Wirtschaftsprüfer und Berater Für wen sich der Einstieg lohnt

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'Up or out' heißt das Motto in der Branche

Das Versprechen des Führungstrios ist klar: Wer sich hier als junger Berater in den ersten drei, vier Jahren voll reinhängt, steigt in relativ kurzer Zeit auf – oder ist draußen. Up or out heißt das Motto in der Branche. Wer erfolgreich geklettert ist, kann dann entscheiden, ob er innerhalb der Beratung den Weg zum Partner einschlägt oder bei einem Klienten Fuß fasst.

Welche Steuerberater- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Unternehmen weiterempfehlen würden

Solche Karrieren waren lange Zeit branchenweit üblich. Doch jenseits der führenden Häuser sind mittlerweile viele Aufstiegswege verstopft. Denn die Aufnahme immer neuer Partner funktioniert natürlich nur, solange die Beratungen wachsen. Seit der Wirtschaftskrise aber müssen die Häuser deutlich kleinere Brötchen backen. Zwar stieg der Umsatz der Berater 2013 um sechs Prozent auf 24 Milliarden Euro und auch für das laufende Jahr erwarten die Consultingfirmen ein Plus von 5,5 Prozent. Doch im Vergleich zu den Jahren vor der Finanzkrise nehmen sich diese einstelligen Wachstumsraten geradezu bescheiden aus. Immer seltener können die Häuser Aufträge zur Strategieberatung an Land ziehen und die entsprechend lukrativen Honorare verbuchen. Stattdessen bitten die Klienten verstärkt um operative Beratung – kleine, kompakte Projekte zu niedrigeren Preisen, die aber meist Berater mit Berufserfahrung verlangen. „Die Kunden sind immer seltener bereit, für Einsteiger die bislang üblichen Honorare zu zahlen, oder verlangen gleich einen Senior“, sagt Eva Manger-Wiemann von der Meta-Beratung Cardea, die Unternehmen dabei hilft, den für ein Projekt jeweils passenden Consultant zu finden. Seit etwa vier Jahren seien Berufserfahrung und Fachwissen besonders stark nachgefragt, sagt die Expertin.

Die Top-Beratungsmarken der Manager
Unternehmensberatung Quelle: Fotolia.com
Platz 15: Cap Gemini - der Pionier in der Kombination von IT und Change Management
Platz 14: Oliver Wyman, aus Mercer wurde 2007 Oliver Wyman – doch das hat nicht jeder Manager auch mitbekommen. Quelle: PR
Platz 13: A.D. Little ist wieder im Aufwind Quelle: Reuters
Platz 12: Deloitte ist die Beratungssparte eines globalen Wirtschaftsprüfungsgiganten Quelle: dapd
Platz 11: KPMG schaffte es als Beratungsmarke aus dem Stand heraus auf Platz 11 Quelle: AP
Platz 10: Accenture - führende Beratungsmarke für IT in Deutschland Quelle: Screenshot

Absolventen dringend gesucht

Einsteiger werden trotzdem gesucht: McKinsey etwa plant für 2014 die Aufnahme von 250 Hochschulabsolventen, BCG nimmt 200 Jungberater an Bord, Bain 130 Neulinge – so viel wie nie zuvor. Laut Branchenverband planen zwei Drittel der großen Beratungsgesellschaften, Absolventen einzustellen, bei den kleineren Unternehmen ist es jedes zweite Haus.

Die Firmen machen sich auf diese Weise fit für die Zukunft, denn der Druck im Beratungsmarkt ist hoch. Das liegt vor allem an den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: Weil das Kerngeschäft mit der Abschlussprüfung stagniert, setzen die Prüfer auf Zusatzgeschäfte in der Beratung und sind deshalb seit geraumer Zeit reihenweise auf Brautschau nach geeigneten Übernahmekandidaten unter den Consultingunternehmen: Gerade erst hat das Prüfungsschwergewicht PricewaterhouseCoopers (PwC) die Berater von Booz & Company übernommen und in Strategy& umfirmiert. Die Traditionsmarke Roland Berger sucht seit Jahren einen Käufer in den Reihen der Prüfer – bislang vergebens. Die Verhandlungen mit Deloitte platzten, nun haben sich die Partner im Dezember gegen eine Fusion mit EY ausgesprochen. Die Münchner wollen vorerst eigenständig bleiben – und günstigere Büroräume beziehen.

Die Wirtschaftsprüfer dagegen haben sich dank ihrer Zukäufe, aber auch durch niedrigere Honorare zu heimlichen Branchenführern gemausert. PwC beispielsweise setzte 2012 weltweit neun Milliarden Dollar mit Strategieberatung um – ein Plus von 50 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Die führende Unternehmensberatung McKinsey dagegen verbuchte geschätzt nur sechs Milliarden Dollar.

Um sich gegen die neue Konkurrenz zu wappnen, schließen sich kleinere Consultinghäuser derzeit zu agilen Netzwerken zusammen und bedienen so auch den internationalen Markt. Parallel kaufen große Berater zunehmend kleine Spezialisten auf. „Der Markt ist so stark im Umbruch wie nie zuvor“, sagt Fink. Das macht ihn für Einsteiger unübersichtlich, zumal laut Branchenverband BDU noch 2014 weitere Zusammenschlüsse anstehen. „Jeder spricht im Moment mit jedem“, sagt BDU-Präsident Antonio Schnieder. Wer sich für den Einstieg bei einer Beratung interessiert, sollte deshalb penibel prüfen, ob das Haus auf Wachstumskurs liegt, rät Consultingexperte Fink. Nur dann könne es zuverlässige Aufstiegschancen bieten.

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