Chinesischer Wein für 300 Euro "Die Umstände sind ein Albtraum"

Wein aus China ist bislang nicht für Qualität berühmt. Nun produziert Luxuskonzern Moet Hennessy in einem abgelegenen Tal auf mehr als 2000 Metern Höhe Rotwein. Jean-Guillaume Prats erklärt, warum der 300 Euro kosten muss.

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Teurer Wein aus China. Quelle: Collage

Herr Prats, wenn Sie den ersten chinesischen Rotwein Ihres Hauses vorstellen, dann illustrieren Sie per Landkarte und Fotos, wie aufwändig es ist, in der Region den Wein herzustellen. Warum haben Sie ausgerechnet diese Region ausgewählt?
Jean-Guillaume Prats: Zwei Gründe. Der wichtigere: Die Region hat die gleichen Wetter-Muster wie Bordeaux. Das heißt nicht, dass dort das gleiche Wetter herrscht, sondern: Die gleiche Menge Niederschlag, die gleiche Anzahl an Sonnenstunden, die gleichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Das sind Fakten, aus denen wir geschlossen haben, dass es möglich sein könnte, dort hochwertigen Wein zu produzieren. Der zweite Grund ist der Boden, der sehr trocken ist. Das ist eine Erde, wie wir sie aus Argentinien kennen in unserem Weingut Cheval des Andes oder auch aus Weinregionen in Marokko. Diese beiden Faktoren waren ausschlaggebend, als wir nach einem Anbaugebiet in China suchten.

Wie sind Sie überhaupt auf die Ecke aufmerksam geworden?
Einer unserer Mitarbeiter hat sich über einen Zeitraum von drei Jahren in China verschiedene Regionen angeschaut, in denen entweder Wein angebaut wird, mal angebaut wurde oder jemand sagte, dass die Region Potential hätte. Dann sind wir auf diese Gegend am Fluss Mekong gestoßen. Dort wurden 2002 Weinstöcke gepflanzt. Im Tal des Mekongs gibt es etwas Erfahrung mit dem Weinbau, der dort bis ins Jahr 1850 zurückreicht. Diese Anlagen sind mit dem 1. Weltkrieg und der Kulturrevolution in China verschwunden. Aber es gibt dort noch ein wenig Verständnis für den Weinanbau. Auch wenn wir nicht wissen, um was für eine Rebsorte es sich handelt, die 2002 angepflanzt wurde.

300 Euro kostet eine Flasche Ao Yun des Jahrgangs 2013, davon wurden 24.000 Stück abgefüllt. Quelle: PR


Bitte? Sie wissen nicht, was Sie dort überhaupt ernten?
Nein. Wir vermuten, dass es Cabernet Sauvignon ist, haben jedoch keine schriftlichen Dokumente oder derartiges. Wir wissen auch nicht, woher genau die Reben stammen. Da hilft uns nur Erfahrung. Wenn wir sagen, dass Ao Yun 90 Prozent Cabernet Sauvignon ist, dann, weil wir dass sehr stark annehmen.

Ao Yun

Können Sie das nicht im Labor klären?
Gute Frage – das könnten wir tun. Es kostet nur sehr viel Zeit und in der Gegend ist niemand, der das kann. Es gibt einige Forscher, die das in China machen könnten, aber es kann auch sein, dass wir uns auf jemanden verlassen müssen, der in der Schweiz arbeitet. Die Rebflächen befinden sich aber in vier Dörfern, zerteilt in viele kleine Parzellen. Das verschlingt eine Menge Zeit und Ressourcen. Zur Zeit gehen wir davon aus, dass es derzeit nicht unbedingt nötig ist, die Annahme durch ein Labor verifizieren zu lassen.

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