Das bestätigte auch Roberto Fernandez. Der Organisationspsychologe vom Massachusetts Institute of Technology analysierte 1997 knapp 3000 Bewerbungen einer amerikanischen Großbank für 326 Stellen. Wer eine Empfehlung von einem Angestellten erhalten hatte, wurde zu 80 Prozent zu einem persönlichen Vorstellungstermin geladen. Von den Außenseitern nahmen diese erste Hürde nur 26 Prozent.
Nach Angaben von Fernandez wägen Bewerber mit Kontakten in die Firma besser ab, ob sie wirklich passen – und verzichten im Zweifelsfall darauf, sich ins Kandidatenrennen zu werfen. Das Netzwerk sorgt für einen Informationsvorsprung.
Bundespresseball in Berlin
Solche Informationen versprechen sich auch jene Politiker, Wirtschaftsbosse und Medienschaffenden, die am Bundespresseball in Berlin teilnehmen. Im vergangenen November tanzten im Hotel Interconti etwa 2500 Personen, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck. Gastgeber ist die Bundespressekonferenz, ein Verein von Parlamentskorrespondenten.
Sie hält den Ball für „das gesellschaftliche Ereignis Nummer eins in Deutschland“. Und das lassen sich die Organisatoren teuer bezahlen. Die Tickets kosten bis zu 690 Euro und sind nur auf Einladung erhältlich. Soll heißen: Man erhält das Privileg, eine Karte kaufen zu können. Theoretisch zumindest. Praktisch können auch Außenstehende teilnehmen – wenn sie einem Parlamentskorrespondenten ein Ticket abkaufen.
Mehr als 20.000 Euro
Doch auch die Plätze im Saal sind käuflich. Die Sponsoren des Balls dürfen je drei Tische mit ihren Gästen besetzen. Außerdem kann jeder etwa 30 weitere Zehner-Tische reservieren, wenn er gerne mit bestimmten Personen zusammensitzen möchte, vom Veranstalter akzeptiert wird – und das nötige Kleingeld aufbringt. Einschließlich der Tickets für zehn Ballbesucher werden mehr als 20.000 Euro fällig.
Aber sind analoge Verbindungen in Zeiten digitaler Netzwerke wirklich noch notwendig? Oder reicht es, sich bei Facebook und Twitter, auf Xing und LinkedIn zu verbinden? Mitnichten, sagt der Soziologieprofessor und Elitenforscher Michael Hartmann von der Technischen Universität Darmstadt. „Traditionelle institutionalisierte Netzwerke behalten auch künftig wesentlichen Einfluss.“ Denn sie basierten auf Vertrauen – „und das lässt sich allein im Netz nicht aufbauen“.