Wer leise spricht, wird nicht ernst genommen, wer eine hohe Stimme hat, wird nicht ernst genommen, wer nach unten blickt, wird nicht ernst genommen und wer ehrlich seine Schwächen zugibt, steigt nicht auf. Schlegel: „Männer sagen in einem Vorstellungsgespräch, dass 100.000 Euro ein gutes Einstiegsgehalt wären, auch wenn sie gerade erst von der Uni kommen. Frauen sind da ehrlicher und sagen, dass sie Berufseinsteiger sind und fragen nach, wie viel üblicherweise gezahlt wird.“ Eingestellt werden beide: Der tolle Hecht für 100.000 Euro und das naive Mäuschen für 36.000 Euro brutto im Jahr.
Damit sich daran etwas ändert, kann man entweder den Frauen, die Karriere machen wollen, beibringen, dass sie im Beruf so männlich wie möglich sein müssen, oder es braucht Führungskräfte, die erkennen, dass es verschiedene Kommunikationsstile und verschiedene Typen gibt. Das muss nicht einmal etwas mit dem Geschlecht zu tun haben. Aber man kann auch keinen Inder einstellen und erwarten, dass er genauso denkt und sich genauso verhält, wie der deutsche Kollege.
Je mehr Stahl und Ingenieur, desto weniger Diversität
Oder, wie Sattelberger sagt: „Differenz muss wertgeschätzt werden und nicht glatt gebügelt.“ Man könne jedoch zumindest spekulieren, dass derzeit gilt: Je mehr Stahl, je mehr Ingenieure, je mehr Geld und je höher die Margen und Transaktionsvolumina, desto weniger Diversität gibt es in den deutschen Unternehmen. Denn diese Branchen sind nun mal der Spielplatz weißer Jungs.
In anderen Ländern sieht das schon anders aus. So erzählt Satzger von einem zweijährigen Aufenthalt in Singapur, bei dem sie einen neuen Standort für Rohde & Schwarz aufbaute und erlebte, dass dort deutlich mehr Frauen in technischen Berufen arbeiten. „In Singapur steigen Frauen drei oder vier Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder voll in den Beruf ein. Unterstützt werden sie dabei von der Familie oder von Kindermädchen“, sagt sie. Hierzulande wird die Babypause dagegen schnell zum Karriere-Aus – falls die Frau überhaupt wieder voll einsteigen kann und will.
So hoch ist der Frauenanteil in den Dax-Konzernen
Bei Adidas liegt der Frauenanteil in Deutschland bei exakt 50 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es ebenfalls 50 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 28 Prozent weiblich.
Bei der Allianz liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52,9 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 31,5 Prozent weiblich.
Bei der BASF liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 23,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 24,4 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,1 Prozent weiblich.
Bei Bayer liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 37 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 26 Prozent weiblich.
Bei Beiersdorf liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 50,8 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind in Deutschland zu 27,5 Prozent und weltweit zu 26 Prozent weiblich.
Bei BMW liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 17,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind zu 14,2 Prozent weiblich.
Bei der Commerzbank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 51,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 28,2 Prozent weiblich.
Bei Continental liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 27,3* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 10* Prozent weiblich.
*Ergänzung der systematischen Belegschaftsdaten um 6 weitere Länder in 2014 mit unterdurchschnittlichem Frauenanteil
Bei Daimler liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 15,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 16,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind ebenfalls zu 15,5 Prozent weiblich.
Bei der Deutschen Bank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 41,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,4 Prozent weiblich.
Bei der Deutsche Börsen Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 37 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 40 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15 Prozent (oberes und mittleres Management) und 24 Prozent (Unteres Management) weiblich.
Bei der Deutschen Post liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 36 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,3 Prozent weiblich.
Bei Eon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 27 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 29 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15,8 Prozent weiblich.
Bei Fresenius liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 71,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es nur 68,4 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns weltweit sind sogar nur zu 29,9 Prozent weiblich.
Bei Fresenius Medical Care liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 46,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 68,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,4 Prozent) weiblich.
Bei Heidelberg Cement liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 13 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 9 Prozent weiblich.
Bei Henkel liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 36 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 33,2 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,5 Prozent) weiblich.
Bei Infineon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,5 Prozent (Stand: 30.09.2014). Weltweit sind 37,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,5 Prozent weiblich.
Bei K+S liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 9,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 12,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 14 Prozent weiblich.
Bei Lanxess liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,1 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 18 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 15,4 Prozent weiblich.
Bei der Lufthansa liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 44,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit jedoch nur zu 14,2 Prozent weiblich. Bezieht man Frauen mit Personalverantwortung (inkl. Leitungsebenen und Vorstand) mit ein, liegt der Wert bei 33,7 Prozent.
Bei Merck liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 38 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 41 Prozent der Mitarbeiter Frauen. In den Führungskräften des Konzerns sind weltweit jedoch nur 26 Prozent weiblich.
Bei Munich RE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 52 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 54 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die weiblichen Führungskräfte des Konzerns liegen jedoch nur bei 31 Prozent weltweit.
Bei der RWE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 26,6 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 14,3 Prozent weiblich.
Bei SAP liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 28,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 31* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit zu 21,3* Prozent weiblich.
*Aktuelle Akquisitionen einbezogen und historische Daten entsprechend angepasst
Bei Siemens liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 22* Prozent. Weltweit sind 24* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 16* Prozent weiblich.
*Stand jeweils 30.09.2013: Siemens ohne Osram
Bei der Telekom liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 35,5 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 25,6 Prozent weiblich.
Bei The Linde Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 28,7* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 13,9* Prozent weiblich.
*inklusive Akquisition von Lincare in den USA
Bei Thyssen Krupp liegt der Frauenanteil sowohl in Deutschland, als auch weltweit bei 14,5 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 8,6 Prozent weltweit weiblich.
Bei Volkswagen liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 15,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,1 Prozent weiblich.
Sattelberger sei bereits 1994 von der damaligen Vizebürgermeisterin von Shanghai gefragt worden, was er bei seinem damaligen Arbeitgeber, der Lufthansa, für die Frauenförderung tue. Die Debatte, die man in Deutschland erst seit Kurzem quer durch alle Gremien führt, ist woanders ein alter Hut. Um das zu erleben, muss man noch nicht einmal bis nach Asien fliegen, wie Kastell vom VDI sagt. „In Spanien beispielsweise gibt es deutlich mehr Studentinnen in technischen Berufen, das ist dort völlig normal. Da kommt niemand auf die Idee, gezielte Frauenförderung zu betreiben“, sagt sie.
Wenn ihre Studenten zum Austausch an eine spanische Partnerhochschule gingen, komme die Erkenntnis: „Hoppla, da sitzen eine ganze Menge Frauen in der Vorlesung. Das verändert die Sicht.“ Dieses Hoppla-Moment brauchen ihrer Meinung nach allerdings nicht nur Männer in Bezug auf Frauen, sondern alle. „Einer meiner männlichen Studenten bringt sein Kind mit zur Vorlesung, weil seine Frau berufstätig ist. Die ersten Reaktionen der Kommilitonen waren überrascht – ist die Mutter krank? Aber nach einiger Zeit wurde das ganz normal. Solche Beispiele braucht es auf beiden Seiten“, sagt sie. Nur in den Führungsetagen der Deutschen Unternehmen scheint man davon nicht überzeugt zu sein.