Exklusive Studie Wer in der digitalen Revolution untergeht

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Banken: Deutsche Bank jubelt, Santander trauert

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank Quelle: dpa

Vorreiter Deutschland: Deutsche Bank

Ob klassisches Mobile-Banking, ein Magazin für Führungskräfte international agierender Mittelständler oder auch eine App über die Kunstsammlung der Deutschen Bank – gleich 16 verschiedene mobile Anwendungen bietet das Geldinstitut seinen Kunden an.

Die Deutsche Bank erreichte mit ihrem Engagement 252 Punkten im Digital Readiness Index und belegt damit den Spitzenplatz. Kunden des Geldinstitutes können papierlos so gut wie alle ihre Geschäfte regeln: Wer eine vorgedruckte Überweisung zugeschickt bekommt, fotografiert sie einfach ab, über eine App wird ein Scan angefertigt und direkt bearbeitet.

Nachzügler Deutschland: Santander 

Sie nennt sich „Consumer“, also „Verbraucher Bank“, doch davon kann zumindest in der digitalen Welt keine rede sein. So verfügt die Tochter der spanischen Banco Santander zwar über Online Banking, aber das war es dann fast auch schon.

Das Geldinstitut hat keine Apps, ist auf keinem der sozialen Netzwerke vertreten und auch der Kontakt mit den Kunden ist alles andere als verbraucherfreundlich. Die bietet bei Fragen weder einen Chat mit Mitarbeitern, noch gibt es ein Forum oder FAQs. Dieses schwache Engagement bringt der Bank im Digital Readiness Index lediglich 46 Punkte ein und fällt damit in die Kategorie der digitalen Nachzügler.

Pionier International: Square

Eigentlich hat Jim McKelvey Informatik studiert. Aber das Blasen von Glas faszinierte ihn schon seit seiner Kindheit. Seine Spezialität sind Wasserhähne aus Glas. Eigentlich waren sie mehr als Hobby gedacht, doch plötzlich interessierten sich Käufer dafür.

McKelvey lernte dabei zwei Dinge. In den USA wollen Käufer am liebsten mit Kreditkarte zahlen. Doch die dazu nötigen Terminals kosteten monatliche Gebühren, egal ob man etwas verkaufte oder nicht. Zudem schauten sie wie überdimensionierte Taschenrechner aus den siebziger Jahren aus und ließen sich auch noch schwer bedienen.

Warum, so fragte sich McKelvey, kombiniert man nicht einfach ein Smartphone mit einem Kartenleser? Monatliche Gebühren wären nicht nötig, da Smartphone-Besitzer ja ohnehin schon für Internet-Verbindung via Datenvertrag bezahlten. Und wenn Karten am Magnetleser durchgezogen werden und die Transaktion online abgewickelt, so erfuhr McKelvey bei der Recherche, liegt das Risiko beim Kreditkartenanbieter.

So gut sind die Digitalstrategien der Banken Quelle: Neuland, Digital Readiness Index (DRI)

Gemeinsam mit seinem Schulfreund Jack Dorsey, Mitgründer des Kurznachrichtendienstes Twitter, und dem iPhone-Programmierer Tristan O’Tierney startete McKelvey vor fünf Jahren den Zahlungsanbieter Square. Sein erstes Produkt war ein aufsteckbarer Kreditkartenleser fürs iPhone.

Die Nachfrage nach dem quadratischen weißen Plastikaufsatz war enorm, nicht nur weil seine Gründer das Gerät kostenlos abgaben. Auch weil keine monatlichen Gebühren verlangt wurden, sondern nur eine Gebühr von 2,75 Prozent pro Verkauf. Plötzlich konnte jeder iPhone-Besitzer Kreditzahlungen akzeptieren.

Besonders auf Jahrmärkten und Kunstmessen wurde Square schnell populär. So rasant breitete sich Square aus, dass nicht nur die Kreditkartenunternehmen, sondern auch Online-Zahlungsanbieter wie Paypal kalt erwischt wurden.

Squares Unternehmenswert wird mittlerweile auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen Transaktionen im Wert von zwanzig Milliarden Dollar abgewickelt.
Ob Square eigenständig bleiben kann, ist umstritten. Die 2,9 Prozent Gebühren werden fast vollständig an die Kreditkartenanbieter weitergereicht. Der Rest hat bis heute nicht ausgereicht, um schwarze Zahlen zu schreiben. Doch der Wert von Square liegt in seinem Kundenbestand – Google und Facebook sollen Interesse an einer Übernahme haben.

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