Sieg in der Provinz Das sind die CEOs des Jahres

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Wolf Schumacher: Hart, aber herzlich

Mal geht er mit wilden Bewegungen voll aus sich raus, mal scheint er bei einem Solo still in sich versunken zu sein, meist aber hält er seine Mitstreiter mit seinem präzisen Spiel im Takt. Ganz vorne steht Keith Richards selten, überlässt die Show meist Bandleader Mick Jagger. Stets aber vermittelt der legendäre Gitarrist der Rolling Stones auf den Fotos an den Wänden des Büros von Wolf Schumacher den Eindruck, das Geschehen auf der Bühne voll im Griff zu haben: Vier Bewegungsstudien des Altrockers, aufgenommen bei einem Konzert, zieren den Arbeitsplatz des Aareal-Bank-Chefs, der das Autoradio schon mal auf laut dreht, wenn ein Song der britischen Rocktruppe gespielt wird.

Willkommen im Club
Patricia Gandji, 43Nordeuropa-Chefin von Cartier Quelle: SCHÖTTGER Photography
Foto von Eleonore Ogrinz Quelle: Presse
Foto von Sabine Scheunert Quelle: Presse
Foto von Britta Fünfstück Quelle: Presse
Foto von Edda Feisel Quelle: Presse
Foto von Helen Yuanyuan Cao Quelle: Claudia Larsen
Foto Stefanie Haberer Quelle: Presse

„Der Mann fasziniert mich, weil er über Jahrzehnte seiner Musik treu geblieben ist und die Band um die Ikone Mick Jagger aus der zweiten Reihe tief geprägt hat“, sagt Banker Schumacher, der selbst auf diese Rollenteilung zwischen Kapitän und Maschinist setzt. „Ich brauche Mitarbeiter, die auf ihrem Gebiet besser sind als ich.“

So wie bei der Übernahme des Konkurrenten Corealcredit Bank Ende 2013, als Schumacher seinem Finanzchef Hermann Merkens weitgehend freie Hand bei den Detailverhandlungen ließ – während er selbst sich darauf konzentrierte, im Hintergrund die Fäden in der Hand zu halten und eine konstruktive Gesprächsatmosphäre zu gewährleisten. Schließlich war die Situation auch deshalb brisant, weil der damalige Corealcredit-Chef früher mal Schumachers Vorgesetzter war.

Dass er ansonsten weder dem großen Auftritt abgeneigt ist noch an mangelndem Selbstbewusstsein leidet, zeigen seine öffentlichen Auftritte, die der promovierte Jurist mit den markanten dunklen Augenbrauen über der randlosen Brille gern mit durchdringender Stimme und kräftigem Händedruck inszeniert. Jüngst etwa auf dem Sommerfest der Aareal Bank in Hessens Hauptstadt, als er dem sonst so beherrschenden Bass von Ehrengast und Landesvater Volker Bouffier Paroli bot.

Jenseits des roten Teppichs pflegt Schumacher das Bild des bodenständigen, zupackenden Machers, der trotz Macht und Geld auf dem Teppich bleibt. Lädt zum Abschied die Pförtnerin in sein Büro, als die nach fast 30 Jahren den Dienst quittiert. Erzählt unaufgefordert, wie er auf Spaziergängen versucht, Forellen mit bloßer Hand aus dem Bach zu fischen. Verliert er ein Tennismatch, „verschafft er seinem Ärger schon mal lautstark Luft“, wie es von einem heißt, der das schon mal aus nächster Nähe erleben durfte.

Hart, aber herzlich: Schumachers mitunter hemdsärmelige Signale an die durch Finanz- und Euro-Krise nachhaltig verunsicherten Kunden und Mitarbeiter sind wohlkalkuliert: Hier, so die Botschaft, herrschen Solidität und Bodenständigkeit. Und eben keiner der Pleitebanker, die den Bezug zur Realität verloren und mit teuren Exzessen das Finanzsystem an den Abgrund gebracht haben. Die Geldhäusern vorstehen, deren Erträge schrumpfen und deren Aktienkurse im Keller gelandet sind, weil sie wegen strengerer Aufsichtsregeln Geschäftsteile abstoßen müssen. Und die jetzt wegen expansiver Geldpolitik der Europäischen Zentralbank unter dem niedrigen Zinsniveau leiden.

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