Selbstmanagement So zähmen Sie Ihren Chef

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Bauchmenschen und Kopftypen

Die schlimmsten Sprüche schlechter Chefs
Eine Studie der Unternehmensberatung Towers Watson zeigt, dass nur 43 Prozent der Deutschen ihre direkten Vorgesetzten für effektiv halten. Genauso schlecht ist die Meinung der Deutschen über die Top-Manager in ihren Unternehmen. Insbesondere bei der Unterstützung der Entwicklung ihrer Mitarbeiter schneiden die Chefs schlecht ab. Ein rauer Umgangston wird vielen Chefs vorgeworfen. In dem Buch "Seien Sie gefälligst still, wenn ich Sie unterbreche!" (Piper-Verlag) haben die Autoren Stojan Rudan und Michael Köttingdie fiesesten Entgleisungen von Vorgesetzten gegenüber ihren Angestellten gesammelt. Darunter beispielsweise: „Man sieht nur von unten arrogant aus.“ Quelle: Fotolia
"Ich bin kein Arzt, aber ich denke, Sie leiden an einer akuten Intelligenzintoleranz." Quelle: dpa
Zu einer schwangeren Mitarbeiterin: "Ihr Bauch ist auch nicht dicker als meiner." Quelle: Fotolia
"Wenn Sie hoch hinaus wollen, dann gehen Sie klettern. Hier im Unternehmen wird das jedenfalls nichts." Quelle: dapd
"Wenn er es bis zum Arzt schafft, schafft er es auch ins Büro." Quelle: Fotolia
"Das Ergebnis ist ja jetzt nicht ganz so unglaublich scheiße, wie anfangs angenommen." Quelle: Fotolia
"Bei den Bienen zählen auch nicht die Flugstunden, sondern es zählt der Honig, den sie nach Hause bringen." Quelle: dpa

1.Wie Sie Ihren Chef analysieren

So banal es klingt, die wichtigste Regel lautet: Sie müssen wissen, wie Ihr Chef tickt. Ist er Bauchmensch oder Kopftyp? Handelt er strategisch oder spontan? Steht er auf kühne Visionen oder kühle Prognosen? Kommuniziert er am liebsten schriftlich oder mündlich? Wer diese Fragen nicht beantworten kann, riskiert Missverständnisse, Frust und Streit. Nur wer seinen Chef kennt, kann sich auf ihn einstellen und so handeln, dass er davon profitiert. Egal, ob in Konferenzen im Beisein von Kollegen und Geschäftspartnern oder bei Verhandlungen unter vier Augen.

Ein Beispiel: Sie wollen eine Fortbildung besuchen, Ihr Vorgesetzter muss Ihrem Vorhaben aber zustimmen. Bevor Sie ihn fragen, überlegen Sie genau, welchen Typ Mensch Sie in diesem Gespräch vor sich haben. Einen Visionär überzeugen Sie am ehesten, indem Sie ihm die Vorteile des Seminars blumig und detailliert ausmalen: Wie das Seminar abläuft, wer daran teilnimmt. Und vor allem: wie Sie Ihre neuen Fähigkeiten im Job einsetzen werden. Einem kühlen Strategen müssen Sie Kosten und Nutzen gegenüberstellen. Natürlich so, dass Letzterer überwiegt – vor allem mit Argumenten, die Ihr Chef gutheißt.

2. So bekommen Sie Feedback

Was könnten Sie besser machen? Wie schätzt Ihr Chef Sie ein? Solche Fragen sollten Sie ihm gelegentlich stellen. Nicht nur, weil sie dadurch an Ihren Stärken arbeiten und Schwächen beheben können. Sondern weil Sie auf diesem Wege Lernbereitschaft signalisieren.

Das wissen auch Personalverantwortliche zu schätzen – 97 Prozent halten regelmäßige Mitarbeitergespräche generell für sinnvoll. Das fand der Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum vor einigen Jahren in einer Umfrage heraus. Das Problem: Vielen Vorgesetzten fällt es in Gesprächen schwer, offen und ehrlich zu sein.

Falls sich Ihr Chef vor klaren Worten drückt, empfiehlt Führungskräftecoach Gunar Michael ein kleines Spiel: Fragen Sie Ihren Chef, wie zufrieden er mit Ihnen ist – auf einer Skala von eins (überhaupt nicht) bis zehn (sehr). Ob er Ihre Leistung nun mit sechs, sieben oder acht Punkten bewertet – die volle Punktzahl wird er vermutlich nie vergeben. Woraufhin Sie ihn fragen, was Sie tun müssten, um auf zehn Punkte zu kommen. Woraufhin Ihr Chef nicht herumkommt, Ihnen sehr konkret zu sagen, was er von Ihnen erwartet.

3. Wie Sie die Lage Ihres Chefs nutzen

Viele Angestellte vernachlässigen, in welcher Situation der eigene Vorgesetzte gerade steckt. Ob aus Unkenntnis oder aus Gedankenlosigkeit – die Folgen können in jedem Fall fatal sein. Bevor Sie sich für Ihr Anliegen seine Zustimmung einholen, sollten Sie wissen: Steht Ihr Vorgesetzter womöglich gerade unter Druck? Kämpft er um seinen Job? Oder ist er wegen eines Gewinnsprungs gar in Spendierlaune?

Die Lage seines Chefs zu kennen bedeutet aber nicht nur, sich besser auf das nächste Gespräch oder die kommende Konferenz einstellen zu können. Man kann sich auch nützlich zeigen und gegebenenfalls seine Unterstützung anbieten. Halten Sie das Gespräch mit offenen Fragen lebendig, und geben Sie Ihrem Vorgesetzten die Gelegenheit, ausführlich von sich selbst zu erzählen. Wer sich einfühlsam zeigt, erreicht zwei Ziele auf einmal. Die meisten Menschen empfinden jene Konversationen als angenehm, in deren Verlauf sie selbst am meisten reden. Das gilt für die meisten Chefs umso mehr. Und wenn Ihr Boss sich verstanden fühlt, stimmt er Ihrem Vorschlag viel eher zu.

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