Emanzipation Der neue Typ Mann

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Wieder ein Schritt auf der Karriereleiter

Christian Buechler Quelle: Dominik Pietsch für WirtschaftsWoche

Doch dann bekam seine Frau die Möglichkeit, CIO von Sulzer zu werden. Wieder ein Schritt auf der Karriereleiter, wieder ging Renier mit. Also folgte der nächste Umzug, diesmal von der US-Ostküste in die Schweiz – seit Sommer 2013 lebt die Familie in Winterthur. Und hier ist Renier glücklich. „Ich habe mich schnell eingelebt, wir haben viele Kontakte geknüpft, gehen in Museen oder ins Theater. Und meine Rolle als Hausmann macht mir Freude.“

Jede Revolution hat ihre Bilder. Manchmal sind sie laut und brutal, auf ihnen sieht man Polizisten in Schutzanzügen und Demonstranten im Strahl von Wasserwerfern. Manchmal sind diese Bilder leise und dezent. Ein solches Symbol setzte vor wenigen Wochen Getty Images. Die Fotoagentur verkündete eine Zusammenarbeit mit LeanIn.org, der Non-Profit-Organisation der Facebook-Geschäftsführerin und Zweifach-Mutter Sheryl Sandberg. In der Datenbank von Getty lagern 150 Millionen Fotos. Nun befinden sich dort auch 2500 Aufnahmen der LeanIn-Collection.

Darauf sieht man Frauen, die im schicken Kostüm eine Leiter hochklettern. Oder solche, die im einen Arm ein Baby halten und im anderen eine Aktentasche. Sandberg hat auch Fotos von Männern im Angebot. Darauf haben sie sich Babys umgeschnallt oder gehen mit ihrer kleinen Tochter Hand in Hand spazieren. Kurzum: zu sehen sind moderne Männer. So wie Christian Buechler.

Der 38-Jährige arbeitet seit 2001 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in Köln. Inzwischen hat er sich zum Senior Risk Manager hochgearbeitet. Vereinfacht gesagt, hilft er anderen Unternehmen dabei, Prozesse zu entwickeln, mit denen sie Risiken frühzeitig erkennen und bewältigen können – zumindest an drei Tagen in der Woche. An den restlichen Tagen ist er Hausmann und Vater.

Männern wie Buechler reicht es nicht mehr, ihre Kinder morgens höchstens kurz zu sehen, ihrer Frau einen schnellen Kuss zu geben, ins Büro zu verschwinden, erst abends wiederzukommen und nur am Wochenende Zeit für die Familie zu haben.

Elternzeit

Deshalb entscheiden sich viele Väter inzwischen dafür, länger Elternzeit zu nehmen. Nicht aus Faulheit, Genügsamkeit oder mangelnder Qualifikation. Sondern aus ökonomischem und seelischem Kalkül. Beruflich bringt ihnen das häufig keine Nachteile. Im Gegenteil.

Buechler kann das bestätigen. Im Oktober 2008 kam seine erste Tochter zur Welt, im Februar 2012 die zweite. Schon vor der Geburt des ersten Kindes beschloss er mit seiner Frau, dass sie die ersten sechs Monate nach der Geburt zu Hause bleibt und er danach neun Monate.

Buechler: „Das war keine große Überwindung, letztendlich ist es doch eine Frage der Prioritäten. Und für mich ist es eben wichtig, nicht nur Kinder zu haben, sondern mir auch Zeit für sie zu nehmen.“

Deshalb entschied er sich nach dem Ende der ersten Elternzeit dazu, in Teilzeit zu arbeiten. Glücklicherweise kommt ihm sein Arbeitgeber hier entgegen.

Ernst & Young will auch jungen Vätern den Spagat zwischen Job und Privatleben erleichtern. Deshalb unterstützt die Beratung Väternetzwerke, bietet Vorträge, gibt Broschüren heraus. „Familiäre Verpflichtungen und berufliche Weiterentwicklung schließen sich nicht aus“, sagt Recruiting-Chef Marcus Reif, „und die Erfahrungen der Mitarbeiter in ihrer Elternrolle bereichern unser Unternehmen.“ Deshalb arbeitet Christian Buechler seit Januar 2010 auf einer 60-Prozent-Stelle. An seinen freien Tagen organisiert er das Familienleben, bringt seine Töchter morgens in den Kindergarten und holt sie nachmittags wieder ab. Danach geht es zum Sport, in den Zoo oder in den Garten.

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