Auf das Aufweichen scheinbar in Stein gemeißelter Branchengrenzen und Regeln reagieren die Branchendinosaurier zunehmend mit Aktionen, die vor allem ihre Hilflosigkeit deutlich machen: Im vergangenen Sommer etwa verhüllten Einzelhändler aus Tönnisvorst am Niederrhein aus Protest gegen die wachsende Online-Konkurrenz einfach ihre Schaufenster mit schwarzer Folie.
Oder sie berufen sich auf den Schutz durch althergebrachte Gesetze, die der digitalen Transformation kaum mehr gerecht werden – wie jüngst die Taxilobby im Kampf gegen Start-ups wie den Limousinenservice Uber oder etablierte Hotelketten, die sich gegen neue Konkurrenten wie Online-Wohnraumvermittler Airbnb wehren.
Dass es auch anders geht, zeigt Schrauben- und Werkzeughändler Adolf Würth – der 79-Jährige, der aus der Hinterhofwerkstatt seines Vaters einen Milliardenkonzern geformt hat, gilt nicht nur selbst als ständiger Nutzer elektronischer Medien. Er hat vor Kurzem seine 30.000 Vertriebler mit Tablet-Computer ausgestattet. Auf diesen können sie ihren Kunden vor Ort die stets aktuellste Variante der Produktpalette vorführen und bei Bedarf direkt im Netz bestellen.
Das Motto: In 60 Sekunden bestellen, in 60 Minuten liefern.
Wie Ihr Unternehmen digital fit wird
Machen Sie die Digitalstrategie zur Chefsache. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie sich veränderte Kundenerwartungen auf Ihr Geschäft auswirken. Transportieren Sie dieses Bewusstsein ins Unternehmen.
Wie sieht Ihr Unternehmen in fünf Jahren in einer digitalisierten Welt aus? Machen Sie sich klar, wie Sie künftig mit Kunden interagieren, welche Innovationen Sie bis dahin eingeführt und wie sich Ihre internen Prozesse geändert haben müssen.
Sobald Sie Ihre Strategie entwickelt haben, starten Sie mit der Umsetzung – mit kleinen, schnellen Schritten und überschaubaren Projekten. Schaffen Sie Inseln mit optimiertem organisatorischem, technologischem und kulturellem Rahmen – inklusive neuer Anreizsysteme, die die Ziele Ihrer Digitalstrategie unterstützen.
Messen Sie die Effekte Ihrer Projekte, und kommunizieren Sie Erfolge nach innen und außen.
„Das Besondere an der Transformationsphase, die wir gerade durchleben, ist nicht der technologische Wandel vom analogen ins digitale Zeitalter, sondern die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge verändern“, sagt Karl-Heinz Land, Gründer der auf digitale Transformation spezialisierten Unternehmensberatung Neuland. Habe es im 19. und 20. Jahrhundert noch Jahrzehnte gedauert, bis sich grundlegende Transformationen sichtbar durchgesetzt hätten, vollzögen sich diese heute innerhalb weniger Jahre. „Unternehmen, die jetzt den Anschluss verpassen, werden den Rückstand nicht mehr aufholen und riskieren den Untergang.“
Digitaler Reifegrad
Das zeigt auch ein Blick auf den Digital Readiness Index (DRI), den das Beratungsunternehmen Neuland entwickelt hat, um den digitalen Reifegrad einzelner Branchen deutlich zu machen, den sie anhand von 150 unterschiedlichen Faktoren analysiert hat: Während etwa die Automobilbranche den Wandel schon recht weit vorangetrieben hat, hinken in der Industrie viele Unternehmen hinterher.
„Die Digitalisierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche vollzieht sich in atemberaubendem Tempo. Die Zukunft unseres Landes hängt mit davon ab, wie die Gesellschaft diese digitale Revolution annimmt. Wir wollen die Chancen auf Innovation, Fortschritt und neue Beschäftigung nutzen und Deutschland zu einem führenden digitalen Standort in Europa ausbauen“, sagt Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur und Schirmherr des Digital Transformation Awards, den die WirtschaftsWoche aus der Taufe gehoben hat, um gemeinsam mit prominenten Partnern wie den Beratungsunternehmen Strategy& oder T-Systems sowie einer hochkarätigen Jury die besten digitalen Projekte und Strategien von Unternehmen in Deutschland auszuzeichnen.
Wer die Zeichen der Zeit erkannt und die digitale Initiative ergriffen hat, wer hinterherhinkt und kurz davor ist, Opfer des digitalen Darwinismus zu werden, oder vom digitalen Tsunami bereits überwältigt wurde.