Personalführung Unbegrenzt Urlaub

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Das Modell hat auch seine Grenzen. Wenn ein Arbeitgeber nach Stundenzahl vergütet oder Überstunden bezahlt, kann er ein solches Konzept schwer umsetzen. Auch in der Produktion oder im Servicebereich müssen Mitarbeiter für bestimmte Zeiten vor Ort sein, ohne wenn und aber.

Der Elektronikhändler Best Buy hat sich ein ähnliches Modell wie IBM ausgedacht. ROWE heißt es, „results only work environment“. Es geht um die Ergebnisse, nicht um die Stunden und Minuten, die ein Mitarbeiter am Schreibtisch sitzt. Die Teams, die am ROWE-Programm teilnehmen, arbeiten laut Firmenangaben 40 Prozent produktiver. Best Buy hat das Programm allerdings beschränkt. Wer in der Filiale arbeitet, kann nicht früher nach Hause gehen und die Kunden an der Kasse vergeblich warten lassen.

Am besten funktioniert die Idee der grenzenlosen Freizeit in kleinen Unternehmen und Start-Ups. Der Chef kennt jeden und weiß, ob er seinen Mitarbeitern zutraut, die Arbeit auf jeden Fall zu erledigen. Keiner kann unauffällig seine Arbeitszeit routinemäßig verkürzen. Ein solches Unternehmen ist Social Strata, ein Social-Media-Projekt in Seattle. Als eine Mitarbeiterin sich um ihren kranken Mann kümmern musste, entschieden die Firmenchefs, nicht nur ihr, sondern gleich allen Angestellten mehr Freiheit zu gewähren. Die zehn Mitarbeiter würden jetzt kaum mehr Urlaub nehmen, als zu Zeiten der strengeren Regeln.

Mehr Verantwortung als Belohnung

In den USA hat die Diskussion über Urlaubszeit eine andere Bedeutung als in Deutschland. Üblich sind 15 bis 25 bezahlte Urlaubstage pro Jahr, 30 Tage wie hierzulande erhalten meist nur langjährige Mitarbeiter in höheren Positionen. Dafür ist es üblich, dass Amerikaner alle paar Jahre einen „Sabbatical“ nehmen, einige Monate unbezahlten Urlaub, um den Traum von der Weltreise zu verwirklichen oder ein Buch zu schreiben.

In Zeiten, wo sich Firmen Bonuszahlungen kaum leisten können, ist Flexibilität bei gleicher Leistung ein wirksamer Motivationstreiber. Firmen, die auf flexible Arbeitsmodelle umstellen, berichten, dass Mitarbeiter viel seltener kündigen. Meist steigt allerdings die Zahl der Kündigungen durch den Arbeitgeber – wer bisher nur mit Papier geraschelt und während der Arbeitszeit wenig vollbracht hat, wird nach dem neuen Prinzip schnell entlarvt. Anwesend sein heißt nicht produktiv sein. Auch wenn viele diese Korrelation für veraltet halten, wollen nur wenige ihre Mitarbeiter in die Eigenverantwortung entlassen.

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