Ein Gefühl, das er schon als Fünfjähriger spürt – wenn er, im Frühherbst, im Kohlenkeller seines Elternhauses sitzt und Briketts stapelt. Tagelang, rund 5.000 Stück. "Keiner störte mich, keiner redete mir rein, keiner wusste alles besser, während ich austüftelte, wie aus dem unordentlichen Haufen ein sauber geschichteter Stapel wurde", erinnert sich Dittmann. "Ich hatte mir das Ziel selbst gesucht, konnte meine Ideen ausprobieren, scheitern, neu starten, mein Ding durchziehen."
Keine Selbstverständlichkeit, damals, Anfang der Fünfzigerjahre, in Kirchen, einem kleinen Städtchen am Fuße des Westerwalds. Wo sich Dittmann junior von kirchlichem Muff, verklemmter Moral und strengem Elternhaus zunehmend in die Zange genommen fühlt. Und als Sohn eines selbstständigen Elektromeisters schnell lernt: Unterm Weihnachtsbaum steht zwar oft die neueste Modelleisenbahn – doch wenn ein Kunde exakt danach sucht, ist sie genauso schnell wieder weg. "Das Geschäft ging immer vor."
In der Schule markiert Klein-Titus oft den Klassenkasper. Seinen Vornamen Eberhard hat er da schon gegen den Spitznamen eingetauscht, den ihm sein älterer Bruder verpasst hatte, weil er ihn an den gleichnamigen römischen Kaiser erinnert. Titus rebelliert gegen Lehrer, beharrt auf seiner Meinung. Klein beigeben, wenn er sich im Recht fühlt? Kommt nicht infrage. "Lieber bekomme ich noch eins aufs Maul."
Er kämpft sich durchs Gymnasium, entdeckt aber seine Begabung für Zahlen und Formeln. Und lernt, sich "außerhalb normaler Denkgewohnheiten" zu bewegen. Fängt mit 15 an, sich die Bewegungsabläufe beim Autofahren vorzustellen und diese abends immer wieder nachzuvollziehen – unter seiner Bettdecke. Der Führerschein mit 18 ist ein Klacks, seitdem weiß er: "Ich kann etwas anpacken, wenn ich es vorher im Geiste oft genug durchgegangen bin."
In seinem gebrauchten Fiat 770 kutschiert er Mitschüler durch Eifel und Westerwald – für zehn Pfennig pro Kilometer. Und heizt auf einer Runde über die berüchtigte Nordschleife des Nürburgrings ins Gebüsch. Diesen Drahtseilakt zwischen Business und Blödsinn, Geschäftssinn und Größenwahn lebt er auch beim Bundesgrenzschutz aus, den er der Bundeswehr vorzieht – weil es dort zehnfachen Sold gibt. Er keilt sich mit Vorgesetzten, weil er auf Bart und lange Haare nicht verzichten will. Und richtet in seinem Spind einen Kiosk ein, mit dem er der Kasernenkantine das Geschäft abgräbt. 1971 beginnt er in Münster mit dem Lehramtsstudium. "Unternehmertum", so der 68er-Abiturient, "galt damals als Teufelszeug."
Als Teilzeit-Autoschrauber finanziert er sich Studium und wochenlange Urlaubsreisen – auch durch die Sahara. "Man ist komplett auf sich allein gestellt, für alles selbst verantwortlich – die grandiosen Momente genauso wie die peinlichen Pannen. Mit einem Wort: Freiheit."