Teure Irrtümer Diese Denkfehler kosten Sie Geld

Irren ist menschlich, kostet aber Zeit - und Geld. Die zehn häufigsten Denkfehler und wie Sie sie vermeiden können.

1. Survivorship-BiasSie haben spielend einfach Erfolg, denken Sie? Und weil Ihr Freund gerade dabei ist, ein Start-Up zu gründen, werfen Sie Ihren Hut als Mitinvestor in den Ring. Kann ja nur gut gehen. Ja? Dann hat er sie schon erwischt, der Survivorship Bias (auf deutsch: Überlebensirrtum). Weil Erfolge im Alltag größere Wirkung zeigen als Misserfolge, überschätzen Sie schnell die Aussicht auf Erfolg. Dabei ist die Erfolgswahrscheinlichkeit meist verschwindend gering. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass das Start-Up gar nicht erst aus den Startlöchern kommt. Wie viele Gründer jedes Jahr scheitern, sehen Sie nicht - nur den möglichen Erfolg.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Führen Sie sich möglichst oft den Werdegang derjeniger vor Augen, die gescheitert sind und blicken Sie hinter die Erfolgskulissen. Ein trauriger Blick - aber ein hilfreicher. Quelle: AP
2. The Swimmer's Body IllusionSie bekommen eine Broschüre in die Hand gedrückt, die für ein MBA-Studium wirbt. Lachende Studenten, ein schicker Campus und eine Kostenkalkulation springen Ihnen ins Auge. 100.000 Euro soll die Ausbildung kosten, dafür lockt aber auch ein hohes Gehalt. Klare Sache? Mitnichten, denn hier lauert schon der nächste Denkfehler. Erstens: Wer weiß schon, wie die Welt und vor allem die Gehälter in 30 Jahren aussehen? Zweitens: Der MBA zieht Menschen an, die karriereorientiert sind und damit ohnehin ein vermutlich höheres Einkommen erzielen würden. Und drittens: Die Alternative ist nicht "kein MBA" - sondern eine gleichwertige andere Ausbildung, die ebenfalls die Karriere fördert. So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Drehen Sie die Tatsachen herum und fallen Sie nicht auf billige Werbung herein. Vergleich Sie nicht nur Option A mit dem Status Quo - sondern suchen Sie immer auch nach Alternativen, die Sie auf einem anderen Weg zum gleichen Ziel bringen könnten. Quelle: dpa
3. Confirmation-BiasIn Immobilien zu investieren, ist die einzig sichere Anlage für Ihr Geld? Sie können auch Freunde und Bekannte davon überzeugen? Auch hier kommt der Denkfehler schneller, als Sie "Ja" sagen können. Denn Sie suchen von vorneherein nur nach bestätigenden Informationen. Außerdem fassen Sie auch Dinge, die vielleicht gegen Ihren Plan sprechen können, als bestätigend auf - oder gewichten die zustimmende Meinung stärker. Kritische Meinungen oder widersprüchliche Informationen überhören Sie - oder stempeln sie als unwichtig ab.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Denken Sie kontrafaktisch. Soll heißen: Stellen Sie sich vor, welche Bedingungen vorhanden sein müssten, damit das Gewünschte eben nicht eintritt. Dieses "Hätte-könnte-müsste-sollte"-Denken hilft dabei, Gründe zu entdecken, die gegen einen Plan sprechen - und schärfen Ihren Blick. Quelle: obs
4. Loss-AversionAngenommen, Sie haben zwei Möglichkeiten. Option A: Sie finden zufällig 100 Euro auf der Straße. Option B: Sie können gerade noch verhindern, dass ein 100-Euro-Schein aus Ihrem Portemonnaie purzelt. Die meisten Menschen bevorzugen B. Dieses Prinzip nennt sich "Loss-Aversion" (Verlustaversion), und es begegnet uns überall: Im Berufsleben wie in der Freizeit. Das Ergebnis: Wir vermeiden Situationen, die Verluste bedeuten könnten. Auch wenn sich das Risiko eigentlich lohnen würde.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Manchmal lohnt es sich, ein Risiko einzugehen - anstatt nur die sichere, aber auch weniger aufregende Variante zu wählen. Quelle: dpa
5. Anker-EffektSie wollen einen Ring für Ihre Liebste kaufen. Der Ring für 400 Euro sieht eigentlich schick aus, die Version für 450 Euro wäre aber auch nicht schlecht. Aber 50 Euro mehr? Das ist Ihnen zu teuer. Nun lächelt der Verkäufer und meint: "Wissen Sie, ich hätte da noch einen ganz anderen, besonderen Ring. Der ist Ihnen wahrscheinlich zu teuer." Sie werfen einen Blick auf den angepriesenen Ring, der 600 Euro kostet. Klare Sache: So viel wollen Sie nicht ausgeben. Aber die 50 Euro mehr für den zweiten Ring erscheinen Ihnen nun gar nicht mehr zu hoch. Dieser Denkfehler nennt sich "Anker-Effekt" und ist die Geheimwaffe aller Verkäufer. So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Eine einfache Möglichkeit besteht darin, weitere Personen miteinzubeziehen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass andere Personen demselben Anker ausgesetzt waren wie Sie. Somit erhalten Sie verschiedene Schätzwerte oder Entscheidungen - und eine Rückmeldung über die Höhe der möglichen Beeinflussung durch einen Anker.  Quelle: dpa
