Schlafstörungen Stress raubt Managern den Schlaf

Wenn Sie heute Abend ins Bett gehen, sperren Sie vorher mal das Smartphone weg und verzichten Sie auf den Schlummertrunk. Sonst geht es Ihnen, wie vielen deutschen Managern. Warum Führungskräfte schlecht schlafen.

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Zehn Dinge, die uns den Schlaf rauben
Trennung von Arbeit und FreizeitSchlafstörungen haben sich nach Einschätzung von Medizinern zu einer Volkskrankheit entwickelt. „Wir schätzen, dass zwischen 5,7 und 6 Prozent der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen leiden“, sagte Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Es gebe wissenschaftliche Hinweise, dass heute weniger geschlafen werde als vor Jahrzehnten. Ein Grund ist die mangelnde Trennung von Arbeit und Freizeit: Abends noch schnell E-Mails für die Arbeit beantworten oder am PC noch an einem Projekt feilen – die ständige Erreichbarkeit und die technischen Möglichkeiten, auch von daheim zu arbeiten, lassen die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Das hindert daran, den Kopf frei zu bekommen und entspannt, einschlummern zu können. Quelle: Fotolia
Aktivierung statt Entspannung beim Internet-SurfenPCs und Smartphones verändern unser Freizeitverhalten: Statt vorm Einschlafen ein Buch zu lesen oder Fernzusehen – und dabei passiv Informationen aufzunehmen – surfen Menschen zunehmend vorm Schlafengehen im Internet. Doch beim Online-Shopping, E-Mail-Verkehr, Facebook-Chats oder Online-Spielen  muss das Gehirn sehr viele Informationen verarbeiten. Dabei wird es eher aktiviert als auf den Schlaf vorbereitet zu werden. Dabei kann helfen die Hintergrund-Beleuchtung der Displays zu dimmen, um sich auf die anstehende Nachtruhe einzustellen. Außerdem sollte nicht im Schlafzimmer gesurft werden, um den Raum gedanklich nicht mit Aktivität in Verbindung zu bringen. Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man komplett auf PCs, Smartphones und Co. verzichten. Quelle: obs
Zu viel StressStressige Lebensphasen wühlen den Körper auf, und machen es nachts schwieriger, einzuschlafen. Um so wichtiger ist, es für Entspannung zu sorgen. Quelle: Fotolia
Die Angst vor Schlafstörungen verstärkt sie nurJe mehr man sich Gedanken, um die Schlafstörungen macht, desto stärker fördert man sie. So wird die Angst zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Da man denkt, in der Nacht nicht einschlafen zu können, stellt sich der Körper auf diesen Zustand ein – und man bekommt tatsächlich kein Auge zu. Quelle: Fotolia
Unruhiger Schlaf kann zur Gewohnheit werdenWenn Menschen lange Zeit einen unruhigen Schlaf haben, etwa weil sie gerade ein Kind bekommen haben, wird dieser Zustand für den Körper irgendwann zur Gewohnheit. So können Menschen auch Jahre nachdem ihr Baby das letzte mal nach der Flasche geschrien hat, immer noch einen unruhigen Schlaf haben. Dagegen kann eine Verhaltenstherapie helfen. Quelle: dpa
Es fehlt ein EinschlafritualMenschen sollen über ihre Schlafprobleme nicht grübeln, sondern ihr Verhalten ändern. Dies kann etwa ein Einschlafritual sein. So stellt etwa die obligatorische Tasse Tee oder Milch vor dem Gang zum Bett, den Körper irgendwann darauf ein, dass nun die Schlafenszeit ansteht. Dadurch kann das Einschlafen mit der Zeit leichter fallen. Quelle: dpa/dpaweb
Verschiedene Wecker Quelle: dpa

Ärzte der privaten Max Grundig Klinik sorgen sich um den Schlaf deutscher Führungskräfte. Eine repräsentative Umfrage der Klinik unter mehr als 1000 Managern hatte nämlich ergeben, dass sich 54 Prozent der männlichen und 59 Prozent der weiblichen Führungskräfte nachts herumwälzen, anstatt gut zu schlafen. Nun habe man sich den Ursachen der kollektiven Schlafstörung genähert, so Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik.

