Ratgeber Kommunikation leicht gemacht

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Die Kunst des Smalltalks

Smalltalk ist, anders als der Begriff suggeriert, eine hohe Kunst. Vor allem international ist das lockere Parlieren Geschäftsgrundlage. Wer sich so unverbindlich austauscht, lernt sich kennen, betont Gemeinsamkeiten, schafft eine gute Atmosphäre. Damals bei Hofe pflegte der Adel die Kunst der Konversation, des unangestrengten, eleganten Geplauders – der Sprezzatura. Es war die Kunst, eine interessante Geschichte zu erzählen, sie mit ein wenig Geist zu garnieren und als Amuse-Gueule darzubieten. Heute heißt das Smalltalk und ist alles andere als ein Privileg der oberen Zehntausend. Nur eins ist geblieben: Er ist noch immer ein Erfolgsschlüssel.

Die meisten Menschen fürchten sich vor einer Blamage, wenn sie auf Unbekannte zugehen und diese in ein Gespräch verwickeln sollen. Heraus kommt allenfalls: „Schönes Wetter heute.“ Das ist zwar besser als stummes Abwarten, aber, nun ja, bedauerlich banal. Oder wie Oscar Wilde sagte: „Wann immer jemand mit mir über das Wetter spricht, denke ich stets, er meint etwas anderes.“

Konversation soll interessant sein, nicht langweilen. Als Einstiegshilfen eignen sich Themen, die man mit dem Gesprächspartner gemeinsam hat: den Anlass einer Einladung, die Beziehung zum Gastgeber, das Ambiente, das Essen. Gute Themen sind solche, die gerade durch die Medien geistern – neue Trends, Kunst, Kultur, Kino. Auch das wohl dosierte Kompliment taugt als Türöffner.

Tabu sind dagegen Themen, die polarisieren: Politik, Religion aber auch die eigenen Moralvorstellungen oder Privates. Wer sich damit schwer tut, kann zumindest offene Fragen stellen (Was hat Ihnen am Vortrag gefallen?). Der Angesprochene hat so die Chance, seine Geschichte zu erzählen. Das stimmt ihn positiv, denn wir alle, das haben Studien ergeben, erinnern uns besonders gerne an ein Gespräch, wenn wir die meiste Zeit selbst geplaudert haben.

Dennoch gilt: Nie etwas von seinem Gegenüber erwarten! Eine solche Haltung wird unbewusst wahrgenommen und wirkt aufdringlich. Dasselbe passiert, wenn man dem inneren Zwang erliegt, jedem beweisen zu müssen, wie kommunikativ man ist. Smalltalk dient weder der Kontakt- noch der Jobanbahnung, sondern ähnelt in seinem Wesen allein guter Bildung: Sie führt zu Charme und Charisma, zu Witz und Esprit, ist aber völlig zweckfrei.

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