Serie - das Geheimnis meines Erfolgs (V) Wie Dedon-Gartenmöbel die Branche revolutionierten

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"Der Fußball hatte mich Demut gelehrt"

Erfolgreiche Gründer und ihre Geheimnisse
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Dekeyser unterschreibt einen Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern. Tapeziert seine erste eigene Wohnung mit Trainingsplänen, beginnt sein privates Konditionsprogramm morgens um vier, hackt im Winter ein Loch ins Eis, um sich im eiskalten Seewasser abzuhärten. Als seine Karriere nach einem erfolglosen Engagement in der zweiten belgischen Liga schon zu Ende zu sein scheint, bevor sie richtig begonnen hatte, läuft Dekeyser in einer Hotellobby Jean-Marie Pfaff über den Weg. Und bittet den damaligen belgischen Nationaltorhüter und Torwart des FC Bayern München, ihm an Ort und Stelle die Bälle um die Ohren zu hauen – in der Tiefgarage des Hotels. Pfaff ist beeindruckt. "Manchmal öffnen sich für Sekundenbruchteile Türen", sagt Dekeyser bis heute, "diese Chancen muss man nutzen."

Dekeyser tut es, wird 1986, mit 21 Jahren, Reserve-Torhüter der Bayern, bekommt einen Dienstwagen, gibt Interviews im belgischen TV. Und ist doch nicht glücklich. "Stillsitzen war nie mein Ding." Er verlässt den goldenen Käfig des deutschen Branchenprimus, landet beim Lokalrivalen 1860 München. Der Ellbogencheck eines Gegners zertrümmert 1991 nicht nur sein Gesicht, sondern beendet auch seine Karriere. Dekeyser, damals 26, beschließt noch im Krankenhaus, Unternehmer zu werden – so wie seine Eltern, so wie sein Großvater. Kündigt seinen Profivertrag, lehnt attraktive Angebote ab. "Angst vor der Zukunft hatte ich nicht", sagt Dekeyser. "Der Fußball hatte mich Demut gelehrt, ich hatte gelernt, mit Enttäuschungen und Einsamkeit umzugehen, mit mir selbst klarzukommen und verstanden, dass man sich selbst das wahre Regulativ ist."

Er wollte Geld in Bewegung bringen

Mit diesem Wertegerüst und einem Finanzpolster aus der Profizeit im Rücken, richtet sich Dekeyser in einem fensterlosen Kellerraum eines Reihenhauses in der Münchner Peripherie ein Büro ein und startet einen Vertrieb für Designski – in einem 1000 Quadratmeter großen Kuhstall. "Ich wollte schon immer machen, was mir Spaß bereitet, wollte nicht reich werden, sondern Geld in Bewegung bringen", sagt Dekeyser. "Ein geiziger Unternehmer ist so inspirierend wie ein Musiker, der kein Instrument beherrscht."

Das Geheimnis meines Erfolges

Als er auf den Skiern sitzen bleibt, entwickelt Dekeyser die nächste Idee – und legt die Basis für seine Erfolgsstory. "Ich wollte eine Art Wohnzimmer für draußen schaffen." Mit eleganten, funktionalen Möbeln, die nicht bei jedem Regenguss in die Garage mussten – aus dem Kunststoff, aus dem seine Mutter seit Jahren Henkel für Waschmittelboxen produzierte. Er besucht einen Flechter auf der philippischen Insel Cebu, den er auf einer Gartenmesse in Köln kennengelernt hatte – mit einer 47 Kilogramm schweren Kunstfaserrolle im Gepäck. Die ersten Stühle werden produziert – haben will sie keiner. Auch nicht, als er mit einem Sänger im Schlepptau durch Münchens exklusivste Möbelläden zieht. Geld verdient Dekeyser trotzdem – mit der Produktion einer Bastgiraffe aus Madagaskar, die als Dekoration für einen Messestand gedacht war. Und sich zum Verkaufsschlager mausert. "Ich liebe Krisen", sagt Dekeyser, "sie geben mir Energie, auch wenn die Lage aussichtslos scheint."

Für Dekeyser zählen Zeugnisse nur wenig

Ans Scheitern zu denken erlaubt er sich nicht, 18-Stunden-Tage sind die Regel. Um den Kopf frei zu bekommen, geht er morgens joggen oder zum Wandern in die Alpen. Preist seine Möbel auf Messen zwischen Frankfurt und Singapur an, teilt sich unterwegs das Hotelzimmer oft mit vier Mitarbeitern, vereinbart Meetings mit potenziellen Kunden in den Lobbys großer Hotels – "als seien wir Gäste des Hauses". Überzeugt den Chef der Club-Med-Kette von der Qualität seiner Stühle. Beschließt, auf den Philippinen eine eigengeführte Produktion aufzubauen. Und vertraut die Mammutaufgabe einem 22-jährigen Bauernsohn an, der damals ein Praktikum bei Dekeyser macht: Hervé Lampert. Der leitet heute als CEO die Geschicke des gesamten Unternehmens, die Leitung der Fabrik auf der Insel Cebu mit rund 2200 Angestellten hat Dekeyser Hervés Bruder übertragen.

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