Ralph Wollburg Der Anwalt der Wirtschaftsbosse

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Ein Freund der Manager

Bulle und Bär vor der Börse Quelle: dapd

Zuletzt stellt die Allianz ein Ultimatum: Bis zum Mittag des kommenden Tages müssten die Alternativbieter um die Gebrüder Herz ein unterschriftsreifes Angebot vorlegen. Wollburg verhandelt die Nacht durch und legt den Vertrag rechtzeitig vor. So bleibt der Beiersdorf-Konzern erhalten.

Der Anwalt, daran lässt er keinen Zweifel, ist ein Freund der Manager. Trotz aller öffentlicher Kritik hält er sie für tüchtige, intelligente Leute, deren Haupttreiber nicht zuerst Eitelkeit, sondern das Wohl des Unternehmens ist. Für die Politik arbeitet er weniger, eine Ausnahme ist die verstaatlichte Hypo Real Estate, bei der er den Ausschluss der freien Aktionäre durchsetzt.

Den Volksvertretern fehle oft „konservative Integrität“, die er sich zuschreibt. Sein wichtigstes Kapital ist Vertrauen, die bedingungslose Einhaltung von Zusagen. Wenn Politiker überraschende Entscheidungen treffen, ist das durchaus zuträglich für sein Geschäft. So berät er den Versorger E.On, der wegen der Energiewende seine Strategie neu erarbeiten muss, beim Aufbau eines Gemeinschaftsunternehmens mit MPX in Brasilien.

Work-Life-Balance ist Kokolores

Wollburg lebt unbedingten Einsatz. „Mich treibt die Möglichkeit, wirtschaftliche Prozesse an herausgehobener Stelle mitzugestalten“, sagt er. „Die Arbeit hat immer Vorrang, das führt zu einem erheblichen Mangel an Zeit.“ Ein weniger befriedigender Beruf in den Niederungen der Angestelltenwelt sei für ihn keine Alternative.

So hoch die Ansprüche an sich selbst sind, so viel verlangt er von seinen Mitarbeitern. „Ich bin ein sehr anspruchsvoller Chef, Qualitätsdefizite können wir uns nicht leisten“, sagt er. Eine 60-, 70-Stunden-Woche ist selbstverständlich, ein Thema wie Work-Life-Balance für den Vater eines kleinen Sohns, der in seinen wenigen Freiminuten Golfbälle über das heimische Grundstück schlägt, Kokolores.

Angestellte haben mindestens Respekt vor ihm, frühere Mitarbeiter berichten von einer hohen Fluktuation. Wollburgs Schule sei hart, manchmal unmenschlich, aber wer sie durchstehe, habe immens viel gelernt.

Wollburg ist kein Diplomat und auch wenn er sich bemüht, sein Team zu loben, ist er nicht kollegial, er bestimmt, wann und wo Treffen stattzufinden haben, er sagt, was er denkt, ist von Natur aus autoritär. Und als Star pflegt er Privilegien und Extravaganzen, die für seine hoch bezahlten Kollegen unvorstellbar wären.

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