„Mein Chef hört mir überhaupt nicht zu“, beschwert sich der Mitarbeiter bei seinem Kollegen. „Meiner lädt mir ständig neue Projekte auf und setzt mich unter Druck“, entgegnet der andere. Gespräche wie diese finden in Deutschlands Kaffeeküchen und Kantinen ständig statt. Doch so nervenaufreibend manche Situationen in Büro und Werkshalle auch sind, grundsätzlich sind die Deutschen mit ihren Chefs zufrieden. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung und dem Think Tank GFK Verein.
78 Prozent der Befragten stellten ihrem Chef ein positives Zeugnis aus. Nur etwa 21 Prozent sind weniger zufrieden oder gar völlig unzufrieden. Vor allem junge Arbeitnehmer unter 29 Jahren sind ihrem Vorgesetzten gegenüber positiv gestimmt.
Zu diesem erfreulichen Bild führen vor allem ein partnerschaftliches Miteinander und die nötige Eigenverantwortung, die der Chef seinen Mitarbeitern überträgt. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer gibt an, von ihrem Vorgesetzten genügend Freiraum zu erhalten und eigenverantwortlich arbeiten zu können. 42 Prozent bestätigen, von ihrem Chef ab und an um Rat gefragt zu werden. Mehr als ein Drittel wird in wichtige Entscheidungen einbezogen.
10 Tipps für den perfekten Chef
Jeder Mensch macht Fehler, denn Menschen sind nicht perfekt. Durch diese Eigenschaft werden Menschen überhaupt erst liebenswert. Wichtig ist jedoch, dass wir um unsere Fehler wissen und Wege finden, wie diese Fehler behoben werden können. Fehler, richtig verstanden, führen zu einer Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit und des Unternehmens.
Es ist daher verwunderlich, warum immer noch so viele Chefs meinen, dass sie perfekt sind. Eine solch grobe Selbstüberschätzung führt letztlich zu Arroganz und einem Stillstand an Wachstum (sowohl persönlich als auch unternehmerisch).
Darin liegt die Größe eines wirklich „perfekten“ Chefs. Er verwendet die Kenntnis seiner Fehler für die persönliche Weiterentwicklung. Gute Führungspersönlichkeiten meinen nicht, „jemand zu sein“, sondern verstehen sich als „jemand, der wird“ und zwar jeden Tag ein wenig mehr.
Eine wesentliche Eigenschaft von „perfekten“ Chefs ist, dass sie Menschen mögen. Viele so genannte Führungskräfte mögen aber nicht einmal sich selbst, geschweige denn andere Menschen. Unter solchen Umständen wird Führung nur schwer möglich sein. Um exzellent zu sein, muss man das, was man tut, lieben. Und um exzellent zu führen, muss man Menschen lieben.
Der „perfekte“ Chef sagt und meint „Wir!“ und nicht „Ich!“ Er ist ein Teamspieler. Im 21. Jahrhundert werden nur Teams gewinnen und nicht Einzelspieler. Die Mondlandung beispielsweise war auch nicht das Werk eines einzelnen Menschen, sondern das mehrerer tausend Ingenieure, auch wenn die visionäre Kraft eines Wernher von Brauns dahinter stand. Aber er hätte es niemals alleine geschafft.
Der „perfekte“ Chef fordert Menschen heraus. Er will Leistung erleben und regt Menschen an, sie zu erbringen. Dabei orientiert er sich nur ungern am Durchschnitt, sondern an Spitzenleistungen. Der „perfekte“ Chef gibt sich mit dem zweitbesten Ergebnis nicht zufrieden.
Von dem Gedanken, stets der Beste in allen Bereichen sein zu wollen, müssen sich Führungspersönlichkeiten trennen. Der „perfekte“ Chef konzentriert sich auf seine Stärken und seine Hauptaufgaben.
Grundvoraussetzung eines „perfekten“ Chefs sind gelebte Werte, die von allen Mitarbeitern als Führungsgrundsätze empfunden werden. Nur so entsteht das viel geforderte Vertrauen.
Letztlich geht es um das wesentliche: Der „perfekte“ Chef bewirkt, dass Menschen Ziele erreichen. Das Wesen guter Führung ist Wirksamkeit.
Meistens halten wir unsere Meinung für die Wahrheit, basierend auf der Wirklichkeit, wie wir sie empfinden. Häufig entspricht unsere Wirklichkeit jedoch nicht der Realität. Der „perfekte“ Chef setzt sich auf den Stuhl des anderen. Wer durch die Augen anderer sieht, entdeckt eine Fülle von Wirklichkeiten.
Quelle: Perspektive Mittelstand
Etwa 21 Prozent erhalten Belohnungen in Form von Lob, Beförderungen oder Gehaltserhöhungen. All diese Erfahrungen legen nahe, dass der Großteil deutscher Vorgesetzter verantwortungsvoll mit der eigenen Macht und Entscheidungsgewalt umgeht. „Die positive Sicht der Beschäftigten auf Macht in Unternehmen und wie Vorgesetzte damit umgehen, hat uns überrascht, weil Macht im Deutschen als Begriff oftmals eher negativ belegt ist", sagte Martina Schwenk von der Bertelsmann-Stiftung.
Druck wird nach unten weitergereicht
Doch auch diese negative Sichteise ist in deutschen Büros, Fabriken und Amtsstuben verbreitet – wenngleich in geringerem Maße. Ein Drittel der Befragten gibt an, dass der Chef Druck von oben direkt an seine Belegschaft weitergibt. 16 Prozent erhalten gar Drohungen. 12 Prozent werden von ihrem Vorgesetzten bestraft, sowohl durch psychologische Druckmittel wie Ausgrenzung als auch durch Kündigungen oder Versetzungen.
Insgesamt ist zu sehen, dass Arbeitnehmer mit einem geringeren Bildungsabschluss sich häufiger durch ihren Chef benachteiligt fühlen als beispielsweise Akademiker. Ihre Vorgesetzten räumen ihnen deutlich weniger Freiräume ein oder übertragen ihnen seltener Verantwortung.
Dennoch sind Chefs, die ihre Macht aktiv ausüben keineswegs per se weniger beliebt. „Die meisten Chefs agieren auf eine Art und Weise machtbewusst, die ihre Mitarbeiter als förderlich und sinnvoll wahrnehmen", sagt Expertin Schwenk, die selbst Führungskräfte coacht. Etwa ein Drittel der Befragten ist mit der Machtausübung zufrieden, da der Vorgesetzte so einen genauen Rahmen vorgibt, in dem sie ihre Arbeit frei gestalten können. Knapp ein Viertel steht auf klare Ansagen vom Chef, weil sie so wissen, wo es lang geht. Bei 15 Prozent steigert ein machtvolles Auftreten des Vorgesetzten das Vertrauen in seine Person.
Je nachdem, wie Macht ausgeübt wird, kann es aber auch negative Auswirkungen auf das Verhältnis der Beteiligten haben. Bei einem Drittel erzeugt machtbewusstes Auftreten Widerstand und reduziert die Lust an der Zusammenarbeit.
Die negativste Form der Machtausübung, nämlich der offensichtliche Missbrauch von Macht durch den Vorgesetzten, wurde von etwa 30 Prozent der Befragten schon erlebt. Erfreulich daran: Fast die Hälfte dieser Gruppe hat sich dagegen gewährt.