Trendberuf Interimsmanager Feuerwehrmann für Unternehmen in Not

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1000 Euro Tagessatz

Zu den Anforderungen gehört auch die Fähigkeit, sich schnell in neue Situationen einzuarbeiten. So ist Kaltenbrunner pro Woche für mehrere Arbeitgeber tätig: zwei Tage hier, drei Tage dort. Sich mehrmals pro Woche um- und auf den jeweiligen Fall neu einzustellen, sei anstrengend. "Aber noch anstrengender ist das Fliegen, die Hotelübernachtungen, die Taxifahrten und das Carsharing, um von Mandat zu Mandat zu kommen."

Auch Ringel weiß aus eigener Erfahrung, wie kräftezehrend besonders kürzere Engagements sein können. "Der ganze Zyklus, den ein Angestellter in einem Unternehmen hat - vom ersten bis zum letzten Arbeitstag - verkürzt sich zum Beispiel auf drei Monate", sagt er. Die Einarbeitungsphase ist entsprechend kurz. "Man muss binnen drei bis vier Tagen mittendrin sein", bestätigt Kaltenbrunner.

So lange bleiben Interimsmanager in einem Unternehmen

Allerdings bekommen die Manager ihren Stress gut bezahlt: Laut DDIM haben sich im professionellen Interim-Management-Tagessätze zwischen 1000 und 2500 Euro als marktfähige Preise herausgebildet - abhängig von Erfahrungen und Kompetenzen des Managers und dem Stellenwert seiner Aufgaben.

Die deutschen Teilnehmer der Executives Online-Umfrage stellten ihren Arbeitgebern in diesem Jahr durchschnittlich 927 Euro pro Tag in Rechnung. Damit sind die Honorarsätze seit der letzten Umfrage im Jahr 2011 um 2,1 Prozent gestiegen. Auch Kaltenbrunner sagt: "Unter 1000 Euro am Tag arbeite ich nicht."

Die Interimsmanager verdienen natürlich auch nur dann, wenn sie Aufträge haben; das Risiko, einmal keinen Auftrag zu bekommen, haben sie wie jeder andere Selbstständige auch. Das werde gern einmal übersehen, so Ringel. "Wenn die Angestellten eines Unternehmens den Tagessatz sehen, dann schlackern die mit den Ohren. Aber über das Jahr gerechnet kommt mit Steuern und so weiter eine ganz andere Zahl heraus."

Katalysator für Veränderungen

Für den Auftraggeber ist das Engagement eines Interimsmanagers dennoch teuer - gerade wenn die Zusammenarbeit nicht durch private Kontakte zustande gekommen ist. Wenn ein Provider wie Executives Online ins Spiel kommt, fallen für das jeweilige Unternehmen zusätzlich noch Vermittlungsgebühren an.

Doch grundsätzlich kann sich der Einsatz eines Leihmanagers lohnen, wie auch eine aktuelle Studie von Michael Page zeigt. Das Unternehmen hat sich auf die Vermittlung von Interimsmanagern und Führungskräften spezialisiert. Laut der Umfrage bewerten 86,9 Prozent der befragten deutschen Unternehmen ihre bisherige Erfahrung mit Managern auf Zeit als positiv beziehungsweise sehr positiv.

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Interimsmanager dienen unter anderem als Katalysator für wichtige Veränderungsprozesse. 57,4 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Leihmanager Veränderungs- und Restrukturierungsprozesse beschleunigt hätten. "Damit sind die Manager gerade dann gefragt, wenn die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens im Fokus steht", so Stefan Zweck, Executive Director von Michael Page Interim.

Vom Feuerlöscher zum Brückenbauer

Ringel gibt ein Beispiel: Ein Unternehmen will sein Neugeschäft intensivieren, hat aber nicht genügend Kapazitäten, um den Sprung alleine zu schaffen. "Dann kann es sinnvoll sein, einen Interimsmanager zu beauftragen. Den braucht man dann auch nicht festanstellen, wenn sich das Neugeschäft doch nicht als tragfähig erweist."

Das zeigt sich am europäischen Beispiel, wie aus der Umfrage von Executives Online hervorgeht. Gerade zu Beginn einer wirtschaftlichen Erholung stellen Unternehmen Manager auf Zeit ein. Sie sollen expansive Projekte unterstützen, für die das jeweilige Unternehmen noch keine Vollzeit-Mitarbeiter einstellen möchte: 2009 sagten 49 Prozent der Interimsmanager, dass sie weniger Aufträge hätten als im Vorjahr. 2014 beklagten dagegen nur 42 Prozent einen Auftragsrückgang.

Grund dafür ist aus Sicht der Mietmanager die allmähliche Verbesserung der europäischen und weltweiten Wirtschaftslage. 67 Prozent der befragten Leihmanager waren darüber hinaus davon überzeugt, dass sie mehr Aufträge bekommen werden, je besser es der Wirtschaft geht.

Das würde einen Wandel des Aufgabengebietes vom Feuerlöscher zum Brückenbauer bedeuten, wie Kaltenbrunner sagt. Und auch Aschenbrenner betont: "Heute gibt es für wirklich jede betriebliche Fragestellung geeignete Interimsmanager. Sie kommen bei Bedarf an Bord und gehen, sobald die Aufgabe bewältigt wurde."

Allerdings ist der Job des Feuerlöschers oder des Brückenbauers nur für wenige eine dauerhafte Lösung: Zu vielen fehlt langfristig die Sicherheit eines festen Arbeitsvertrages. So wollten nur 20 Prozent der Befragten für den Rest ihres Lebens Leihmanager bleiben.

Die verbleibenden 80 Prozent gaben an, auch an einer Festanstellung interessiert zu sein, sofern sich eine passende Gelegenheit ergäbe. Ringels Fazit: "Interimsmanagement ist eine Zeit, um viel kennen zu lernen, aber es ist ein sehr unsteter Lebensstil."

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