Egal ob Techniker, Werber, Anwalt oder Berater: Jede Branche hat ihren eigenen Wortschatz, der für Außenstehende schwer zu verstehen ist. Wenn Agenturen um „Pitches battlen“, Rechtsanwälte mit Paragrafen um sich werfen oder Berater über Exit-Strategien diskutieren, sind Nicht-Experten schnell außen vor.
Vor allem bei Ärzten ist die Verklausulierung in Fachbegriffen besonders verbreitet: Ärzte müssen in den Gesprächen mit Patienten drei Anforderungen erfüllen: Sie müssen medizinisch relevante Informationen vermitteln, möglichst (zeit-)ökonomisch kommunizieren und dem Patienten die Informationen bestmöglich übermitteln. Manchmal werden Sonderbegriffe aber auch dafür genutzt, „verschlüsselt“ über Patienten zu reden. Wir haben Ihnen einige der schönsten Beispiele herausgesucht.
Medizinerjargon
Über der Nase liegt ein wichtiges Organ des Menschen – das Gehirn. Mit dieser Floskel verheimlichen die Ärzte, dass sie einen Patienten für nicht so intelligent halten.
Will ein Arzt nicht in Anwesenheit des Patienten über einen Befund sprechen, will er dies „außerhalb der Mauern“, also außerhalb des Patientenzimmers tun.
Hält ein Arzt einen Patienten für nicht so intelligent, wählt er diesen Ausdruck. Er attestiert ihm somit, dass er „einen an der Waffel“ hat und ihm auf den Keks geht – abgeleitet vom Namen des Keksherstellers Bahlsen.
So wie die Diarrhoe ist die Logorrhoe eine Art von Durchfall – dieser Begriff trifft auf eine Person zu, die ein unstillbares Redebedürfnis besitzt.
c.p. oder die Langfassung caput piger heißt wörtlich übersetzt „fauler Kopf“. Ärzte nennen so Patienten, die sich in der Therapie ihrer Krankheit nicht richtig einbringen.
Jeder kennt Flatulenzen, weithin als Blähungen bekannt. Spricht ein Mediziner vom Flatus Transversus, attestiert er dem Patienten einen „quersitzenden Furz“ – ihm fehlt nichts.
„Gomer“ ist die Abkürzung für „Get Of Out My Emergency Room“, und bezeichnet zumeist ältere Patienten, die an mehreren Krankheiten leiden und nicht mehr geheilt werden können.
Abseits solcher Spezialbegriffe gibt es natürlich auch klassische Diagnosefloskeln, die für den Patienten mitunter sehr unverständlich sein können. Seit 2012 läuft deshalb das Projekt „Was hab‘ ich“, an dem mehrere Universitäten beteiligt sind.
Patienten senden ihre mindestens zwei Seiten langen ärztlichen Befunde ein, Medizinstudierende übersetzen diese in ein verständliches Deutsch. Einen Arztbesuch ersetzt dieser Dienst allerdings nicht – er soll lediglich dabei helfen, den Arzt besser zu verstehen.
Auch Unternehmensberater haben ihre ganz eigene Sprache. Oft besteht diese aus Anglizismen, die weitestgehend unnötig sind. Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, warum Aufzüge und Kisten so wichtig für Berater sind, finden sie hier einige Erklärungen.
Beraterjargon
Diese Phrase soll etwas Unmögliches ausdrücken. Für Projektmanager ist dies eine Formulierung dafür, dass Analysen auf ein Minimum reduziert werden.
Zu gut Deutsch: Aufzugtest. Berater sollen dazu in der Lage sein, ein Konzept so schnell wie möglich erklären zu können – beispielsweise in einem Aufzug gegenüber einem potentiellen Kunden.
Mit Headcount wird die Anzahl der Angestellten bezeichnet. Wenn eine Headcount Reduction ansteht, wird es für die Angestellten gefährlich – möglicherweise wird ihre Stelle gestrichen.
Statt in Schubladen – oder Boxen - zu denken, müssen Berater auch einmal über den Tellerrand hinausschauen. Oder eben ihre Schachtel öffnen und aus ihr heraus gucken.
Ist ein Projekt doch nicht so erfolgreich wie geplant, braucht jeder Unternehmer einen „Notausstieg“ – die sogenannte Exit-Strategie legt fest, wie ein Projekt abgewickelt werden kann.
In der bunten Werberwelt regiert das Geld - und der Kunde soll kaufen, was das Zeug hält. Egal ob der nächste große Pitch oder die nächste Top-Kampagne - alles will gut geplant sein. Warum Tierprodukte und Särge eine Rolle für Werbeschaffende spielen.
Werberjargon
Werbung, in der Kunden mit niedrigen Preisen, Rabatten oder sonstigen grellen Hinweisen gelockt werden sollen, bezeichnet der Werber als Schweinebauch-Werbung. Diese Werbung ist nicht kreativ und erfüllt keine ästhetischen Ansprüche, reicht aber völlig aus. So wie Schweinebauch eben. Es muss nicht immer Kaviar sein.
Wo Sprachwissenschaftler verschiedene Versionen von Wörtern durchdeklinieren, muss der Werber das mit seinen Konzepten können. Diese sollten sich in verschiedene Werbeformen „durchdeklinieren“ lassen, erst dann sind sie perfekt.
Waren es früher noch Produkte, die selten oder verboten waren, sind es heute solche, die besonders günstig sind – und deshalb in den Ladenregalen ganz weit unten liegen, so dass man sich bücken muss, um sie zu finden.
Um auch einmal über den Tellerrand der Agentur herauszuschauen, wird ganz normalen Menschen eine Idee unter die Nase gehalten – zum Beispiel der einfachen Hausfrau. Am besten der Frau des Chefs.
Für verschiedene Kunden ist das Elend der Menschen das größte Geschäft: Versicherungen, Pharmaunternehmen, Altersheime. Tabus sollten tunlichst vermieden werden, es darf nicht zu laut mit dem Sargdeckel geklappert werden.
Was damals die Vorzimmerdame war, wird in modernen Agenturen als Trafficker bezeichnet. Diese Person kümmert sich um Kundenanfragen, um die kreativen Köpfe vom trivialen Alltagsgeschäft fern zu halten.