Smart Casual Bei JP Morgan bleibt die Krawatte zu Hause

Jetzt also auch eine Bank – ausgerechnet eine Bank. Bei JP Morgan dürfen viele Angestellte künftig auf Schlips und Kragen verzichten. Auch in Deutschland lockern Banken den Krawattenknoten.

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So geht der Krawattenknoten "Four-In-Hand"
Schritt 1Stellen Sie den Kragen Ihres zugeknöpften Hemdes auf und legen Sie sich die Krawatte mit der Vorderseite nach oben um den Hals. Dann legen Sie das längere über das kürzere Ende. Dabei sollte das kürzere Ende bei durchschnittlich großen Männern ungefähr auf Höhe der Taille enden. Diese Faustformel variiert jedoch, je nach Größe der Person und Dicke der Krawatte. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 2Führen Sie das lange Ende unterhalb des kurzen Krawattenendes durch und fixieren Sie die dabei entstehende Umwicklung mit dem Finger. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 3Nun schlagen Sie das lange Ende erneut über das kurze Ende der Krawatte, sodass das kurze Ende vom langen im Prinzip einmal „umwickelt“ wurde. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 4Jetzt führen Sie das lange Ende nach oben an den Hals und führen es durch das Loch zwischen der umgelegten Krawatte und des Halses. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 5Das ist der entscheidende Schritt: Sie stecken das lange Ende der Krawatte durch das Loch auf der Vorderseite des kurzen Endes, dass durch die Umwicklung in Schritt 3 entstanden ist. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 6Wichtig dabei: Halten Sie die Umwicklung mit dem Finger immer weit oben am Hals fest, während Sie das lange Ende durch das Loch führen und den Knoten festziehen. Quelle: Felix Ehrenfried
Schritt 7Der Abschluss: Ziehen Sie die Krawatte fest und achten darauf, dass Sie mittig zwischen den Kragenflügeln sitzt. Das perfekte Finish erreichen Sie, wenn Sie der Krawatte kurz unter dem Knoten eine kleine Delle eindrücken, in Fachkreisen Dimple genannt. Das sorgt für leichte Lichtreflexion auf der Krawatte und lässt den Knoten eleganter wirken. Haben Sie die richtige Länge gewählt, sollte die Krawatte die Gürtelschließe gerade noch berühren. Quelle: Felix Ehrenfried

Es geht weiter mit der neuen Lockerheit in der Wirtschaft: Bei der Verleihung des Laureus Sport Awards in Berlin erschien der Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche in Anzug mit Fliege – und weißen Turnschuhen. Zuvor hat er auch schon bei der Jahrespressekonferenz die Krawatte weggelassen – als Zeichen eines Kulturwandels. Auch die Führungsspitze des Dax-Konzerns Continental verzeichnete bei der Vorlage der Jahreszahlen auf Krawatten und der ehemalige Deutsche Bank-Co-Chef Anshu Jain

macht den Rucksack zum Anzug salonfähig.

Doch bislang galt immer: Egal, was Manager und Angestellte bei Autobauern, Medienhäusern oder Unternehmensberatungen tragen oder nicht tragen mögen – es gibt eine Branche, bei der ist mit dem Dresscode nicht zu spaßen: die Finanzbranche. Bei Banken und Versicherern gilt: dunkler Anzug, weißes Hemd, Krawatte, Manschettenknöpfe. Die Damen im dunklen Kostüm, Schuhe mit dezentem Absatz, Strumpfhosen.

Und zwar unabhängig von Außentemperaturen oder persönlichem Stil.

Und jetzt das: Eine amerikanische Großbank, das Traditionshaus JP Morgan Chase, schafft den Krawattenzwang ab. Laut einem Bericht des Wallstreetjournals wolle man damit weniger den Angestellten einen Gefallen tun, als viel mehr ein Zeichen setzen, dass Banken, die in direkter Konkurrenz mit FinTechs stehen, nicht so verstaubt sind, wie viele glauben. Einige Mitarbeiter der oberen Führungsebenen – Chef Jamie Dimon inklusive – trügen schon seit einigen Jahren nicht mehr zu jeder Gelegenheit Frack und Fliege, nun kommen auch normale Angestellte in diesen Genuss.

Der Investmentbanker muss allerdings weiterhin Anzug tragen und auch im Kundengespräch wird kein Bankberater im Jogginganzug auftauchen. Angeordnet wurde "casual", also gehobene Freizeitkleidung. Die Jeans mit Hemd und Jackett, oder Baumwollhose, Polohemd, Jackett.

"Das ist Teil der Veränderung: Große Unternehmen wie unseres versuchen, mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu reagieren", erklärt der Vizechef der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers, Tim Ryan den Trend zur Jeans statt Anzughose. "Genauso steht die Bankbranche vor Veränderungen – auch bedingt durch den Fachkräftemangel."

Das bedeuten die verschiedenen Business-Dresscodes

Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) ist man mittlerweile überzeugt, dass gute Beratung nicht von einem Anzug oder einem Kostüm abhängt, sondern von demjenigen, der in der Wäsche steckt. Da es außerdem gerade bei Regionalbanken auf Kundennähe ankommt und der Dreiteiler mittlerweile eher als modische Barriere wahrgenommen werden könnte, heißt der Dresscode nun auch bei der Haspa: Business casual – also Hemd, Jackett und Hose bei den Herren, Blazer, Bluse und Hose oder Rock bei den Damen. Auch Jeans, offene Kragen und Chinos sind erlaubt – Miniröcke und Bermudashorts dagegen nicht.

So kleiden Sie sich richtig

Dass die Banken klare Anweisungen geben, was genau sich hinter der Abschaffung des Krawattenzwanges verbirgt, ist aus Sicht von Stilberatern genau richtig. "Ich persönlich bin ein großer Freund von Richtlinien, die klar vorgeben, wie man sich wann zu kleiden hat. Die Mitarbeiter können ja nicht riechen, wie es die Vorgesetzten haben wollen", sagt Elisabeth Motsch. Sie ist eine international anerkannte Trainerin für Image, Outfit und Umgangsformen. Wer weiterhin Anzug tragen will, darf das natürlich auch bei JP Morgan und der Haspa weiterhin tun, nur sollte eben allen klar sein, dass die Abschaffung der Anzugpflicht nicht gleichbedeutend mit völliger Freiheit ist. In Jogginghose würde laut Motsch zwar auch ohne Dresscode niemand zur Arbeit erscheinen, aber der Mensch trage in der Regel lieber das bequeme, pflegeleichte Kleidungsstück, als das, was in die Reinigung gebracht oder gebügelt werden müsse.

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