Büroliebe Beziehung in der Krise

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Sheepworld-Gründer Rölz, Giltl: Statt um große Gefühle ging es irgendwann nur noch um Gehaltsabrechnungen oder neue Produktpaletten Quelle: Christian Höhn für WirtschaftsWoche

Das ist vielleicht auch schon das Äußerste. Denn Experten werden nicht müde zu erwähnen, dass Verliebte selbstverständlich Berufliches und Privates strikt voneinander trennen sollten. Liebe gehört in die Freizeit, Job ist Job.

Der Paartherapeut Klaus Heer etwa warnt eingehend vor den Gefahren solcher Büroliebschaften – nicht für die Arbeitsmoral, sondern für die Beziehung selbst. Solche Paare seien zu viel zusammen. Irgendwann ist alles gesagt, es kommt zum echten Themennotstand, bis dahin, dass beide gar nicht mehr miteinander sprechen. „Dichte-Stress“ heißt das im Fachjargon.

Wichtig sei, so Heer, dass man sich dieses Problem bewusst macht. Dann könnten beide gezielt gegensteuern und ein gesundes Gleichgewicht aus Nähe und Abstand schaffen. „Es wäre fatal, sich mit Sekundenkleber an den anderen zu heften“, warnt Heer. „So paradox es klingt: Dadurch entfremdet man sich unweigerlich.“

Fast noch problematischer wird es, wenn die Partner auf unterschiedlichen Hierarchiestufen im Unternehmen stehen. Der Unterlegene fühle sich dabei häufig benachteiligt. „Dadurch kommt es zu Konflikten und zu Abhängigkeiten – nicht nur im Job, sondern auch nach Feierabend“, sagt Heer.

Ende der Büroliebe birgt große Sprengkraft

Der größte Risikofaktor aber ist das Ende einer solchen Beziehung. Diese Jobkonstellationen können regelrecht implodieren – durchaus mit großer Sprengkraft. Denn Büropaare schaffen in dieser Situation nur selten schnell genug den nötigen Abstand zueinander. Der ideale Nährboden für einen Rosenkrieg.

Damit wirkt sich die private Trennung unweigerlich auf den Job aus, belastet womöglich das Betriebsklima, die Kollegen und Kundenbeziehungen. Die Folge: Bekommen beide das nicht schnell genug in den Griff, muss meist eine(r) von beiden gehen.

Stefanie Rölz und Tobias Hiltl haben das Rundum-Desaster bereits hinter sich. Die beiden lernten sich 1996 kennen. Ein Jahr später gründeten sie Sheepworld, ein Unternehmen, das Postkarten, Kissen, Blöcke und Becher mit Comic-Schafen bedruckt und damit inzwischen erfolgreich ist.

Die Verliebtheit, sagen beide, war am Anfang das Beste, was dem jungen Startup passieren konnte. „Wir waren nie alleine mit unseren Problemen, hatten immer einen Ansprechpartner, dem man 100-prozentig vertraute“, sagt Tobias Hiltl.

Doch mit der Zeit wurde aus der erotischen Anziehungskraft eine platonische Freundschaft. „Wir haben das gar nicht richtig mitbekommen“, erinnert sich Hiltl. Statt um große Gefühle ging es immer öfter um spröde Themen wie Gehaltsabrechnungen, Verhandlungen mit der Bank oder neue Produktpaletten.

Nach vier Jahren kam das Aus. Dass einer aussteigt, um so die Liebschaft vielleicht zu retten, kam für beide allerdings nie infrage. „Das wäre so, als ob ein Elternteil keinen Kontakt mehr zu dem Kind haben dürfte, nur um die Ehe zu retten“, sagt Hiltl.

Stattdessen haben sich beide zusammengerissen und das Beste aus ihrer Freundschaft gemacht. Inzwischen fahren sie sogar wieder zusammen in den Urlaub. „Für die Firma ist es gut, wenn man ein Paar ist“, sagt Hiltl, „nur die Liebe bleibt leicht auf der Strecke.“

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