Rolf Dobelli Warum Gelassenheit die Karriere befeuert

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Was ist Erfolg?

Wie lautet also Ihre Definition von Erfolg?
Ich orientiere mich gerne an einer Definition, die mindestens 2000 Jahre alt ist. Erfolg hängt demnach weder davon ab, wie eine Gesellschaft Prestige verteilt, noch eignet er sich für vulgäre Rankings. Wahrer Erfolg ist innerer Erfolg.

Das klingt reichlich esoterisch.
Ja, aber das Streben nach innerem Erfolg ist eine der vernünftigsten Haltungen überhaupt – und gleichzeitig eine Wurzel des westlichen Denkens. Erfolgreich ist, wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt – weder durch Höhenflüge noch durch Bruchlandungen.

Kann man das üben?
Ja. Indem man sich ausschließlich auf Dinge konzentriert, die man beeinflussen kann, und alles andere konsequent ausblendet.

Input statt Output.
Exakt. Unseren Input können wir kontrollieren, den Output nicht, weil der Zufall stets hineinregiert. Geld, Macht, Erfolg und Popularität sind Dinge, über die Sie nur beschränkt Kontrolle haben. Die werden Sie ins Unglück stürzen, falls Sie sich darauf konzentrieren. Haben Sie sich hingegen Gleichmut und Seelenruhe antrainiert, werden Sie meist glücklich sein.

Und wie lässt sich das trainieren?
Absolvieren Sie am Ende jedes Tages eine Manöverkritik mit sich selbst: Wo sind Sie heute durchgefallen? Wo haben Sie sich den Tag von toxischen Emotionen vergiften lassen? Von welchen Schlägen, die jenseits Ihrer Kontrolle liegen, haben Sie sich erschüttern lassen? Welche mentalen Werkzeuge könnten die Lage verbessern?

Auf Ihrer Homepage heißt es: „Er konsumiert – mit Ausnahme der Zeitschriften The New Yorker, Science und Nature – keine News.“ Das kann ich nicht glauben.
Doch, ist so. Ab und zu habe ich Rückfälle, etwa bei den US-Präsidentschaftswahlen. Und ich lese Nachrichten im Finanzbereich, wenn es um Aktien von Unternehmen geht, die ich besitze. Aber ansonsten beschränke ich meine Lektüre auf diese Magazine, weil ich immer auf der Suche bin nach Durchbrüchen in der Wissenschaft und im „New Yorker“ exzellente Porträts lese, an die ich mich noch lange gerne erinnere.

Aber ansonsten boykottieren Sie alle Tageszeitungen?
Ja.

Und Sie lesen keine Nachrichtenseiten im Internet?
Nein.

Aber dann bekommen Sie ja gar nichts mit.
Na und? Ich kann ohnehin nichts ändern.

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