Ausprobiert Wie es sich im Privatjet reist

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Über dem Mittelmeer E-Mails checken

Apropos Handy: Das kann ich in Flughöhe benutzen. Telefonieren geht zwar nicht, aber ich kann meiner Kollegin ein Bild vom blauen Himmel schicken – WLAN sei Dank. Ein Satellit schickt mir die Datenverbindung. Damit kann ich sogar über dem Mittelmeer meine E-Mails checken. Mach ich aber nicht. Stattdessen lasse ich mich lieber vom Bordprogramm unterhalten. Per USB kann ich zum Beispiel meine eigene Musik hören. Das lasse ich aber lieber, meine trashige Neunzigerjahre-Playlist passt nicht zum Ambiente.

Diesen Luxus bietet das größte Kreuzfahrtschiff der Welt
Harmony of the Seas Quelle: dpa
Harmony of the Sea Quelle: AP
Harmony of the Seas Quelle: AP
„Harmony of the Seas“ Quelle: REUTERS
Ein Blick in den Bauch des gigantischen Schiffes. Quelle: REUTERS
Casino in der Harmony of the Seas Quelle: REUTERS
Theatersaal auf der Harmony of the Seas Quelle: REUTERS

Beim Flug über Süddeutschland wackelt die Maschine heftig. In solchen Momenten nehme ich eigentlich meine Kopfhörer ab und halte mich dezent an der Armlehne fest. Heute nicht. Die Tatsache, dass der Pilot in Sichtweite sitzt und vorher nicht nur bei einer anderen Fluggesellschaft gearbeitet, sondern auch schon für das niederländische Militär geflogen ist, beruhigt mich. Ich wünschte mir, häufiger sein Gast zu sein.

Die Flugstunde kostet 5000 Euro – mindestens

Doch das ist teuer. Sehr teuer. Um zu diesem exklusiven Zirkel zu gehören, gibt es mehrere Möglichkeiten. Kaufen ist die eine Sache. Chartern die andere, Vermittlungsplattformen noch eine: Die Anbieter bringen Angebot und Nachfrage zusammen. Günstige Angebote sind zum Beispiel nicht genutzte Flüge. Anbieter wie Netjets funktionieren wieder anders: Zum einen können Kunden hier Anteile an einem Flugzeug erwerben und erhalten dadurch Zugang zum jeweiligen Flugzeugtyp oder einer größeren Flugzeugklasse. Die Anteile beginnen bei 1/16, was 50 Flugstunden pro Jahr entspricht.

Luxus in der Luft
Die Ebace in Genf Quelle: REUTERS
Der französische Flugzeugbauer Dassault gibt einen Ausblick auf den Falcon 5X Quelle: REUTERS
Bombardier Quelle: AP
Innenraum des Bombardier Global 7000 Quelle: PR
Innenraum des Bombardier Global 7000 Quelle: PR
 Challenger 350 Quelle: PR
Privatjet von Boutsen Design Quelle: PR

Oder man wird Karteninhaber und leistet eine einmalige Vorauszahlung für 25 Stunden pro Jahr. Anstatt das ganze Jahr für den Jet zu zahlen, wird hier nur der tatsächliche Flug in Rechnung gestellt.

Der Preis des Komforts

Billig ist auch das Angebot von Netjets nicht. Bei knapp unter 5000 Euro pro Flugstunde geht es los. Da muss alles passen: Der Kaffee kommt aus der Nespresso-Maschine. Statt schnöder Salzstangen stehen auf dem Edelholztisch feine Kleinigkeiten von der New Yorker Gourmetkette Dean & Deluca.

Die restlichen Speisen kann der Gast übrigens selbst bestimmen: Ob Sushi oder Cheeseburger, der Anbieter liefert alles ins Flugzeug. Für mich gibt es heute eine hölzerne Box. Darin ein Roastbeef-Roquefort-Sandwich. Dazu gibt es verschiedene Käsesorten und Obst. In der Bordtoilette kann ich zwischen verschiedenen Hochpreisherstellern auswählen und trockne meine Hände – natürlich – mit wohlriechenden Stoffhandtüchern.

Zudem: Der Raum ist groß. Auf einem Flug nach London musste ich einmal meine mit Kaffee versaute Hose wechseln. Das ist mir zwar gelungen, aber nur mit einem Schweißausbruch. Das ist im Jet anders: Ich könnte hier zwar keinen Walzer tanzen, habe aber deutlich mehr Platz.

Schweißausbrüche werden durch die kühle Luft verhindert, deren Temperatur ich mit einem iPad an meinem Platz selbst einstellen kann. Die Luft ist zudem befeuchtet: Darüber freuen sich die Augen, da meine Kontaktlinsen zur Abwechslung nicht wie Fremdkörper in meinen Augen kleben. Zurück fliege ich übrigens „Linie“ – wie es unter Businessjettern heißt, zu denen ich mich knapp zwei glückliche Flugstunden zählen durfte. Die Schlange erscheint mir doppelt so lang. Der Sicherheitscheck dauert ewig. Das Butterbrot schmeckt trocken, und die Kontaktlinsen schmerzen stark. Das ist noch so eine Sache mit dem Luxus. Er verdirbt.

Der Flug war eine Pressereise. Rückflug und Hotel wurden von der Redaktion bezahlt.

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