McCloy-Programm: Deutsche Denker in Harvard
John McCloy hatte es nicht leicht. Als Vertreter der Siegermächte musste er nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Deutschland und Amerika vermitteln. Eine wertvolle Fähigkeit, die heute auch die Stipendiaten des McCloy-Programms brauchen. In einem zweijährigen Masterstudiengang werden zwischen sechs und acht Deutsche an die Harvard Kennedy School gesandt, um sich auf künftige Führungspositionen vorzubereiten. Die Fakultät ist die politische Eliteschmiede der Hochschule, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und der ehemalige Weltbank-Chef Robert Zoellick zählen zu den Absolventen. Das lockt auch die deutsche Prominenz. Für Gesprächsrunden mit den McCloy-Teilnehmern reisten schon der FDP-Politiker Christian Lindner und die frühere Bischöfin Margot Käßmann nach Harvard.
4 Tipps für Meetings im Ausland
Bei allem Verständnis für die Gewohnheiten internationaler Geschäftspartner: Biedern Sie sich nicht an. Amerikaner erwarten von Deutschen keine Witze, Asiaten keine krampfige Verbeugung, sondern starke Geschäftspartner.
Bei Verhandlungen zu sehr aufs Tempo zu drücken schadet besonders in Asien und arabischen Ländern. Besser: Zeit nehmen, zuhören, Essen gehen – dann klappt’s auch mit dem Vertrag.
Geschäftsleute außerhalb Deutschlands sind irritiert, wenn Deutsche nach einem lockeren Essen bierernst ins Meeting gehen. Sie plaudern auch bei offiziellen Besprechungen gern über Privates – stellen Sie sich darauf ein.
Sätze wie „Das ist falsch!“ stoßen nicht nur Asiaten vor den Kopf – besonders wenn sie vor Kollegen fallen. Kontroverses besser in höfliche Fragen verpacken: „Können wir das bitte noch mal detailliert besprechen, ich glaube, wir haben unterschiedliche Ansätze.“
In diesem Jahr feiert das Stipendium seinen 30. Geburtstag. Von den etwa 200 Abgängern können fast alle auf eine glänzende Karriere schauen. Allerdings nicht immer im Gemeinwesen, zu verführerisch ist oft der Lockruf der freien Wirtschaft. Viele McCloy-Stipendiaten arbeiten als Unternehmensberater, in Großkanzleien oder gründeten eigene Unternehmen. Um sich für das Stipendium zu qualifizieren, darf der Bewerber nicht älter als 35 Jahre alt sein und muss zur „akademischen Exzellenz“ gehören. Konkret: Das Studium sollte mit gut, bei Juristen mit „Voll befriedigend“ abgeschlossen werden. Für manche Master- Programme sind zusätzlich drei Jahre Berufserfahrung nötig.
Die Stipendiaten werden von einem Ausschuss der Studienstiftung des deutschen Volkes auserwählt. Parallel müssen sich die Interessierten an der Harvard Kennedy School bewerben. Es folgen ein zweitägiges Auswahlseminar und die Bewertung eines selbst verfassten Essays. Aufgrund dieser zeitintensiven Auswahl gibt es pro Jahr nur zwischen 60 und 120 Bewerbungen. Und das trotz des großzügigen Angebots: Das Stipendium ist das höchstdotierte Programm der Stiftung. Neben den 43 000 Dollar Gebühren im Jahr erhalten die Auserwählten eine monatliche Zuwendung von knapp 2000 Dollar. Noch wertvoller erscheint da nur ihr Auftrag: Neben der politischen Karriere steht auch die Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehung auf dem Programm – ganz im Sinne des Namensgebers John McCloy.
Young Global Leaders: Die Welt verändern
Ihre Aufgabe? Sie sollen nicht weniger als „die Welt verändern“. Mit dieser Erwartung nimmt das Weltwirtschaftsforum jedes Jahr zwischen 100 und 200 Führungspersönlichkeiten in die „Young Global Leaders“ auf. Die Gruppe gibt es seit 2005, sie besteht inzwischen aus mehr als 1100 Personen. Dem 2013er-Jahrgang gehören 199 Auserwählte aus 70 Ländern an. Darunter auch der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Der neue Jahrgang trifft sich erstmals im Juni in Myanmar, um Initiativen zu starten. So wie das 2011er-Projekt „Appbridge“, das Jugendlichen in Schwellenländern Lernprogramme für Smartphones zur Verfügung stellt. Oder „Global Dignity“, in dessen Rahmen Schüler respektvollen Umgang lernen.
Die Teilnehmer werden aus jährlich über 5000 Kandidaten ausgewählt. Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und Chelsea Clinton, Tochter des ehemaligen US-Präsidenten, konnten sich schon qualifizieren. Herein kommt nur, wer jünger als 40 ist und beruflich erfolgreich. Kaufen kann man die Eintrittskarte nicht, sich selbst ins Gespräch bringen auch nicht. Doch Vorschläge nimmt das Forum gerne entgegen. Der Einsendeschluss für den nächsten Jahrgang endet am 30. Juni 2013.
Young Leaders: Ein Leben lang
Wolldecken mit dem Motiv der amerikanischen Flagge liegen im Gras, darauf sitzen Menschen und diskutieren über die großen Themen unserer Zeit – Außen- und Sicherheitspolitik, Klima und Energie sowie Wirtschafts- und Finanzthemen. Locker ging es zu bei der Young Leaders-Konferenz der Atlantik-Brücke im Sommer 2012.
