Exklusive Studie Wer in der digitalen Revolution untergeht

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Energie: RWE spitze, Thüga hinkt hinterher

Fahnen mit dem Logo von RWE Quelle: REUTERS

Vorreiter Deutschland: RWE Energie

Ein Energieversorger, der dazu aufruft, eine Stunde lang das Licht auszuknipsen? Anlässlich der „Earthour“, eine Umweltschutzaktion, die sich für das Energiesparen und die Reduzierung von Treibhausgasen einsetzt, forderte RWE seine Facebook-Fans zur Teilnahme auf. In der Netzgemeinde kommt das gut an. Knapp 40.000 Likes hat der Energieriese auf Facebook.

Um diese bei Laune zu halten, postet der Konzern jeden Tag einen neuen Beitrag. Ob als kurzes Quiz, Video oder Mitmachaktion – besonders beliebt sind grüne Themen wie Elektromobilität.

Doch nicht nur beim Posten ist RWE flott, auch auf Fragen der User wird in der Regel schnell geantwortet. So bekam Dennis Buntrock schon drei Stunden später eine erste Rückmeldung auf die Frage, welche Kraftwerke er denn besichtigen könne.

Das gilt allerdings nicht für Kritik. Gerade in den letzten Tagen häufen sich die Einträge zu den Kosten für die Endlagerung des Atommülls.

Doch auf Kommentare à la „Jahrelang abkassieren und jetzt die Steuerzahler bluten lassen“ folgte bislang keinerlei Reaktion von Seiten des Konzerns.

Nachzügler Deutschland: Thüga Gruppe

Nur 18 Nutzer interessieren sich für die Thüga Gruppe – zumindest auf YouTube. Und das obwohl der Energieversorger rund 3,5 Millionen Strom-Kunden hat und mit einem Verbund aus 100 Stadtwerken das größte Netzwerk kommunaler Energie- und Wasserdienstleister Deutschlands ist.

Aber auch drei Millionen Kunden lassen sich nicht mit ein paar YouTube-Videos locken, in denen Männer in grauen Anzug vor grauem Hintergrund über die Energiewende in den Kommunen sprechen.
Hinzu kommt: Die Kontaktaufnahme zur Thüga Gruppe in der digitalen Welt ist fast unmöglich. Der Energieversorger hat keine Facebook-Seite, keinen Twitter-Account, selbst Kunden können sich online nicht registrieren. Unter dem Menüpunkt Service erscheint neben Ansprechpartner für Presse und Investoren lediglich eine info@-Adresse.

So verwundert der digitale Reifegrad der Thüga Gruppe wenig: Nur 26 Punkte erreichte das Unternehmen in digitalen Reife-Index und fällt damit in die Kategorie Nachzügler.

So gut sind Energieunternehmen auf die digitale Wende vorbereitet Quelle: Neuland, Digital Readiness Index (DRI)

Pionier International: Nest Labs, Palo Alto

Tony Fadell, 45, hat ein Talent, Märkte nicht nur zu entdecken, sondern sie auch zu besetzen. Vor knapp fünfzehn Jahren machte der Ingenieur keinen Geringeren als Apple-Gründer Steve Jobs die Idee schmackhaft, ein portables Musik-Abspielgerät zu entwickeln. Sogenannte MP3-Player gab es zwar bereits, aber Apples Interpretation brillierte durch großes Fassungsvermögen, elegantes Aussehen und einfache Bedienung. Der iPod ebnete den Wandel von Apple vom Computerhersteller zum erfolgreichsten Unterhaltungselektronikhersteller der Welt und stellte die Musikbranche auf den Kopf. Von dem Ruhm hätte Fadell bis an sein Lebensende zehren können. Doch er hatte schon den nächsten vernachlässigten Markt entdeckt – den der Heimautomatisierung. Wie damals bei den portablen Musik-Abspielgeräten gab es eine Reihe von Anbietern. Doch ihre Produkte waren alles andere als bedienerfreundlich wie Fadell feststellte, als er Heizungsregler in seinem Energiesparhaus am Lake Tahoe installierten wollte. Im Mai 2010 – anderthalb Jahre nach seinem Abschied bei Apple – gründete Fadell mit seinem Ex-Kollegen Matt Rogers in Palo Alto das Unternehmen NestLab. Dessen wichtiges Produkt: Ein einfach zu bedienender und selbstlernender Heizungsregler, der sich an die Temperatur-Vorlieben seiner Besitzer anpasst. Statt einer Armada von Knöpfen wird das Gerät über einen Ring gesteuert und zeigt die eingestellte Temperatur klar und deutlich auf seinem runden Display an. Trotz eines stolzen Preises von 250 Dollar fand Fadells Schöpfung viele Käufer in den USA. Darunter einen mit besonders tiefen Taschen. Für 3,2 Milliarden Dollar erwarb Google Mitte Januar das Startup. Auch wegen Fadells Händchen für Trends und Bedienerfreundlichkeit. Er hilft nun dem Internet-Konzern, stärker Fuß im Markt für Heimautomatisierung zu fassen, der durch das Internet und Smartphones gerade neu definiert wird – von intelligenten Heizungsreglern, über Rauchmelder bis hin zu fernsteuerbaren Türschlössern.

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