Allgemeiner Schnauferl-Club: Unter Brüdern
Das Hemd grobkariert, die Hose verwaschen, die Hände leicht ölverschmiert: Dass der Mann ein weltweit agierendes Unternehmen führt, mit knapp 1000 Beschäftigten und 250 Millionen Umsatz, sieht man ihm nicht an. Daran denkt er selbst wohl gerade auch nicht. Ihn beschäftigt mehr die Frage, warum die „Kiste“, ein mehr als 60 Jahre alter Jaguar Roadster, nach einer kurzen Rast nicht wieder anspringen mag. Aber wozu hat man Clubkameraden?
„Heiner, kannst du mal“, bittet er schließlich einen anderen Endfünfziger um Hilfe, der auch umgehend mit einem Werkzeugkoffer herbeieilt. Kurz darauf erwacht der Sechszylinder wieder polternd zum Leben, und die Deutschland-Rallye kann fortgesetzt werden.
Der Geist der Kameradschaft und die Liebe zum historischen Automobil einen die etwa 1500 Mitglieder des Allgemeinen Schnauferl-Clubs (ASC) von 1900. Der Begriff Schnauferl stammt vom Geräusch des sogenannten Schnüffelventils ab, das in den ersten Viertaktmotoren montiert war – für die Mitglieder des ASC pures Basiswissen. Der Verein gehört heute zu den ältesten Automobilclubs weltweit und sicher auch zu den elitärsten: Zu den „Schnauferlbrüdern“ der ersten Stunde zählten unter anderem Carl Benz, Gottlieb Daimler, Prinz Heinrich von Preußen und Ettore Bugatti. Aktueller Ehren-Schnauferlbruder ist Carl H. Hahn, der von 1982 bis 1993 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen war. Trotz seiner inzwischen 86 Jahre nimmt Hahn immer noch rege am Clubleben und an traditionellen Oldtimer-Fahrten des ASC teil.
Bunte Club-Mischung
Ehemalige Vorstände, Unternehmer, Lehrer, Ärzte – praktisch alle Berufsgruppen sind heute im ASC und seinen 14 Landesgruppen vertreten, erzählt Präsident Uwe Brodbeck. Der ehemalige Mercedes-Pressechef steht seit 2008 an der Spitze des ASC. Inzwischen gibt es in einigen Landesgruppen auch „Schnauferl-Damen“ – Frauen, die sich für alte Autos begeistern.
Wer in den Club will, sollte in Oldtimern nicht nur alte Autos sehen und ein wenig Benzin im Blut haben – einen Oldtimer muss der Anwärter nicht zwingend in seiner Garage stehen haben. Der ASC ist zwar der Oldtimer-Club, dessen Mitglieder die meisten (Vorkriegs-)Messing-Autos besitzen – nimmt aber Enthusiasten auf, die noch auf der Suche nach einem passenden Gefährt sind. Der Jahresbeitrag liegt zwischen 150 und 250 Euro, je nach Landesgruppe. Die Mitglieder nehmen nicht nur an zahlreichen Veranstaltungen des ASC teil, sondern erhalten auch die offizielle Vereinszeitschrift, „Das Schnauferl“.
Protzerei ist allerdings verpönt: Wer nur sein Garagengold zur Schau stellen will, muss damit rechnen, keine drei Bürgen zu finden und von der Aufnahme ausgeschlossen zu werden.