Birkenstock und Adilette Promis stehen auf deutsche Sandalen

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Das Imageproblem entspringt der Historie

Die Adilette zum Beispiel genießt außerhalb der Landesgrenze keinesfalls den Ruf einer Unterschichten-Sandale. Und niemand käme in Singapur auf die Idee, Birkenstock als Ökolatsche zu bezeichnen. Zwar werden die Schlappen auch in diesem Sommer wieder in bayrischen Biergärten und norddeutschen Strandbädern zu sehen sein – aber viel häufiger noch am Strand von Rio de Janeiro und in den Straßen New York Citys. Wieso?

Eigentlich ist man von einem Volk, das mit dem Etikett made in Germany für sich wirbt und stolz ist auf seine diffizile Ingenieurkunst à la BMW oder Bosch, auf feinste Messer aus Solingen und zartes Porzellan aus Meißen etwas mehr Begeisterung gewöhnt. Doch die setzt scheinbar aus, wenn es um die Latsche geht – und sei sie ergonomisch noch so einwandfrei geformt.

„Bequem-Schuhe sind in Deutschland nur mäßig beliebt, weil sie zu sehr in der Gesundheits-, Öko- und Seniorenecke verhaftet sind“, sagt Markenexperte Karsten Kilian, Professor an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. „Marken helfen, uns selbst einer Gruppe zuzuordnen und abzugrenzen – Bequem-Schuh-Marken sind da eher nicht hilfreich.“

Auf diese Schuhe stehen Bürohengste
Während in den vergangenen Jahren Optiken im Used-Look dominierten, gibt sich die aktuelle Schuhmode ruhiger. Foto: Benvenuto. Quelle: Presse
Brogues mit edlen Lochverzierungen am Schaft eignen sich hervorragend fürs Büro. Foto: Bugatti Quelle: Presse
Wie in der Oberbekleidung dominiert dieses Frühjahr auch bei den Schuhen die Trendfarbe Dunkelblau. Foto: Strellson Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Die neuen Loafer passen sich bei den Farben aktuellen Trendtönen an. Foto: Scabal. Quelle: Presse

Bei Birkenstock zumindest liegt die Antwort vermutlich in der Historie verborgen. Seit 1774 gibt es das Unternehmen schon. Doch es sollte fast 200 Jahre dauern, bis Karl Birkenstock, ein Nachfahre des Gründers, eine Sandale mit zwei breiten Riemen erfand. Das Ziel seiner zahlreichen Tüfteleien: „Hochwertige Materialien und durchdachte Funktionalität, die den Fuß optimal unterstützen, durch den offenen Fersenbereich aber ein schnelles Heraus- und Hereinschlüpfen ermöglichte.“

Klingt kompliziert, trägt sich aber ausgezeichnet. Nur zehn Jahre nach der Geburtsstunde der Adilette gab es eine weitere Sternstunde der weltweiten Fußgesundheit: das Birkenstock-Modell Arizona. Leider zog die schlichte Sandale in den folgenden Jahren vor allem Ökos, Steinewerfer und Waldorflehrer an, was zu einem fast 40 Jahre andauernden Imageproblem führen sollte. Dann im vergangenen Sommer – endlich die Trendwende. Auf einmal zierten die „Birks“ auch die Füße von BWL-Studenten, Bankern und dem Rest der kapitalistischen Welt.

