Ernährung Wo Gemüse über Fleisch siegt

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Veganer-Metropole Berlin

Auf der anderen Seite der Gesellschaft genügt vielen Menschen der Verzicht auf das Fleisch von toten Tieren längst nicht mehr. Vegetarismus ist für sie nur der halbe Weg zur Glückseligkeit. Sie wollen auch keine Milch, keine Eier oder Gelatine mehr verzehren und schütteln sich vor Produkten, die auch nur eines dieser Dinge enthält. Das Zentrum dieser Bewegung hin zu einer veganen Ernährung liegt in den Großstädten. Berlins Stadtteil Prenzlauer Berg ist für die Mütter mit Hipsterknoten und dem Wunsch nach Sojamilch als Basis für den Schaum auf dem Cappuccino ein Schlaraffenland. "In Deutschland leben aktuell rund sieben Millionen Vegetarier, das sind acht bis neun Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend. Davon leben etwa 800.000 Menschen vegan", schätzt der Geschäftsführer des Vegetarierbundes Vebu Sebastian Zösch.

Wer isst was? - Vegetarismus

Die Buchverlage haben längst reagiert. "La Veganista - Lust auf vegane Küche": So schmissig lebensfroh betitelt Autorin Nicole Just ihren Leitfaden, der "100 leckere Rezepte von Frühstück bis Abendessen" verspricht. Der Autor und Sportler Attila Hildman hat mit Büchern wie "Vegan for fit" dazu beigetragen, der veganen Ernährung ein besseres Image zu verschaffen. Blass und dünn - das war einmal. Muskulös und ausdauernd - das sind die Protagonisten der sogenannten neuen Sportveganer.

Wer isst was? - Veganismus

Andenhirse statt Nudeln

Der Amerikaner Scott Jurek ist einer der erfolgreichsten Ultramarathonläufer der Welt und Veganer. Sein Buch "Eat & Run" ist vielen Hobbyathleten Anreiz, es selber zu versuchen. Jurek, der unter anderem den Spartathlon über 246 Kilometer dreimal gewann, kocht ausschließlich pflanzlich. Seinen Energiebedarf deckt er dennoch. Wie das geht, darüber tauschen sich die Hobbyathleten über das Internet aus. Zahlreiche Blogs und Twitter-Accounts beschäftigen sich mit der Frage, wie sie die Proteine oder das Eisen, das Sportler in höherem Maße benötigen, durch Nahrung aufnehmen können. Die Hobbysportlerin Nadin Eule-Mau aus Berlin beschreibt unter eiswuerfelimschuh.wordpress.com ihre Ernährung. "Die Sportbegeisterung ist älter als die Entscheidung, erst vegetarisch und nun vegan zu leben", sagt Eule-Mau. Sie sei früher "Puddingvegetarierin" gewesen, also ein Mensch, der den Verzicht auf Fleisch und Fisch mit Süßigkeiten kompensiert und reichlich Kohlehydrate zu sich nimmt. Das Idealgewicht lässt sich so natürlich nicht halten. Der letzte Schritt zur Veganerin ist ihr aber noch nicht ganz geglückt: "Ich liebe Käse einfach zu sehr." Doch die Umstellung ihrer Ernährung ist ansonsten gelungen: Quinoa, eine Art Reis, ersetzt die für Ausdauersportler oft so wichtigen Nudeln. Auch Weizen hat Eule-Mau vom Speiseplan weitgehend gestrichen, sie verträgt ihn nicht so gut.

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