Teamwork So wird aus Einzelkämpfern das perfekte Team

Seite 3/4

Der "Advocatus diaboli"

„Wenn Konflikte nicht auf einer persönlichen Ebene ausgetragen werden, sondern man sich fachlich über unterschiedliche Strategien für ein Problem streitet, wird das Ergebnis durch Streit meistens besser.“ In einer berühmten Studie konnten die Psychologen Jutta Allmendinger, Richard Hackman und Erin Lehman zum Beispiel zeigen, dass Symphonieorchester, in denen sich die Musiker häufig stritten, besser zusammenspielten als harmonische Orchester.

Konstruktiven fachlichen Streit zu ermöglichen ist eine wichtige Aufgabe von Führungskräften, sagt de Rond.

Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten

„Vor allem sollten sich alle Teammitglieder sicher fühlen, ihre Meinung offen sagen zu dürfen.“ Manchmal könne es auch helfen, bei einer wichtigen Besprechung einen Kollegen zum „Advocatus diaboli“ zu machen, der jeden Vorschlag kritisiert und so die Diskussion in Gang bringt.

4. Unterschiede machen kreativ

110 Krankenhäuser in Israel besuchten die Psychologen Anit Somech und Anat Drach-Zahavy, um eine alte Frage der Arbeitspsychologie zu beantworten: Haben Teams, deren Mitglieder sich ähnlich sind, die besseren Ideen, oder sind heterogene Gruppen kreativer? Die Kliniken, die die Forscher für ihre Studie ausgewählt hatten, legten alle großen Wert auf Teamarbeit: Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Ernährungswissenschaftler trafen sich regelmäßig, um über Arbeitsabläufe zu diskutieren. Die Forscher durften die Protokolle auswerten und sie mit den Personalakten der Klinikangestellten vergleichen. Dabei stellten sie fest: Je mehr Altersgruppen, Berufe und Hierarchieebenen in einem Team vertreten waren, desto kreativer war die Gruppe.

Diversity: So wollen Unternehmen die Vielfalt fördern

Das hat auch Ernst Holzmann beobachtet. „Heterogene Teams sind tatsächlich besser darin, neue Ideen und Herangehensweisen zu entwickeln, und eigenen sich daher vor allem für Aufgaben im Marketing oder in der Entwicklung“, sagt der Führungscoach. Allerdings: „Beim Umsetzen von Projekten sind dann wieder homogene Teams besser, weil die Kommunikation und Zusammenarbeit einfacher ist, je ähnlicher man sich fachlich und charakterlich ist“, sagt Holzmann.

5. Nichts ist für die Ewigkeit

Von Sir Alf Ramseys berühmtem Lehrsatz sollte man sich nicht täuschen lassen. „Never change a winning team“, sagte der britische Fußballer und Trainer. Auch wenn Ramsey, der England 1966 zum einzigen Weltmeistertitel führte, mit seiner Strategie Erfolg hatte: Für Teams in Unternehmen ist sie gefährlich. „Ein Team, das in gleicher Zusammensetzung immer weiter gute Arbeit macht, gibt es so gut wie nie“, sagt Florian Becker, Professor für Kommunikation und Organisationspsychologie an der Hochschule Rosenheim. „Auch Teams werden alt und damit weniger leistungsfähig.“

Nach mehreren Jahren der Zusammenarbeit lasse die Leistung oft nach. Etwa weil Rollen und Hierarchien fest verteilt sind und das Team schlechter auf neue Aufgaben und Probleme reagieren kann. „Wenn immer häufiger der Satz fällt ‚Das haben wir doch schon immer so gemacht‘, ist das ein Warnzeichen“, sagt Becker. Auch gehe häufig die gesunde Distanz zwischen den Teammitgliedern verloren, je besser man sich über die Jahre kennenlernt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%