Narzissmus Selbstverliebtheit begünstigt steile Karriere

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Der Umgang mit narzisstischen Vorgesetzten

So schmeicheln Sie Ihrem Chef
"Wir könnten doch mal was trinken gehen."Dieser Satz kommt bei den meisten Kollegen und Chefs gut an. Bethany Peters und Edward Stringham von der amerikanischen Duke-Universität konnten sogar beweisen, dass Arbeitnehmer, die regelmäßig mit ihrem Chef einen geselligen Abend verbringen, bis zu 14 Prozent mehr verdienen, als ihre enthaltsamen Kollegen. Außerdem werden die besten Geschäfte nicht im Büro, sondern am Tresen gemacht. Quelle: dpa
"Wow, schicke Krawatte!"Wollen Sie Ihrem Chef persönlich schmeicheln? Dann orientieren Sie Sich am besten an seinem Kleidungsstil. Allerdings wirken Komplimente wie "schicke Krawatte" nur, solange Sie selbst auch einigermaßen gut angezogen und nicht gerade in Jogginghose zur Arbeit erscheinen. Ein Lob über Aussehen und Charakter eines Menschen sollte sich aber nur der erlauben, der ein gutes Verhältnis zu seinem Gegenüber hat. "Wenn man aber eher selten miteinander zu tun hat, wirkt ein persönliches Lob eher seltsam", weiß die Berliner Karriereberaterin Martina Bandoly. Quelle: dpa
"Soll ich Ihnen auch einen Kaffee mitbringen?"Spielen Sie doch öfter mal die Kaffee-Fee. Kleine Gesten bewirken im Umgang mit anderen Menschen oft Wunder - das gilt auch für den Chef. Allerdings sollten Sie diesen Spruch nur anwenden, wenn Sie allein mit dem Chef sind. Sonst bestellt gleich die ganze Abteilung bei Ihnen Kaffee. Quelle: dpa
"Haben Sie abgenommen?"Mit dieser Frage können Sie immer Punkten. Allerdings nur, wenn ihr Chef männlich und vorzugsweise etwas korpulenter ist. Bringen Sie diesen Spruch lieber nicht bei weiblichen Führungskräften, die gerade aus dem Schwangerschaftsurlaub zurückkommen. Quelle: AP
"Sie haben ja wirklich eine beeindruckende Biografie."Vorsicht, dass ein Lob nicht zur Schleimerei wird. Die "beeindruckende Biografie" gehört in die zweite Kategorie. "Die Grenze zum Schleimen ist überschritten, wenn das Lob nicht mehr spezifisch, sondern allgemein und verherrlichend ausfällt", sagt Karrierecoach Martin Wehrle. Statt dessen lieber präzise formulieren und die Arbeit des Chefs bei einem humanitären Projekt oder ähnliches loben. Quelle: gms
"Happy Birthday, Chef!"Ihr Chef hat nächste Woche Geburtstag? Dann kümmern Sie sich am besten schon jetzt darum, dass Sie nächste Woche die Frühschicht ergattern. Denn wer zuerst kommt, mahlt zuerst und kann als Erster mit einem fröhlichen "Happy Birthday" punkten. Fangen Sie am besten jetzt schon einmal an, Ihre Gesangeskünste aufzubessern. Quelle: dpa
"Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende."Die üblichen Umgangsformen und oberflächliches Interesse können im Umgang mit anderen übrigens nie schaden - ob Sie nun schleimen wollen oder nicht. Wer eine Schippe drauf legen will, fragt noch nach, was der Chef denn schönes vorhabe. Quelle: obs

Kurzum: Die Ausformungen des Narzissmus begünstigen eine steile Karriere. Und davon können Unternehmen durchaus profitieren. Zu diesem Ergebnis kam erst kürzlich die Studie eines deutsch-amerikanischen Forscherteams. Wolf-Christian Gerstner und Andreas König von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg analysierten die Investitionsentscheidungen von Pharmaunternehmen zwischen 1980 und 2008. Ergebnis: Ein Unternehmen investierte umso häufiger in neue Technologien, je narzisstischer der jeweilige CEO war.

Kein Wunder: Narzissten verfügen über ein übersteigertes Selbstbewusstsein, das sie immer wieder aufs Neue bestätigt sehen wollen - und noch dazu über eine gehörige Portion Rücksichtslosigkeit. Eigenarten also, die bei Entscheidungen von Vorteil sein können. Zumindest in Maßen.

Doch Narzissten laufen nicht nur Gefahr, zu hohe Risiken einzugehen. Sie machen auch ihren Untergebenen das Leben bisweilen schwer. Macht und Ansehen sind ihnen wichtiger als Leistung. Sie zeigen wenig Mitgefühl und neigen zu übertriebener Risikobereitschaft. Sie sind nicht für das Unternehmen da, sondern das Unternehmen ist für ihre Bedürfnisse da. "Der sehr narzisstische Mensch hat eine unsichtbare Mauer um sich erstellt", sagte schon der deutsche Psychoanalytiker Erich Fromm. "Er ist alles, die Welt ist nichts - oder vielmehr: Er ist die Welt."

Solange sich dies im Rahmen hält, ist das nicht weiter schlimm. Doch der Grat zum sogenannten reaktiven Narzissmus ist schmal. Einerseits lieben sich solche Charaktere selbst am meisten und neigen zu Arroganz und Selbstgefälligkeit. Andererseits leiden sie unter Minderwertigkeitsgefühlen, die sie durch andauernde Anerkennung kompensieren wollen. Manche scheitern dabei kläglich - und andere haben Erfolg.

So wie Larry Ellison. In einem Fernsehinterview wurde er vor einigen Jahren mal gefragt, was ihn antreibe. "Ich gebe es zu", sagte Ellison, "es hat furchtbar viel mit persönlicher Eitelkeit zu tun."

Aber was können Angestellte tun, die einen narzisstischen Vorgesetzten haben? Dabei helfen können diese fünf Tipps.

  1. Akzeptieren Sie den Narzissten so, wie er ist. So banal es auch klingt, aber manche Menschen ändern sich nicht - und für diese Sisyphos-Aufgabe sind Sie ohnehin nicht der Richtige.
  2. Stellen Sie seine vermeintliche Großartigkeit nie öffentlich infrage - denn selbst auf konstruktive Kritik reagieren Narzissten häufig allergisch.
  3. Seien Sie auf Detailarbeit vorbereitet - aber erwarten Sie nicht, für Ihre Ideen und Überstunden von ihm gelobt zu werden. Denn das Rampenlicht will er nicht mit Ihnen teilen. Deshalb sollten Sie Ihre Zufriedenheit nie von seiner Laune und seinem Wohlwollen abhängig machen.
  4. Schützen Sie sich selbst. Bleiben Sie dem Narzisst gegenüber professionell. Ihre Gefühle und Emotionen sollten Sie mit ihm nicht teilen. Dadurch bieten Sie ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich.
  5. Achten Sie auf Ihre Formulierungen. Wenn Sie etwas von ihm wollen, betonen Sie nicht, was Sie selbst davon haben - sondern welche Vorteile er daraus ziehen könnte.
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