Der EU-Kommission ist die Macht der Big Four ohnehin ein Dorn im Auge. Die vier weltweit führenden Häuser der Branche – PwC, KPMG, EY und Deloitte – beherrschen rund 80 Prozent des Marktes, zwei Drittel der Dax-30-Unternehmen werden von KPMG geprüft.
Obwohl die Wachstumsraten im Inlandsumsatz bescheiden ausfallen, sei die Branche für Absolventen trotzdem attraktiv, sagt Jens Wüstemann, Leiter der Mannheim Business School. „Geprüft wird schließlich immer.“
Übersichtlicher Arbeitsmarkt
Auf den ersten Blick ist der Arbeitsmarkt für angehende Prüfer übersichtlich: Neben den vier Platzhirschen gibt es kleine und mittlere Kanzleien, die vor allem für den Mittelstand arbeiten. Doch seit vier Jahren ist die Branche in Bewegung: Die Großen bauen vor allem die Bereiche Steuerberatung, Recht und Consulting aus, die Kleinen verschmelzen zu größeren, schlagkräftigen Einheiten. Die Folge: Das Arbeitsumfeld, das junge Mitarbeiter erwartet, ist sehr heterogen – je nachdem, ob man in einer großen Gesellschaft, einer mittelständischen oder kleinen Kanzlei tätig ist.
Wer international arbeiten, verschiedene Branchen kennenlernen und Einblick in die komplexen Abläufe von Dax-Unternehmen erhalten will, ist bei den Marktführern gut aufgehoben – die Anforderungen an die Bewerber sind allerdings hoch, jeder zehnte Einsteiger überlebt die Probezeit nicht. Schon früh legen sich die Neulinge dort fest, in welchem Bereich sie arbeiten wollen: im Audit, also der klassischen Abschlussprüfung, im Advisory, der Beratung, oder im Bereich Tax, der Steuerberatung.
Bei den Kleinen lernen angehende Prüfer dagegen die Aufgaben der Branche in voller Breite kennen: Prüfung, Consulting und Steuerberatung sind oftmals nicht so streng voneinander getrennt. „Besonders attraktiv sind hier die sogenannten Next 10, also das Verfolgerfeld der großen vier“, erklärt Jens Wüstemann. So groß wie nötig, um interessante Kunden zu locken. Gleichzeitig klein genug, um einen umfassenden Einblick in alle Facetten des Berufsfelds zu geben.
Eines allerdings sollten Einsteiger bedenken: Ein Wechsel zwischen beiden Welten gelingt Prüfern sehr selten – wer einmal bei einem großen Haus angeheuert hat, findet kaum einen Weg zu den kleineren Kanzleien und umgekehrt.