schwäbische Motorsägenbauer-Familie Stihl vertrauen dem Urteil des gebürtigen Magdeburgers, ebenso die Konzernchefs von Linde, Siemens oder Deutscher Bank. Für Deutschlands größtes Geldhaus hat Hoffmann-Becking kürzlich versucht, einen Vergleich mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch auszuhandeln, doch dann machte das Institut noch einen Rückzieher. Der Ausnahmejurist war schon im Hintergrund involviert, als in den Neunzigerjahren Thyssen und Krupp fusionierten. Und er betreute die Gründung der Metro in ihrer heutigen Form.

Admiral Hoffmann-Becking

„Ja, ich habe Einfluss“, erklärt Hoffmann-Becking mit gebotenem Understatement, um seinen mächtigen Mandanten nicht die Schau zu stehlen. Der sich so zurücknimmt, ist ein großer, stattlicher Herr, trägt Goldknöpfe, Manschetten und seit 2001 das Bundesverdienstkreuz. Im Film würde er gut einen Admiral abgeben. Sein Büro, unweit der Düsseldorfer Königsallee, liegt im neunten Stock eines modernen, aber wenig protzigen Bürohauses. Geschätzt etwa 400 Bücher stehen in den Regalen, die ihn in seinem Büro umgeben, vorwiegend juristische Fachliteratur und Unternehmens-Biografien. Durch die vollverglaste Fensterfront blickt er auf die Düsseldorfer Innenstadt, die Kirchen, den Rhein. Klare Sicht.

Der Sohn eines Arztehepaares sieht sich selbst als „Entscheidungshelfer“, gern betont er seine Unabhängigkeit. Zwar lebt er sicher blendend von seinen Manager-Mandanten, aber er macht sich nicht gemein mit ihnen. Über die exzessiven Gehälter von Top-Führungskräften – an der Spitze Volkswagen-Chef Martin Winterkorn mit einem Verdienst von rund 17,5 Millionen Euro, kann er sich ziemlich aufregen: „Das ist doch nicht mehr vermittelbar.“ Seine Stimme wird dabei merklich lauter.

Karriere-Helfer

Hoffmann-Becking sitzt hinter einem großen, hellen Holzschreibtisch. Bildschirm, Blumen, ausgedruckte E-Mails; dazwischen hat der stolze Großvater eine Kinderzeichnung seines Enkels drapiert. Das schwarze Telefon bleibt stumm. „Mein Einfluss auf Personalentscheidungen zum Vorstand war vielleicht hier und da nicht ganz unerheblich“, untertreibt er. An welchen Karrieren und Entscheidungen er mitgewirkt habe? Kurzes Schweigen, dann sagt er kurz und freundlich:. „Mandantengeheimnis, don’t ask me.“

Die Antworten ergeben sich aus den Mandaten, die Hoffmann-Becking sein Eigen nennt. Seit 20 Jahren gehört der Unternehmensanwalt etwa dem Beraterkreis des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim an. Das Gremium, in dem unter anderem auch BASF-Vorstand Andreas Kreimeyer sitzt, berät die Familieneigentümer, die Boehringers und die von Baumbachs. Die Mitglieder des Beraterkreises diskutieren über Strategien, Medikamente und Top-Personalien. Hoffmann-Becking macht keinen Hehl daraus, dass er den aktuellen Boehringer-Chef Andreas Barner besonders schätzt.

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