Michael Vassiliadis Der die Chemiebranche rockt

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Gerangel in der RAG-Stiftung

DGB-Chef Michael Sommer Quelle: REUTERS

Über die Zukunft von Evonik entscheidet Vassiliadis in der RAG-Stiftung mit. Im Kuratorium der Stiftung, die fast 75 Prozent der Anteile am Chemiekonzern Evonik hält, sitzen neben dem Gewerkschafter unter anderem auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sowie die Ministerpräsidentinnen von Nordrhein-Westfalen und des Saarlandes. Die RAG-Stiftung organisiert die Abwicklung des subventionierten deutschen Steinkohlebergbaus und soll von 2019 an die sogenannten Ewigkeitskosten finanzieren, etwa Berg- und Grundwasserschäden. Um das Geld hereinzuholen, hat Vassiliadis kürzlich mitentschieden, Evonik möglicherweise noch im ersten Halbjahr 2012 an die Börse zu bringen.

Kein Wunschkonzert

Dem Gewerkschafter ist es aber noch nicht gelungen, auf der Suche nach einem Nachfolger für Stiftungschef Wilhelm Bonse-Geuking seinen Wunschkandidaten Werner Müller durchzusetzen. Müller war Bundeswirtschaftsminister unter Kanzler Gerhard Schröder und von 2003 bis 2008 Chef der Ruhrkohle AG (RAG), aus der später Evonik entstand. „Einige Kuratoren haben lange sinnvolle Lösungen blockiert, ohne selbst einen einzigen Personalvorschlag auf den Weg gebracht zu haben“, klagt Vassiliadis. Die Gegner befürchteten wohl, dass Müller sein Amt zur politischen Profilierung missbrauchen könnte.

Nicht immer läuft also für den Strippenzieher Vassiliadis alles nach Wunsch. Das Verhältnis zu DGB-Chef Michael Sommer etwa gilt als unterkühlt: Vassiliadis hält den Dachverband der Gewerkschaften für reformbedürftig und zu teuer – und sagt das auch ganz unverblümt: „Die derzeitige Aufgabenverteilung zwischen DGB und Einzelgewerkschaften stammt aus dem Jahr 1949. Sie erscheint mir ineffizient und nicht schlüssig.“ Spätestens auf dem nächsten DGB-Bundeskongress 2014 will er eine nachhaltige Organisationsreform durchsetzen. Aus der Tarifpolitik etwa solle sich der DGB besser heraushalten.

Ärger über E.On

Kürzlich ärgerte er sich zudem öffentlich darüber, dass der Düsseldorfer Energieriese E.On an den Gewerkschaften vorbei den Abbau Tausender Stellen angekündigt hatte: „E.On hatte zunächst weder mit den Arbeitnehmervertretern noch mit den Oberbürgermeistern der betroffenen Städte gesprochen. So geht das nicht – und das Unternehmen hat ja daraus auch gelernt.“ Misslich für Vassiliadis ist daran auch, dass Verdi bei E.On über mehr Einfluss verfügt als die IG BCE. Beide Gewerkschaften sind im Unternehmen vertreten.

Arbeitsplatzabbau, Energiewende, Tarifverhandlungen – es sind aufreibende Zeiten für Deutschlands ersten Gewerkschaftsboss mit Migrationshintergrund. Wenn er mal wirklich abschalten will, geht Vassiliadis zu Hause in den Keller. Dort hat sich der Hobbymusiker ein eigenes Tonstudio eingerichtet, um Songs aufzunehmen – „zur Tiefenentspannung“.

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