Serie Tickets zur Macht Die Netzwerke der Mächtigen

Auch im Zeitalter von Facebook und Twitter beeinflussen Elitenetzwerke maßgeblich Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. In einer sechsteiligen Serie blickt die WirtschaftsWoche hinter die Kulissen der Macht – und beschreibt, wie Sie Zugang finden.

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Rupert Murdoch und Wendi Murdoch Quelle: Getty Images/Kevork Djansezian

Hier ein Spaziergang mit seiner Frau Wendi, dort ein Drink mit Sohn Lachlan: Wer Rupert Murdoch schon immer mal in Shorts und Turnschuhen erleben wollte, muss nach Sun Valley fahren. Das Bergdörfchen im Nordwesten der USA ist vor allem bei Skifahrern beliebt. Sobald der Schnee geschmolzen ist, bleiben die 1400 Einwohner weitgehend unter sich – bis auf einige Tage im Sommer.

Jedes Jahr reihen sich auf dem kleinen Flughafen im Nachbarort Dutzende weißer Privatjets aneinander, und Fotografen schwirren durchs Dorf, auf der Jagd nach Schnappschüssen von Prominenten aus Politik und Wirtschaft. Der Grund für die Betriebsamkeit: die Sun Valley Conference. Sie verwandelt den Ort für ein paar Tage in einen angesagten Treffpunkt von Millionären und Milliardären.

Deutschlands heimliche Herrscher
Ralph Wollburg Quelle: Picture-Alliance/dpa
Ann-Kristin Achleitner Quelle: dpa
Henning Kagermann Quelle: dpa
Michael Vassiliadis Quelle: AP
Michael Hoffmann-Becking Quelle: Frank Reinhold für WirtschaftsWoche
Gerhard Cromme Quelle: dpa
Manfred Schneider Quelle: Picture-Alliance/dpa

Globale Medienelite

Darunter ist auch der australische Medienmogul Murdoch, Gründer und CEO des global tätigen Medienkonzerns News Corporation, zu dem unter anderem die TV-Sender Fox und Sky gehören. Normalerweise sieht man ihn nur in Anzug und Krawatte. Doch hier flaniert er in Freizeitkleidung mit seiner Frau über die Straße oder posiert in kurzen Hosen und T-Shirt mit seinem Sohn.

Seit 1983 trommelt die New Yorker Investmentbank Allen & Company in Sun Valley die globale Medienelite aus New York, London, Tokio und dem Silicon Valley zusammen. Die Bank existiert bereits seit 1922, ihr Vermögen machten die drei Gründer vor allem in der Großindustrie. Der heutige Bankchef Herbert Allen Junior konzentrierte sich seit seinem Amtsantritt in den Siebzigerjahren auf die Unterhaltungsbranche. 1982 verkaufte er den Anteil an der Filmproduktionsfirma Columbia Pictures für 750 Millionen Dollar an den Getränkeriesen Coca-Cola. Allen ist gefragter Berater der globalen Medienelite. Da kann es nicht schaden, wenn er alle üblichen Verdächtigen einmal im Jahr trifft.

Das sind die spendabelsten Deutschen
In Deutschland wird viel gespendet – und das nicht erst seit gestern. Einem Bericht des „Manager Magazins“ zufolge werden die neuen Großspenden allerdings weniger. Wer zu den größten deutschen Stiftern und Spendern des vergangenen Jahres gehört, zeigen die folgenden Bilder. Quelle: dpa
Platz 10: Ein Frankfurter BürgerpaarDas Frankfurter Paar auf dem zehnten Platz des Rankings möchte lieber anonym bleiben. Ganze 1,5 Millionen Euro spendeten die beiden für die Erweiterung des Städel-Museums in der hessischen Landeshauptstadt. Durch den Bau wurden Tausende Quadratmeter neue Ausstellungsfläche hinzugewonnen. Auch der Altbau wurde renoviert.Berücksichtigt wurden für die Aufstellung des „Manager Magazins“ Einzelspenden und Neustiftungen aus den letzten zwölf Monaten. Quelle: dpa
Platz 9: Klaus-Michael KühneDurch seine eigene Stiftung spendete der Mehrheitseigner des Logistikkonzerns „Kühne + Nagel“ 1,7 Millionen Euro an Hilfsorganisationen wie Unicef. Und er kann es sich durchaus leisten. Sein Privatvermögen beläuft sich auf geschätzte 9,8 Milliarden US-Dollar, womit er von dem Wirtschafsmagazin Forbes als siebtreichster Deutsche gelistet wird. Quelle: dpa
Platz 8: Familien Herbert und Harald QuandtFür die Dokumentationsstätte des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers in Berlin-Schöneweide spendeten die Quandt-Familien insgesamt 5,4 Millionen Euro. Im Bild Johanna Quandt, die Witwe des 1982 verstorbenen Herbert Quandt. Quelle: dpa
Platz 7: Siggi LochDer Musikproduzent und Gründer eines Jazzlabels spendete für die von ihm und seiner Ehefrau Sissy neu gegründete Stiftung sowie für „Menschen & Tiere in Not“ in den vergangenen zwölf Monaten 5,7 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 6: Michael OttoDer ehemalige Vorstandschef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group spendete in den letzten zwölf Monaten 8,5 Millionen Euro. Das Geld ging unter anderem an die Kinderklinik im Uni-Klinikum Eppendorf, die Aid by Trade Foundation und seine eigene Stiftung. Auch Otto taucht auf der aktuellen Forbes-Liste auf. Zusammen mit seiner Familie belegt er dank eines Vermögens von 17,6 Milliarden US-Dollar Platz drei unter den reichsten Deutschen . Quelle: Presse
Platz 5: Familien Friedrich und Peter Lürssen, Karin und Uwe Hollweg StiftungFür die Kunsthalle in Bremen spendeten die Lürssen-Familien mit der Karin und Uwe Hollweg Stiftung zusammen zehn Millionen Euro. Im Bild Friedrich Lürssen, der mit seinem Vetter Peter Lürssen in vierter Generation das Unternehmen Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG führt. Quelle: dpa

Sprechen über Milliardengeschäfte

Egal, ob Microsoft-Gründer Bill Gates, Facebook-CEO Mark Zuckerberg, Google-Mitgründer Sergey Brin, Sony-Boss Kazuo Hirai oder Großinvestor Warren Buffett – sie alle treffen sich jeden Sommer im Nordwesten der USA. Einige bringen ihre Partnerinnen mit, alle sind lässig gekleidet. Einer der wenigen deutschen Teilnehmer im vergangenen Jahr: Telekom-Chef René Obermann, auch er in Jeans und Pulli. Anzug und Krawatte, so die eindeutige Botschaft der Bilder, haben wir schon längst nicht mehr nötig.

Doch der Eindruck täuscht: Die Medienelite trifft sich nicht nur, um in der Sonne zu liegen, gemeinsam Fahrrad zu fahren, zu wandern oder Schach zu spielen. Die Bosse sprechen in dem abgelegenen Bergdorf auch über Milliardengeschäfte. Der ehemalige Disney-Chef Michael Eisner soll hier erstmals die Chancen für eine Übernahme des TV-Konzerns Capital Cities/ABC ausgelotet haben. 1995 wurde der Deal tatsächlich vollzogen. Auch die Fusion des Kabelnetzbetreibers Comcast mit der Senderkette NBC Universal im Jahr 2009 soll hier begonnen haben.

Die Konferenz gilt seit jeher als „Inner Circle“ der oberen Hundert. Wer nicht zufällig Chef eines Milliardenkonzerns ist oder einen solchen gegründet hat, muss draußen bleiben.

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