So auch bei der Einführung eines neuen Haargels, das andernorts beliebt ist, aber in Vietnam zum Ladenhüter verkommt. Fuglers Erkenntnis, nach langen Gesprächen mit ihrem vietnamesischen Marketingleiter: Weil Motorräder in Vietnam Fortbewegungsmittel Nummer eins sind und die Helme nach Auffassung der Kunden ohnehin jede Frisur zerstörten, ist Haargel kein Thema. Von Fuglers Lösung: Riesige Plakate in den größten Städten des Landes. „Wir haben unser Gel für helmfest erklärt.“ Der Umsatz des Produkts steigt – und trägt als eines von vielen Puzzleteilen dazu bei, das kränkelnde Geschäft zu beleben.
Doch nicht nur die Konsumenten ticken in Vietnam anders als in Europa – auch die Mitarbeiter. Dass von Fugler an einem ihrer ersten Tage über einen Mitarbeiter stolpert, der auf dem Boden im Besprechungsraum seinen Mittagsschlaf hält, ist noch ihr geringstes Problem: Vor allem muss sie die Geschäfte transparenter machen und die Prozesse dokumentieren. „Die Zeit war strapaziös“, sagt von Fugler. Weiß seitdem aber auch: „Nach Vietnam schaffe ich alles.“
Lohn ihrer akribischen Arbeit: ein Turnaround nach nicht mal sechs Monaten. Und das Angebot, die Stelle als Vietnam-Chefin unbefristet zu übernehmen. Doch sie lehnt ab. Geht erst mehrere Monate zurück in ihren alten Job, um danach ein halbes Jahr durch Asien zu reisen und in Laos Englisch zu unterrichten. Im Herbst 2010 kehrt sie nach Deutschland zurück, übernimmt bei Henkel die internationale Markenführung für Haarfärbemittel und wechselt ein Jahr später als Marketingdirektorin zum Konkurrenten L’Oréal. „Ich bin nicht ängstlich, aber ich habe damals erkannt, dass die Zeit noch nicht reif war“, sagt die Managerin. „Wenn man Menschen zu früh überfordert, hilft das niemandem.“
Diese gesunde Selbstwahrnehmung hat sie sich bis heute bewahrt. „Sie hört nie auf, sich und ihre Entscheidungen zu hinterfragen“, sagt von Fuglers Ex-Chefin Jutta Langer von L’Oréal.
Unumstößlich ist dagegen ein Termin Anfang 2015 – die Geburt ihres ersten Kindes. Läuft alles nach Plan, ist sie im Frühjahr nach zwei Monaten Babypause wieder zurück. Wie sie die Kinderbetreuung neben dem Vollzeitjob organisiert, weiß sie zwar im Detail noch nicht. „Aber nach Vietnam werde ich auch das schaffen.“