Diversity-Management Der Autist im Büro

Seite 2/2

Vorbereitung und Beratung

Deshalb bereitet das Start-Up bereitet die Mitarbeiter auf ihre Einsätze in den Unternehmen vor und berät gleichzeitig die Betriebe, worauf sie im Umgang mit Autisten achten müssen. „Wer Autisten einstellt, muss Strukturen schaffen, sonst kann der Versuch auch nach hinten losgehen,“ sagt Autismusforscher Cordes. Zum einen ist das die Betreuung. Klare Ansagen seitens der Vorgesetzten sind unter Umständen entscheidend.

Viele Autisten würden eigenen - selbst geschaffenen - Regeln folgen, in einem Unternehmen kann das unter Umständen zu Schaden führen. Neben der Betreuung bräuchten viele Autisten eine bestimmte Umgebung am Arbeitsplatz. „Manche lassen sich nicht gerne beim Arbeiten über die Schulter schauen,“ sagt Cordes.

Auch das dänische Unternehmen Specialisterne berät Betriebe bei der Einbindung von Autisten in den Arbeitsalltag. Wenn sich Unternehmen die nötige Zeit bei der Einarbeitung nehmen, profitieren sie nicht nur von den Begabungen der Autisten.

Der Vorteil Vielfalt

Dass Autisten teilweise IT-Genies sind, ist laut Vodafone nicht der Grund, warum sie die Mitarbeiter einstellen. „Durch dieses Projekt vermitteln wir unseren Mitarbeitern den Wert von Vielfalt,“ sagt Vodafones Reputationsmanager Marc Ruckebier. Bei Vodafone weiß man, dass hinter „Diversity“ ein Wettbewerbsvorteil stecken kann. Zahlreiche Studien belegen diesen Zusammenhang.

„Unsere Analysen zeigen, dass Diversity Management gerade für Unternehmen mit Wachstums-, Innovations- oder Globalisierungsstrategien unverzichtbar ist,“ sagt Michael Stuber von „Ungleich Besser“, einer Kölner Unternehmensberatung. Betriebe mit einer bunten Belegschaft profitieren von vielfältigen Ideen. Solche Unternehmen antworten kreativer auf Anforderungen verschiedener Kundengruppen. Hinzu kommt, dass immer mehr Kunden auch auf das Image des Unternehmens achten und ihre Kaufentscheidungen davon abhängig machen. Über 100 Studien hat die Beratung zum Thema Diversity ausgewertet. Die Untersuchungen unterstreichen den Zusammenhang zwischen Vielfalt der Belegschaft und Wirtschaftlichkeit. 80 Prozent der EuroStoxx50-Unternehmen greifen das Thema in ihrer Finanzkommunikation auf, auch für potenzielle Investoren wird der Faktor Vielfalt wichtiger.

Dass sich die Arbeit mit Autisten auf den Erfolg des Unternehmens positiv auswirken kann, weiß man bei Alliance Data bereits seit zwölf Jahren. Das texanische Marketing-Unternehmen (Börsenwert: neun Milliarden US-Dollar) analysiert unter anderem Kreditkarten-Daten. In Zusammenarbeit mit einer wohltätigen Organisation sucht der Konzern gezielt nach Asperger-Autisten – wegen der Vielfalt, aber auch wegen ihrer unglaublichen Talente.

„Einer unserer Mitarbeiter mit Autismus analysiert Daten, er ist dreimal so produktiv wie ein herkömmlicher Arbeiter und erzielt Genauigkeitsraten von 98 Prozent,“ sagt Alliance Data Manager Jim Pierce. „Das ist etwas sehr Besonderes.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%