6. Denominations-EffektSie gehen mit einem 100-Euro-Schein in die Stadt, kaufen aber nichts. Gehen Sie aber mit zehn 10-Euro-Scheinen los, kommen Sie mit einem leeren Portemonnaie und dafür umso volleren Tüten nach Hause. Erwischt: Sie sind dem Denominations-Effekt erlegen. Gestückelt in einzelne Münzen oder kleine Banknoten, kommt Ihnen das Geld weniger vor, folglich geben Sie es bereitwilliger aus. Ein 100-Euro-Schein macht also knauseriger als kleine Scheine oder Münzgeld.Wie Sie diesen Denkfehler vermeiden: Setzen Sie sich Ausgabe-Limits, auch wenn Sie mit kleinen Geldscheinen losziehen. Und falls Sie zu denjenigen Menschen gehören, die am Ende des Geldes immer noch zu viel Monat übrig haben, sollten Sie versuchen, ihre Geldbörse mit größeren Scheinen auszustatten. Quelle: dpa
7. Diderot-EffektSie möchten gerne ein Sofa in Ihr Büro stellen, für den kleinen Power-Napp zwischendurch. Blau wäre schön, denken Sie, nicht zu hell und nicht zu dunkel und blau soll ja bekanntlich beruhigend wirken. Doch kaum steht das neue Sofa in Ihrem Büro, schreit es förmlich nach einem neuen Teppich. Und auch die sorgfältig ausgewählten Bilder an der Wand scheinen nun gar nicht mehr in den Raum zu passen. Kurzerhand kaufen Sie also auch neue Bilder und lassen einen neuen Teppich verlegen. Zu dem würde allerdings ein heller Schreibtisch besser passen...Stopp! Hier lauert der Diderot-Effekt. Der Kauf eines neuen Produktes tritt dabei eine fatale Kettenreaktion los, weil das neue Produkt Ihr harmonisches Gesamtbild stört und Sie instinktiv zur Korrektur zwingt.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Warten Sie nach einem Neukauf erst einmal eine Woche ab. Sie werden sehen, wie sich das neue Sofa in Ihr Büro einfügt, als wäre es schon immer da gewesen. Vermeiden Sie also hektische Kurzschlusskäufe. Quelle: dpa
8. Veblen-Effekt Sie wollen sich ein neues Auto kaufen. Ein Kombi wäre die beste Wahl für Ihre Familie, aber ein schicker Mercedes macht natürlich mehr her. Der Preis und das Prestige ist Ihnen dabei wichtiger als die Qualität. Klare Sache: Sie sind auf den Veblen-Effekt hereingefallen. Hier führt ein hoher Preis zu einer hohen Nachfrage, da die Konsumenten mit einem Hochpreis-Produkt ein entsprechend hohes Prestige und Einkommen demonstrieren wollen.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Überlegen Sie sich genau, was Sie eigentlich kaufen wollen - und was Sie brauchen. Denn ein schickes Auto führt nicht automatisch zu mehr Ansehen. Quelle: dpa
9. Activity-BiasIhnen wird geraten, Aktien zu kaufen und sie dann liegen zu lassen. Das führe zu schnellem Reichtum, hat man Ihnen versprochen - nach der berühmten Börsenweisheit von André Kostolany. Doch auch hier lauert ein Denkfehler: Denn wer den Dax genau beobachtet, wird schnell feststellen, dass die Kurse immer wieder hoch und wieder runter gehen - und das nun schon seit über zwölf Jahren. So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Entweder Sie sind aktiver als früher und wechseln Ihre Aktien. Oder Sie verteilen Ihr Geld vorsichtig und warten wirklich zehn Jahre - doch dann sollten Sie wirklich nur Geld anlegen, das Sie nicht für andere Zwecke benötigen. Außerdem sollte es gut auf verschiedene Aktien verteilt werden. Quelle: dpa
10. Hyperbolic DiscountingSie hätten gerne das neueste iPhone - aber bitte sofort. Wie praktisch, dass es Handy-Flatrates gibt, bei denen Sie beim Kauf nur einen Euro bezahlen, dann aber über mehrere Jahre hinweg einen monatlichen Festpreis. Beim Kauf interessieren Sie die Monatsraten erst einmal kaum, Sie sehen nur das Angebot - und gehen begehen den Denkfehler namens "Hyperbolic Discounting". Soll heißen: Die Bewertung von Ausgaben in Gegenwart und Zukunft ist verzerrt. Künftige Kosten werden unterschätzt, gegenwärtige überbewertet. Aber die Schuldenfalle schnappt schneller zu, als Sie meinen.So vermeiden Sie diesen Denkfehler: Rechnen Sie sich bei jedem Ratenkauf genau aus, wie viel Sie über den gesamten Finanzierungszeitraum bezahlen. Nüchtern nachdenken und möglichst viele Informationen einzuholen, hilft hier mehr als spontan und nach Lust und Laune zu kaufen. Quelle: dpa
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