Mitarbeitermotivation Schlechte Stimmung in Konzernen

Die Mitarbeiter in großen Konzernen sind immer unzufriedener, wie eine Studie zeigt, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. Deutlich besser sind die Angestellten in Familienunternehmen dran.

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Diese acht Dinge töten jede Motivation
Wird der Beitrag eines Mitarbeiters zum Unternehmenserfolg nicht als wichtig anerkannt, geht die Motivation sich weiter zu engagieren und sich einzubringen Quelle: Fotolia
Angst ist der Grund Nummer eins dafür dass Mitarbeiter aufhören etwas zu tun. Sie gehen keine Risiken mehr ein und bleiben hinter ihren Möglichkeiten. Quelle: Fotolia
Nichts ist frustrierender als die gleiche Aktivität wieder und wieder zu wiederholen. Dabei geht schnell das Interesse an Arbeit und Unternehmenserfolg verloren. Quelle: Fotolia
Manche Mitarbeiter kommen mit dem eigenen Versagen nicht klar. Und so mancher Manager sieht Versagen nicht als Teil der Erfolgsentstehung. Quelle: Fotolia
Ausruhen ist Pflicht! Ein Team braucht genügend Möglichkeiten sich auszuruhen, sonst geht der Antrieb schnell verloren. Quelle: Fotolia
Aber auch zu viel Erfolg kann die Motivation abwürgen und zu Bequemlichkeit führen. Wenn sich ein Team fühlt als wäre es angekommen und hätte alles erreicht dann fehlt der Druck Quelle: Getty Images, Montage
Apathie entsteht,wenn die gemeinsame Vision nicht klar definiert ist oder wenn sich Mitarbeiter nicht mit ihr identifizieren. Eine griffige und anspornende Vision ist also wichtig. Quelle: dpa, Montage

Alle wollen zu den Dax30, keiner zu einem Mittelständler? Bei Berufseinsteigern mag das stimmen. Bei den Führungskräften über 40 Jahren dagegen verlieren Konzerne als Arbeitgeber immer mehr an Strahlkraft. Sind in Familienunternehmen immerhin 75 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden, so sind dies bei den Konzernen nur noch 65 Prozent der Fach- und Führungskräfte. „Dieser Unterschied ist signifikant, denn noch immer gelten die Großkonzerne als die beliebtesten Arbeitgeber – in der Praxis sind sie aber zu Verwaltungsburgen verkommen“, sagt Unternehmensberater Boris Gloger aus Wiesbaden, Chef von Boris Gloger Consulting.

Er hat zusammen mit dem Lehrstuhl der Wirtschaftsprofessorin Erika Regnet von der Hochschule Augsburg eine Befragung von 389 Fach- und Führungskräften über 40 Jahren – quer durch alle Branchen und in allen Unternehmensgrößen – durchgeführt, die den Konzernen diese sinkende Mitarbeiterzufriedenheit attestiert.

Wenn Kollegen Konkurrenten sind

Die Studie zeigt auch, dass die Sorge um den Arbeitsplatz in den Konzernen stärker gestiegen ist, als in Familienunternehmen. 50 Prozent der Befragten bestätigen, dass sie die Arbeitsplatzsicherheit heute als viel geringer einschätzten als vor zehn Jahren. Entsprechend ist der Konkurrenzdruck erheblich gestiegen: Wer die drohende Arbeitslosigkeit – zumal als über 40-Jähriger – permanent vor Augen hat, sieht in den Kollegen irgendwann eher Konkurrenten als Mitstreiter. Der Grund dürften die hohen Entlassungszahlen und ewigen Restrukturierungen der vergangenen Jahre sein, die in den meisten Unternehmen zum Dauerzustand geworden sind.

Hinzu kommt: „In Konzernen nehmen taktische Spielchen und Meeting-Wahn überhand“, wie Gloger beobachtet. Die Folge für die Großunternehmen: „Führungskräfte entfremden sich immer weiter von ihren Teams, was für bei den Mitarbeitern für Angst und Frust sorgt.“

Was die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigert

Auch Ergebnisdruck und Stress sind signifikant angestiegen, wogegen sie bei Familienunternehmen konstant geblieben sind. Das Problem: „Statt Managern unternehmerischen Freiraum zu geben, wo auch Fehler vorkommen dürfen, werden Projekte in endlosen Meetings kollektiv totgequatscht“, so Gloger. Das Schlimmste aber daran sei, dass alle wissen, dass dies der falsche Weg ist - aber aus Angst um die eigene Karriere machen alle mit. Dem Betriebsklima und der Motivation ist das nicht sonderlich zuträglich.

Jugendwahn und seine Folgen

Außerdem sei ein Generationenkonflikt in den Konzernen absehbar. Der Jugendwahn, den die Unternehmen schon lange Jahre pflegen, sorge nun dafür, dass sich die Jungen überschätzen und für besonders motiviert und innovativ halten. Sie sehen die Erfahrenen unter den Kollegen nicht mehr als Vorbild an, sondern belegen sie mit Klischees wie „unnachgiebig, beharrend und konservativ“.

Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren

Doch in den oberen Etagen kommen diese Konflikte der Belegschaft meist gar nicht an. „Aus Angst, menschlich und mit allen Unzulänglichkeiten wahrgenommen zu werden, meiden Führungskräfte den Kontakt mit ihren Mitarbeitern außerhalb der beruflichen Sphäre“, kritisiert Gloger.

In Familienunternehmen ticken die Uhren anders. Die Eigentümer denken in 10- bis 15-Jahreszeiträumen statt in Quartalen wie Konzerne, vergleicht Andreas Schüren, Partner und Unternehmensberater bei Ebner Stolz, einem der größten Beratungshäuser in Deutschland. In Familienunternehmen seien zudem weniger von Hierarchien geprägt und arbeiteten stärker ergebnisorientiert, ergänzt Managementberater Gloger: „Das führt alles in allem zu mehr Zufriedenheit bei den hochmotivierten Fach- und Führungskräften.“  

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