Inzwischen gibt es Patchwork-Feiern, die christliche mit neobuddhistisch-esoterischen Elementen vereinen...
…oder Anleihen machen beim Schamanismus. All das gibt es und spiegelt die Vielfalt von religiösen und weltanschaulichen Deutungsmustern wider, die heute im Umlauf sind. Aber die Mehrheit der Menschen, die sich nicht für ein kirchliches Begräbnis entscheiden, wünscht offenbar für die Bestattung eher einen religiös neutralen Rahmen. Das zeigen auch die Videos der Bestattungsunternehmen. Es wird vor allem damit geworben, dass man der Individualität des Verstorbenen Rechnung tragen möchte und die Spuren verfolgt, die er im Leben der Hinterbliebenen hinterlassen hat. Mit anderen Worten, die Trauerfeier soll den Toten in der Erinnerung noch einmal aufleben lassen. Das scheint der dominante Trend zu sein.
Die Trauerfeier als Rahmen für ein Porträt?
Ja, die Trauernden sollen erkennen: So war der Verstorbene, mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen. Wenn ich kein Fenster in die Transzendenz öffne, egal vor welchem religiösen Hintergrund, dann bleibt nur noch die Erinnerung an den Menschen, den ich betrauere. Dann heißt die Botschaft: Der Verstorbene lebt in uns.
Das heißt, es geht bei der „weltlichen“ Trauerfeier vor allem um die Trauernden?
Es geht nur um sie. Die altchristliche Tradition dagegen nimmt das Seelenheil des Verstorbenen in den Blick, sie spricht von der Begleitung des Sterbenden, dem eine letzte Ruhestatt gegeben wird. Das ändert sich erst mit der Reformation. Luther sagt: Auf das postmortale Geschick des Toten haben wir keinen Einfluss, er hat sein Leben gehabt, jetzt steht er vor seinem Schöpfer. Ob wir zehn Messen für ihn lesen lassen oderhundert, ist völlig egal. Das einzige, was wir tun können, ist, den Lebenden den tröstlichen Artikel von der Auferstehung der Toten zu verkünden. Das bedeutet einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel: Nicht mehr der Tote, sondern die Lebenden stehen im Mittelpunkt der Feier.
Begriffe und Rechtslage zur Sterbehilfe
Dabei geht es vorrangig um die Linderung von Schmerzen. Verabreicht ein Arzt zum Beispiel hoch dosierte Schmerzmittel, nehmen er und der Patient oft in Kauf, dass der Kranke schneller stirbt. Diese Form der Sterbehilfe bleibt ohne juristische oder standesrechtliche Konsequenzen.
Der Kranke tötet sich selbst, etwa mit einem tödlichen Arzneicocktail. Beim assistierten Suizid bekommt er Hilfe, indem zum Beispiel ein Angehöriger das Mittel beschafft. Dies bieten Sterbehilfe-Vereine an, so der Schweizer Verein „Dignitas“. In Deutschland ist diese Form der Sterbehilfe straflos. Mediziner können aber ihre Zulassung riskieren, wenn sie dabei assistieren. Die Bundesärztekammer formuliert in ihrer Ständeverordnung eindeutig: „Ärzte dürfen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten.“ Nur zehn der 17 Landesärztekammern haben den Satz übernommen, andere haben ihn abgeschwächt. Bayern und Baden-Württemberg ließen ihn weg.
Ein Arzt verzichtet auf lebensverlängernde Maßnahmen, etwa eine künstliche Beatmung, und lässt den Patienten so sterben. Eine andere Form der passiven Sterbehilfe kann vorliegen, wenn Mediziner gar nicht mehr eine mögliche lebensverlängernde Behandlung beginnen, etwa eine Krebstherapie. In Deutschland ist diese Form der Sterbehilfe erlaubt, wenn klar ist, dass sie dem Willen des Kranken entspricht. Indiz dafür ist etwa eine Patientenverfügung, in der dieser Wille festgehalten ist.
Jemand tötet einen anderen Menschen auf dessen Wunsch hin. Der Tod wird also aktiv und gewollt herbeigeführt. Bei unheilbar Kranken kann dies etwa ein Arzt verantworten, der eine Giftspritze verabreicht. Aktive Sterbehilfe oder Tötung auf Verlangen ist in Deutschland verboten, in den Niederlanden und Belgien hingegen erlaubt.
Wie bei der weltlichen Trauerfeier.
Ja, historisch gesehen haben sich die freien Formen der Bestattung aus der protestantischen Leichenpredigt entwickelt. Die kann noch Hoffnung machen und verkünden: Gott wird den Verstorbenen nicht vergessen, Gott wird ihn aufnehmen. Aber das sagt der Pastor den Hinterbliebenen. Die katholische Tradition begleitet den Toten und singt: „Ins Paradies mögen die Engel dich begleiten, bei deiner Ankunft dich Märtyrer empfangen und dich führen in die Heilige Stadt Jerusalem.“ Das heißt, der angesprochene Tote steht im Zentrum. Und mittelbar wird das, was die Gemeinschaft für ihn tut, zum Trost für die Hinterbliebenen.
Die Katholiken bieten eine ganze Kette von Riten auf, vom Sterbesakrament bis zum Begräbnis…
…und den so genannten Gedächtnissen am siebten oder dreißigsten Tag nach dem Tod. Aber es beginnt mit der Begleitung am Totenbett. Wenn ein Mensch gestorben ist, sollen die Familienmitglieder nicht schweigend und betroffen um das Totenbett herumstehen, sondern es wird ein Gebetsritual angeboten. Früher gab es die Totenwache: Man blieb noch eine Weile beim aufgebahrten Leichnam. Das sind alles Schritte, die den Verlust, den Schmerz begreifbar machen. Ihn domestizieren, indem sie ihn zulassen, statt ihm auszuweichen.