Zehn Ideen für Hollywood Diese deutschen Manager müssen unbedingt ins Kino

Ob Middelhoff, Zumwinkel oder Hoeneß: Die deutsche Wirtschaft ist reich an Charakterköpfen. Bei vielen war der Aufstieg rasend schnell – ebenso wie der Abgang. Zehn Manager, die eine Hollywood-Verfilmung wert wären.

Die mittlerweile vierte Filmbiografie des Apple-Mitgründers und Technik-Gurus Steve Jobs geht in deutschen Kinos an den Start. Über Jahre hat der exzentrische Geschäftsmann mit dem schwarzen Rollkragenpullover das Bild des Konzerns aus Cupertino geprägt wie kein zweiter. Doch auch deutsche Unternehmen hatten bisweilen charismatische Führungsfiguren an der Spitze. Die Geschichten dieser Manager wären ebenfalls eine Verfilmung wert. Quelle: REUTERS
Sie nannten ihn „Big T“: Angefangen hat er im Vertrieb der väterlichen Firma, doch richtig groß wurde Thomas Middelhoff erst Jahre später als Vorstandsvorsitzender des Bertelsmann-Verlags – bis er sich mit dem Firmenpatriarchen Reinhard Mohn zerstritt. Sein anschließendes Engagement als Vorsitzender des Aufsichtsrats bei der ehemaligen Karstadt-Mutter Arcandor (vormals KarstadtQuelle) wurde ihm zum Verhängnis. Seit der Insolvenz des Konzerns 2009 sieht sich Middelhoff zahlreichen Verfahren gegenüber, in denen ihm Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen wurden. Unter anderem soll er Privatreisen mit einem Helikopter als Firmenkosten abgerechnet haben. Das Landgericht Essen verurteilte den ehemaligen Manager daraufhin zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Im März 2015 hat Middelhoff Privatinsolvenz angemeldet. Quelle: dpa
Fast sechs Jahre lang stand Martin Winterkorn an der Spitze eines der größten Autokonzerne der Welt. Als Vorstandschef bei Volkswagen erhielt er 2011 mehr als 17 Millionen Euro Jahresgehalt – mehr als jeder andere Dax-Manager vor ihm. Sogar gegen den ewigen Firmenpatriarchen und ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piech, der Winterkorn Anfang des Jahres aus dem Unternehmen drängen wollte, konnte sich der 68-Jährige letztlich durchsetzen. Doch dann kam der Abgasskandal. Und mit ihm der vorläufige Untergang des Martin Winterkorn. Quelle: dpa
1984 stieg Matthias Graf von Krockow als persönlich haftender Gesellschafter bei der Frankfurter Traditionsbank Sal. Oppenheim ein – auf Wunsch der Familie seiner Ehefrau, Ilona Baronesse von Ullmann, die zur Gründerfamilie des Bankhauses gehört. Was folgt, ist ein aristokratisches Trauerspiel: Seit 2010 ermittelte die Staatsanwaltschaft Köln gegen Graf von Krockow und andere ehemalige Geschäftsführer wegen Verdachts auf Untreue und Beihilfe zur Untreue. Das Landgericht Köln verurteilte den 74-Jährigen daraufhin zu einer zweijährigen Haftstrafe. Quelle: dpa
Angeklagt hat ihn noch keiner, weniger streitbar ist er deswegen aber nicht: Oliver Samwer, Mitgründer des Internet-Konzerns Rocket Internet, startete seine Karriere mit einem Coup. Zusammen mit seinen Brüdern Marc und Alexander sowie weiteren Partnern gründete er 1999 das Internet-Auktionshaus Alando, noch bevor der spätere Branchenprimus eBay in Deutschland Fuß fassen konnte. Nur zwei Monate nach dem Start von Alando verkauften die Brüder ihre Plattform an den US-Vorreiter – für 43 Millionen Dollar. Mit diesem Geld starteten die Samwers den Klingelton-Anbieter Jamba, den sie vier Jahre später wiederum für 273 Millionen Dollar verkauften. Quelle: dpa
