Bücher aus Blogs Aus dem Internet aufs Papier

Buchverlage haben das Internet entdeckt und machen sich auf die Jagd nach vielversprechenden Autoren: Viele erfolgreiche Neuerscheinungen sind aus Blogs oder Twitter-Accounts entstanden. Lohnt sich das für die Autoren?

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Otto Redenkämper schaut auf die Welt. Meist vom Balkonfenster in Gelsenkirchen-Buer aus. Da sieht er, was um ihn herum passiert, motzt Kinder an und hat zu allem und jedem eine Meinung. Manchmal trippelt die Inkarnation des Fenster-Rentners rüber zu Jupps Kiosk zu seinen Kumpels, die wie Otto selbstverständlich Fans von Schalke 04 sind. Und weil Otto weiß, wie es läuft, erklärt er der Welt auch ungefragt, wie sie tickt.

Alle paar Wochen, spätestens jeden Spieltag, hilft ihm sein Enkel, Ottos Gedanken „in dieses Internetz“ zu stellen: Ottos Revier. Meist geht es um Fußball. Wenn Otto andere Dinge durch den Kopf schießen, tippt er seine Ansichten in seinen Twitter-Account, etwa zur ARD-Inszenierung „Terror“ dieser Tage.

Einsichten eines Fußballfans mit gesundem Menschenverstand – daran fanden die Fischer Verlage aus Frankfurt Gefallen. So fanden Ottos Gedanken 2014 unter dem Titel „Dat Leben is kein Trallafitti - Der Fenster-Rentner erklärt die Welt“ ihren Weg in ein gedrucktes Buch.

Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar

Wenn sich von Mittwoch an in Frankfurt die Verlagsmitarbeiter, Buchhändler, Autoren und Leser durch die Gänge der Buchmesse drängeln, passieren sie immer öfter gedruckte Werke, die ihre Heimat ursprünglich ausschließlich im Internet hatten. Blogs, Twitter-Accounts oder Webseiten mausern sich zu einer beliebten Quelle der Inspiration für Buchverlage, die daraus Taschenbücher, aufwändig fotografierte Rezeptbände oder Magazine herstellen.

Sie werden ihr Scherflein beitragen zu den steigenden Umsätzen, mit denen die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers rechnet. Bis 2019 schätzt das Unternehmen einen Anstieg von 9,3 Milliarden Euro in 2015 auf rund 9,6 Milliarden Euro in Deutschland – in Zeiten, in denen kostenfreie Angebote im Internet mit kostenpflichtigen Büchern um die Aufmerksamkeit der Leser buhlen.

Für Torsten Rohde begann es 2012 bei der Weihnachtsfeier, als er sich mittenmang der Familie mit einem Freund per WhatsApp über die Schrullen von Oma, Tante und Mutter austauschte. Am 16. Januar 2013 veröffentlichte der Kaufmann den ersten Tweet unter dem Namen Renate Bergmann

Heute, fast vier Jahre später, blickt Rohde alias Bergmann schon auf das fünfte Buch zurück. Am 21. Oktober erscheint „Wir brauchen viel mehr Schafe.“

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