Die teuersten Fußballschuhe der Welt
Nike: Magista Obra 280 Euro Im Frühjahr vorgestellter grell-gelber Schuh aus den Laboren des weltgrößten Sportkonzerns. Die Besonderheit: Die Amerikaner setzen zum ersten Mal in einer Serienfertigung für Fußballschuhe das neue Material Flyknit ein. Der Schuh wird nicht mehr aus einzelnen Teilen zusammen genäht sondern wie ein Socken regelrecht gestrickt und ist knöchelhoch, was angeblich die Verbindung zwischen Schuh und Fuß verbessert. Wird getragen unter anderem von Andres Iniesta (Spanien) und Mario Götze (Deutschland). Quelle: Nike
Nike: Mercurial Superfly 280 EuroKurz vor der WM präsentierte der verhinderte portugiesische Starkicker Cristiano Ronaldo Nikes zweiten Streich in Sachen Strickschuh. Der Schuh verfügt in der Sohle über eine besonders leichte aber stabile Karbonplatte. Die Anordnung der Stollen soll besonders sprintstarke Stürmer unterstützen, zudem hat er zehn statt bislang neun Stollen. Ronaldo trägt ein Sondermodell des Treters. Quelle: Nike
Nike: Hypervenom Phantom 230 EuroIm Vergleich zu den beiden ersten Nike-Stiefeln ein schon fast konventioneller Stürmerschuh, den Brasiliens Fußballstar Neymar bei seinen bisherigen WM-Auftritten trug. Ausrüster Nike will jetzt noch mehr Aufmerksamkeit für den Schuh erregen, indem Neymar ab sofort in speziell gefertigten Latschen in goldener Farbe übers Spielfeld flitzt – angeblich hat er als 12-Jähriger bereits seine Treter mit Goldfarbe gesprayt, weil er es cool fand. Fand Nike auch. Quelle: Nike
Adidas: F50 Adizero Crazylight 349,95 EuroGrellbunter Spezialschuh mit extrem niedrigem Gewicht, er wiegt laut Hersteller bloß 135 Gramm. Gedacht ist vor allem für schnelle Stürmer, weniger für schwere Abwehrspieler. Einer der ersten Kicker, die den Schuh trugen, ist Real Madrids Flügelflitzer Gareth Bale. Bei der WM in Brasilien ist der allerdings nicht am Ball – Bale ist Waliser und ehe die Fußballverbände des Vereinigten Königreichs keine gemeinsame Truppe an den Start bringen, muss einer der weltbesten Kicker leider draußen bleiben. Quelle: Adidas
Adidas: Predator Instinct Battle Pack 239,95 Um sich farblich und auch am Fernsehbildschirm gut sichtbar von der farbenfrohen Konkurrenz abzuheben, hat sich Europas größter Sportkonzern Adidas für die WM neue Designs für seine Schuhe ausgedacht. Die kommen jetzt in kontrastreichem schwarz-weiß daher. Adidas‘ Vorzeigespieler, der Argentinier Lionel Messi, bekommt natürlich eine Extra-Wurst: Sein Schuh ist zusätzlich (argentinisch) blau-weiß und trägt ein stilisiertes M auf der Hacke. Quelle: Adidas
Adidas: Nitrocharge 1.0 Carnaval 229,95 EuroTief in den Farbeimer gegriffen haben die Adidas-Designer für dieses WM-Sondermodell ihres Modells Nitrocharge. Wer den trägt, kommt ziemlich papageien-mäßig rüber, also eher nix für stocksteife, kreuzbrave und hüftsteife Abwehrrecken. Sieht ohnehin eher nach Karnevalsparty aus als nach schweißtreibender Arbeit, weshalb er wohl bei der WM auch noch nicht wirklich gesichtet wurde. Quelle: Adidas
Puma: Evospeed 1.2 SL 299,90 EuroFür Sprinter gedacht ist auch der Top-Schuh, den Puma als drittgrößter Fußballschuhanbieter der Welt im Programm hat. Besonders leicht soll er sein, das Design, heißt es, sei von der Form eines Sportwagens inspiriert. Na, solange er nicht so einen Krach macht beim Gas geben… Quelle: Pressebild Puma

Im Ausland hingegen war es nie anders – dort genießen Birkenstocks schon seit jeher einen ausgezeichneten Ruf. Vor allem in Asien. Das Unternehmen unterhält etwa einen Shop auf Singapurs Luxusmeile Orchard Road. Auch preislich spielt der Schuh dort in einer anderen Liga. Kostet das Modell Arizona hier um die 45 Euro, muss man in Singapur fast das Doppelte berappen.

Unlängst wurde die Sandale vom britischen Design Museum in das Buch „50 Schuhmodelle, die die Welt veränderten“ aufgenommen.

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