Die Mehrheit der Befragten gab an, wegen beruflichem Stress nicht gut zu schlafen, bei einem Viertel seien private Probleme der Grund, finanzielle und gesundheitliche Sorgen halten insgesamt 27 Prozent wach.

"Es sind also eindeutig die hohen psychologischen Belastungen durch den Beruf, die Führungskräfte bis in den Schlaf verfolgen", sagt Diehm. Er vermutet, dass sich dieses Bild bei anderen gesellschaftlichen Gruppen verschieben würde.

Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen

Zum einen sind die Manager, wie vermutlich auch ihre Angestellten, noch im Bett online: 27 Prozent der deutschen Manager sind bis kurz vor dem Bettgang online, weitere 54 Prozent ein- bis zwei Stunden vor der Bettruhe. Am nächsten Morgen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. 21 Prozent der Führungskräfte checkt sofort nach dem Aufstehen die persönlichen Nachrichten, weitere 52 Prozent noch zu Hause vor der Fahrt zur Arbeit. Das kurzwellige blaue Licht des Displays von Smartphone und Tablet wirkt auf das Gehirn allerdings wie ein Alarmsignal. Die Folge: Im Körper wird später und weniger Schlaf-Hormon freigesetzt.

So schlafen Sie besser ein und stehen morgens entspannter auf

Hinzu kommt, dass viele einfach nicht abschalten können. "Unsere Zahlen belegen, dass rund drei Viertel der Führungskräfte das Büro gedanklich mit nach Hause nehmen und zwar bis spät in die Nacht", so Diehm. Bei 37 Prozent der Befragten liegt das Handy nachts angeschaltet neben dem Bett. 43 Prozent aller und 47 Prozent der weiblichen Führungskräfte geben an, grundsätzlich schlecht von der Arbeit abschalten zu können.

"Es ist offensichtlich, dass der moderne Arbeitsstil, rund um die Uhr online zu sein, vielen Führungskräften die innere Ruhe raubt. Wer sich bis spät in die Nacht und schon morgens kurz nach dem Aufstehen mit beruflichen Fragestellungen beschäftigt, kann zwangsläufig schwerer abschalten, was jedoch für einen tiefen und längeren Schlaf notwendig ist."

Falsche Volksweisheiten rund um den Schlaf

Neben dem modernen Arbeitsstil identifiziert die Max Grundig Klinik ein zweites fundamentales Problem, das guten Schlaf verhindert. 41 Prozent aller und 53 Prozent der männlichen Führungskräfte trinken am Abend mehr als ein Glas Wein oder ein Glas Bier. "Alkohol am Abend mag bei der Entspannung helfen, vielleicht schläft man sogar besser ein. Alkohol ist aber sicherlich ein negativer Faktor, um insgesamt gut durch die Nacht zu kommen", so Diehm. Denn anstatt sich zu erholen, ist der Körper mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt, was die Schlafqualität nachhaltig mindere.

Entsprechend beschreibt gut die Hälfte der Anhänger des Schlummertrunks das Phänomen. um elf Uhr müde ist Bett zu gehen, gut einzuschlafen, um dann schon nach drei, vier Stunden wieder hell wach zu sein und dann lange Zeit nicht einschlafen zu können. "Viele Führungskräfte verdrängen ihre Schlafprobleme, sie ertragen sie als Job immanent. Gelegentlich wird dann zur Pille gegriffen, wenn es gar nicht mehr geht."

Dabei ist anhaltender Schlafmangel nicht nur schlecht für die Leistungsfähigkeit und die Laune, er kann das Leben um mehrere Jahre verkürzen. Schlafstörungen liegen vor, wenn man mehr als dreimal die Woche nachts aufwachen und mehr als 30 Minuten brauchen, um wieder einzuschlafen. Diehm rät in einem solchen Fall, Schlaflosigkeit wie jede andere Krankheit auch zu therapieren und Gewohnheiten gegebenenfalls umzustellen. "Kein Alkohol abends, frühzeitiges Abschalten von Handy und Computer, dunkle Zimmer, eine regelmäßige Bettzeit - es gibt viele Tipps, wie sich die Schlafqualität erhöhen lässt."

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