Seit 1952 kümmert sich der Verein vor allem um die deutsch-amerikanische Freundschaft, Vorsitzender ist heute der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz. Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien treffen sich regelmäßig auf Konferenzen. Und seit 1973 hat die Atlantik-Brücke auch ein Programm für künftige Führungskräfte – die Young Leaders.
In das Netzwerk aufgenommen wird nur, wer zwischen 28 und 35 Jahren alt ist und es beruflich schon zu etwas gebracht hat. Die Empfehlungen für neue Mitglieder stammen meist von den Alumni, die weiterhin Bestandteil des Netzwerkes sind – Initiativbewerbungen sind zwecklos. Die Organisatoren rekrutieren in der Regel Politiker, Manager und Medienleute.
Zehn Tipps für die perfekte Rede
Wenn Sie vollkommen auf die Situation und den Inhalt Ihrer Rede fokussiert sind, können Sie Ihr Gegenüber am besten fesseln. Sind Sie nicht bei der Sache, bemerkt das Ihr Publikum zumindest unbewusste und schweift ebenfalls ab.
Am besten ist es natürlich frei zu sprechen. Wenn das nicht geht, schreiben Sie sich Stichwörter auf. Ein ausformulierter Text ist unübersichtlich und verführt zu monotonem Ablesen.
Schon beim Betreten des Raumes oder auf dem Weg zum Rednerpult müssen Sie konzentriert sein und Ihre Sprechhaltung einnehmen. Denn die Zuhörer nehmen Sie schon wahr, bevor Sie die Bühne betreten.
Damit die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern nicht zu groß wird, sprechen Sie sie direkt an und beziehen Sie sie so in den Vortrag mit ein.
Bei einem Fragezeichen muss die Stimme oben bleiben. Bei einem Punkt muss die Stimme gesenkt werden. Pausen am Satzende oder zur Abgrenzung zweier Gedanken im gleichen Satz sind meist sinnvoll.
Wer zu schnell spricht, hängt seine Zuhörer ab. Deshalb sinnvolle Pausen setzen, deutlich betonen und nicht durch den Text hasten.
Ihre Gesten müssen das Gesagte unterstreichen und gezielt eingesetzt werden. Zu viel Bewegung kann vom Inhalt ablenken und wirkt hektisch. Symmetrische Gesten und eine geschlossene Körperhaltung, zum Beispiel verschränkte Arme, kommen beim Zuhörer nicht gut an.
„Meiner Meinung nach“, „Am Ende des Tages“, „äh“ oder „übrigens“ sind Floskeln, die Sie nicht brauchen und den Zuhörer nerven. Überlegen Sie, was Sie stattdessen sagen können, damit Sie diese Lückenfüller nicht brauchen.
Wählen Sie Ihre Formulierungen so, dass Sie den Inhalt glaubwürdig vertreten können. Neutrale Ausdrücke können dabei helfen, wenn eigenes Empfinden und Firmenpolitik auseinander fallen.
Sich über Nervosität zu ärgern oder sie verdrängen zu wollen, macht es meist noch schlimmer. Nehmen Sie ihre Nervosität hin. Häufig erhöht sie sogar die Konzentration.
Etwa 300 Bewerbungen gehen pro Jahr ein, 50 Plätze stehen zur Verfügung. Die eine Hälfte geht an Deutsche, die andere an Amerikaner. Die Young Leaders nehmen an einem einwöchigen Workshop teil, mal in Deutschland, mal in den USA. Die Reisekosten übernehmen die Teilnehmer oder auch deren Arbeitgeber, der Rest des Programms wird aus Spenden finanziert.
Seit dem vergangenen Jahr ist auch Christian Pfeiffer dabei, Marketingchef der Consulting-Sparte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Das deutsch-amerikanische Verhältnis beschäftigt ihn schon lange, seine Magisterarbeit schrieb er über Interessenvertretungen amerikanischer Unternehmen in der Europäischen Union. Nun gehört Pfeiffer zum Alumni-Netzwerk, wie auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann oder „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann. Wer einmal als Young Leader aufgenommen wurde, bleibt es ein Leben lang.
OFW: Nah dran an der Elite
Die Gründer des World Business Dialogue wollten von Beginn an hoch hinaus. Das Motto der Premiere 1987: „Der Weltraum als Markt“. Etwa 40 Studenten der Universität zu Köln locken seitdem im Organisationsforum Wirtschaftskongress (OFW) regelmäßig Hochkaräter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in die Domstadt. Auf Podien und in Workshops sprechen sie über Megatrends wie den demografischen Wandel oder, wie beim Treffen in der vorvergangenen Woche, über innovative Geschäftsstrategien.
In diesem Jahr saßen auf dem Podium unter anderem Deutsche-Bank-Co-CEO Jürgen Fitschen und Deutsche-Telekom-Vorstandsmitglied Niek Jan van Damme. Microsoft-Gründer Bill Gates war auch schon zu Gast. Wer teilnehmen möchte, muss vorher ein Bewerbungsvideo oder einen Essay zum aktuellen Kongressthema einreichen. Die Bewertungskriterien: Kreativität, innovatives Denken und Persönlichkeit. Die Entscheidung trifft eine Jury aus Professoren und Unternehmern.
Wer kein Geld für die Reise nach Köln hat, kann sich für ein Stipendium bewerben. Hat man es in den Kreis geschafft, ist man nah dran an den Denkern und Lenkern der internationalen Wirtschaft. Die Bewerbung ist jedes Jahr aufs Neue möglich. Wer einmal dort war, wird wieder hinwollen.