Seit sechs Jahren ist er tot, dennoch ist sein Name derzeit wieder in aller Munde: Robert Louis-Dreyfus, langjähriger Adidas-Manager, wird verdächtigt, in Schmiergeldzahlungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland verwickelt gewesen zu sein. Als Vorstandsvorsitzender führte er Adidas 1993 erst aus der Krise und zwei Jahre später an die Börse. Bis zu seinem Tod war er größter Anteilseigner des Fußball-Clubs Olympique Marseille, saß im Vorstand des belgischen Vereins Standard Lüttich. Louis-Dreyfus starb an einer Leukämie-Erkrankung. Quelle: dpa
Als Fußballspieler gewann er nahezu alle wichtigen Titel, später als Vereinsmanager und Präsident des FC Bayern München dann die Sympathie der Fans – bis zu seinem großen Absturz 2013. Da wird Uli Hoeneß erstmals öffentlich Steuerhinterziehung vorgeworfen, es geht um insgesamt 28,5 Millionen Euro Steuern. Im Juni 2014 trat Hoeneß daraufhin eine Freiheitsstrafe an, allerdings mit erleichterten Haftbedingungen. Anfang März 2016 könnte er freikommen. Wurde schon in Deutschland verfilmt, wäre aber auch etwas für Hollywood. Quelle: dpa
Die Idee klang gut: Als Bauunternehmer kaufte Jürgen Schneider Anfang der 90er-Jahre historische Immobilien in Top-Lage, ließ sie aufwendig sanieren – und verkaufte wieder, teils mit erheblichem Gewinn. Doch schnell überhob sich der studierte Bauingenieur. Er startete immer mehr Projekte und legte schließlich 1994 eine spektakuläre Milliarden-Pleite hin. Wegen Betrugs, Kreditbetrugs und Urkundenfälschung wurde Schröder zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. 1999 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Quelle: dpa
Er brachte die Deutsche Post 2000 an die Börse – und sich selbst beinahe ins Gefängnis. Als Steuerhinterzieher wurde der ehemalige Post-Manager Klaus Zumwinkel 2009 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Beobachter hatten angesichts der hinterzogenen Summe von rund 1,2 Millionen Euro mit einer Haftstrafe gerechnet. Doch weil ein Ermittlungsrichter verschiedene Beschlüsse 12 Stunden zu spät einreichte, verjährten einige Anklagepunkte. Seinen Posten musste Zumwinkel dennoch räumen. Quelle: dpa
Eigentlich wollte er Arzt werden, doch irgendwann wurde ihm sein Nebenjob als Vermögensberater zur Berufung. Kaum ein anderer deutscher Manager dürfte so umstritten sein wie Carsten Maschmeyer. Immer wieder gerät er wegen enger Kontakte zu Politikern oder dubioser Geschäftspraktiken in öffentliche Kritik. Das Selbstbild des 56-Jährigen dürfte freilich ein anderes sein. Zumindest deutet der Untertitel seiner Biografie „Selfmade: Erfolg. Reich. Leben." darauf hin. Quelle: dpa
Zwei Dokumentationen gibt es bereits über „Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker“, eine Hollywood-Biografie à la „Wolf of Wall Street“ steht allerdings noch aus. Dabei böte sich reichlich Stoff: Angefangen 2003 als Einzelunternehmer, baute Mehmet Göker seinen Versucherungskonzern MEG innerhalb weniger Jahre zu einer Aktiengesellschaft mit mehr als 150 Mitarbeitern aus. Wegen nicht gezahlter Sozialbeiträge wurde die Staatsanwaltschaft aufmerksam – und durchsuchte in einer spektakulären Aktion alle Geschäftsräume der MEG. Göker setzte sich daraufhin in die Türkei ab, die sich weigert, dem internationalen Haftbefehl gegen den 36-Jährigen zu entsprechen. 2014 wurde bekannt, dass Göker wieder auf dem deutschen Versicherungsmarkt aktiv sein soll. Fortsetzung folgt? Quelle: dpa
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