Davon ist zum Beispiel Hans-Joachim Maaz überzeugt. Der renommierte Psychiater und Psychoanalytiker glaubt, dass die Gesellschaft in der Narzissmus-Falle steckt. Diese führe vor allem zu Gier, egal ob nach Geld oder anderen Vorteilen, schreibt Maaz in seinem aktuellen Buch "Die narzisstische Gesellschaft".
Auch die US-Professorin Jean Twenge von der San Diego State Universität glaubt, dass Narzissmus immer verbreiteter werde. Gemeinsam mit einem Kollegen schrieb sie im Jahr 2010 das Buch "The Narcissism Epidemic". Einen Beleg für diese Narzissmus-Epidemie fand sie zum Beispiel in einer Untersuchung (.pdf) aus dem Jahr 2008.
Da verglich sie die Ergebnisse des "Narcissistic Personality Inventory" (NPI) aus den Jahren 1982 bis 2006, eine Art Selbsttest. Twenges Fazit: Fast zwei Drittel der heutigen Studenten seien narzisstischer als frühere Generationen.
Erstmals erwähnt wurde der Begriff Narzissmus 1898 von dem britischen Sexualforscher Havelock Ellis. Ein Jahr später bezeichnete der deutsche Psychiater Paul Näcke damit ein Verhalten, bei dem eine Person ihren eigenen Körper ähnlich behandelt wie ein Sexualobjekt, sich selbst umarmen und küssen will - und daraus Lust zieht. Oder anders formuliert: Narzissten galten früher als pervers. Diese Meinung vertrat auch der legendäre Psychoanalytiker Sigmund Freud.
10 Tipps für den perfekten Chef
Jeder Mensch macht Fehler, denn Menschen sind nicht perfekt. Durch diese Eigenschaft werden Menschen überhaupt erst liebenswert. Wichtig ist jedoch, dass wir um unsere Fehler wissen und Wege finden, wie diese Fehler behoben werden können. Fehler, richtig verstanden, führen zu einer Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit und des Unternehmens.
Es ist daher verwunderlich, warum immer noch so viele Chefs meinen, dass sie perfekt sind. Eine solch grobe Selbstüberschätzung führt letztlich zu Arroganz und einem Stillstand an Wachstum (sowohl persönlich als auch unternehmerisch).
Darin liegt die Größe eines wirklich „perfekten“ Chefs. Er verwendet die Kenntnis seiner Fehler für die persönliche Weiterentwicklung. Gute Führungspersönlichkeiten meinen nicht, „jemand zu sein“, sondern verstehen sich als „jemand, der wird“ und zwar jeden Tag ein wenig mehr.
Eine wesentliche Eigenschaft von „perfekten“ Chefs ist, dass sie Menschen mögen. Viele so genannte Führungskräfte mögen aber nicht einmal sich selbst, geschweige denn andere Menschen. Unter solchen Umständen wird Führung nur schwer möglich sein. Um exzellent zu sein, muss man das, was man tut, lieben. Und um exzellent zu führen, muss man Menschen lieben.
Der „perfekte“ Chef sagt und meint „Wir!“ und nicht „Ich!“ Er ist ein Teamspieler. Im 21. Jahrhundert werden nur Teams gewinnen und nicht Einzelspieler. Die Mondlandung beispielsweise war auch nicht das Werk eines einzelnen Menschen, sondern das mehrerer tausend Ingenieure, auch wenn die visionäre Kraft eines Wernher von Brauns dahinter stand. Aber er hätte es niemals alleine geschafft.
Der „perfekte“ Chef fordert Menschen heraus. Er will Leistung erleben und regt Menschen an, sie zu erbringen. Dabei orientiert er sich nur ungern am Durchschnitt, sondern an Spitzenleistungen. Der „perfekte“ Chef gibt sich mit dem zweitbesten Ergebnis nicht zufrieden.
Von dem Gedanken, stets der Beste in allen Bereichen sein zu wollen, müssen sich Führungspersönlichkeiten trennen. Der „perfekte“ Chef konzentriert sich auf seine Stärken und seine Hauptaufgaben.
Grundvoraussetzung eines „perfekten“ Chefs sind gelebte Werte, die von allen Mitarbeitern als Führungsgrundsätze empfunden werden. Nur so entsteht das viel geforderte Vertrauen.
Letztlich geht es um das wesentliche: Der „perfekte“ Chef bewirkt, dass Menschen Ziele erreichen. Das Wesen guter Führung ist Wirksamkeit.
Meistens halten wir unsere Meinung für die Wahrheit, basierend auf der Wirklichkeit, wie wir sie empfinden. Häufig entspricht unsere Wirklichkeit jedoch nicht der Realität. Der „perfekte“ Chef setzt sich auf den Stuhl des anderen. Wer durch die Augen anderer sieht, entdeckt eine Fülle von Wirklichkeiten.
Quelle: Perspektive Mittelstand
Experten zufolge resultiert Narzissmus vor allem aus fehlender oder falsch verstandener Mutterliebe. Bei den betroffenen Kindern entsteht folglich ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl. Sie glauben, dass sie nicht gut genug seien, nicht liebenswert und kompetent genug.
Doch inzwischen denken die Wissenschaftler differenzierter über Narzissmus. Auch deshalb, weil sie zwischen verschiedenen Spielarten unterscheiden. Denn wahr ist eben auch: Ein bisschen Narzissmus muss sein.
Selbstliebe sei das Ergebnis von "Zuwendung, Einfühlung, Bestätigung und Befriedigung", schreibt Hans-Joachim Maaz in seinem Buch. Einerseits. Andererseits sind die Grenzen zwischen Selbstliebe und Selbstüberschätzung, zwischen gesundem und pathologischem Narzissmus fließend. Letzterer resultiert in einem ewigen Spannungsverhältnis. Das Ergebnis: Ständige Unruhe, Unzufriedenheit und ein unstillbarer Durst nach Anerkennung.
Das erklärt auch, warum Narzissten in der Chefetage besonders häufig sind. Zum einen sind sie oft ehrgeizig, hoch motiviert und gieren nach Macht. Zum anderen verfügen sie über die nötige emotionale und soziale Intelligenz, um Untergebene und Kollegen einzulullen. Sie können häufig sehr charmant sein, andere von ihren Ideen überzeugen und mitreißen.
Das legt auch eine Studie aus dem Jahr 2008 nahe. Darin bestimmte Amy Brunell von der Ohio State Universität zunächst die Charaktereigenschaften von knapp 500 Studenten. Dann teilte sie die Probanden in Vierergruppen. Jetzt sollten sie untereinander den fiktiven Vorsitzenden einer Studentenvereinigung wählen. Und siehe da: Narzisstische Studenten waren während der Diskussion nicht nur besonders dominant. Sie wurden auch wesentlich häufiger zum Vorsitzenden gewählt.