Die Verschwiegenheit kommt den Kritikern entgegen: Die einen beschuldigen die Bilderberger, die Interessen skrupelloser Kapitalisten zu vertreten, die anderen fürchten den Aufbau einer globalen Diktatur. Verschwörungstheoretiker munkeln, der Zirkel sei die heimliche Weltregierung.
Unklare Ziele
Machtforscher Kakabadse vergleicht den Einfluss der Gruppe mit einem Medizinerkongress. Auch dort seien einige Teilnehmer aktiver als andere, und plötzlich bewege sich das Denken in eine bestimmte Richtung – bis kaum jemand mehr nach einer Alternative frage. So ähnlich sei das in der Welt der Führung auch.
Dennoch stellt sich die Frage: Welche Ziele verfolgt Bilderberg? Was haben so verschiedene Menschen wie russische Stahlmagnaten, Mitglieder der US-Regierung, Gewerkschaftsführer und Mitglieder der britischen Königshäuser miteinander zu besprechen?
„Da trifft sich eine Gruppe von Leuten, die ihre Weltsicht und Philosophie durchsetzen wollen“, sagt Kakabadse. Einrichtungen wie Bilderberg seien der Grund, warum die jüngste Finanzkrise nicht zu vernünftigen Reformen genutzt worden seien.
Wie eine Droge
Durch die Teilnahme an einer Bilderberg-Konferenz können sich viele Türen öffnen. „Mit einigen der wichtigsten Leute in der Welt zu fraternisieren, ist wie eine Droge“, sagt Kakabadse. „Es befördert die Teilnehmer in die am meisten bewunderten Zirkel der Macht.“
Das gelang im Jahr 1991 auch dem damaligen Gouverneur von Arkansas, den zu diesem Zeitpunkt außerhalb der USA kaum jemand kannte. Angeblich wurde er auf dem Bilderberg-Kongress vom nordamerikanischen Freihandelsabkommen überzeugt – das im Jahr 1994 tatsächlich in Kraft trat, kurz nach seinem Dienstantritt als US-Präsident. Der Name des damaligen Gouverneurs: Bill Clinton.