Serie Arbeitsrecht Wenn man über Nacht weit weg versetzt wird

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Führungskräfte unter Druck

Danach muss die Firma die wechselseitigen Interessen abwägen. Damit sind also beide Seiten gemeint, auch der Arbeitnehmer. Und in dessen Interesse dürfte ein fixer Umzug an einen entfernten Ort nie sein. Die Folge: Arbeitgeber, die ihre Führungskräfte so unter Druck setzen, handeln rechtswidrig. Dagegen wehren kann man sich innerhalb weniger Tage mit einer sogenannten einstweiligen Verfügung.

Einstweilige Verfügungen helfen demjenigen, der eine schnelle gerichtliche Entscheidung braucht. So schnell, dass er nicht auf ein Urteil warten kann. Dazu muss sein Anwalt einen Antrag bei Gericht stellen, in dem er seinen Anspruch und einen Grund benennt. Meist entscheiden die Richter innerhalb einer Woche. Eine normale Gerichtsverhandlung zur endgültigen Klärung erfolgt später. In der Regel Monate später.

Leicht ist es nicht, einstweilige Verfügungen zu erkämpfen. Sie sind nur in absoluten Ausnahmefällen durchsetzbar. Aber bereits das bloße Verfahren kann als Möglichkeit dienen, um mit einem wortkargen Arbeitgeber ins Gespräch zu kommen und eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Über zwei Stunden Pendeln wird es eng für die Firma

Kommt es zu einem Prozess, muss das Unternehmen offen legen, aus welchem Anlass es den Mitarbeiter versetzen will. Außerdem muss es nachweisen können, dass es auch die persönlichen Interessen des Mitarbeiters sorgfältig abgewogen hat: Soziale Bindungen, familiäre Unterhaltsverpflichtungen oder medizinische Notwendigkeiten können zugunsten des Mitarbeiters eine Rolle spielen.

Sobald die Versetzung einen gerade noch hinnehmbaren Pendelradius von vielleicht zwei Stunden täglich überschreitet, wird es für das Unternehmen eng. Es muss nämlich auch nachweisen, dass es für den Arbeitnehmer am bisherigen Arbeitsort nichts mehr zu tun gibt. Und weil viele räumliche Versetzungen nur der Schikane dienen, wird die Versetzung oft bereits daran scheitern.

In diesem Zusammenhang ist interessant: Gibt es einen Betriebsrat, muss der nicht nur angehört werden, sondern der - räumlichen - Versetzung laut Paragraf 99 Betriebsverfassungsgesetz auch zustimmen. Er kann also ein Veto einlegen und die Versetzung verhindern.

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